Buchbesprechung
Simenon und die Flucht der Flamen

Georges Simenon: Die Flucht der Flamen; Diogenes Verlag Zürich (Schweiz) 1961; 23 SeiteM ISBN: 3-257-22458-2

Im Jahre 1940 sind belgische Fischer mit ihren Familien sowie Hab und Gut nach Frankreich geflogen. Die Hoffnung, im Ankunftsort La Rochelle gastlich aufgenommen zu werden, zerschlägt sich allerdings. Ihre Boote werden - entsprechend den Vorschriften - von den Behörden beschlagnahmt. Nach dem Einmarsch der deutschen Truppen werden dann auch die Einheimischen mißtrauisch. Den französischen Fischern wird die Fangerlaubnis versagt. Nur Omer Petermans, der Patron des belgischen Clans, erhält als einziger eine solche Erlaubnis.

Nach Verlagsangaben ist dies ein Buch über Flüchtlingselend und Fremdenhaß. Simenon greift dabei auf eigene Erfahrungen zurück. Während der Blitzkrieges 1940 in Belgien hatte Simenon die Organisation des belgischen Flüchtlingswesens in La Rochelle übernommen. Das französischsprachige Buchoriginal  ist 1946 in Saint Andrews  in Kanada geschrieben und veröffentlicht worden.

Das Buch ist eine Enttäuschung. Es bietet diejenige Mischung aus Charakterstudie und Gesellschaftsroman, wie sie für Simeon üblich ist. Die Handlung wird eher oberflächlich beschrieben. Mit ihrem Bezug zum 2. Weltkrieg wirkt sie anachronistisch. Jugoslawien-Krieg, Ukraine-Krieg, Irak-Krieg, Afghanistan, Syrien - Kriege gibt es auch heute noch, über 80 Jahre, immer noch mehr als genug, dementsprechend auch Flüchtlingsströme. Simeon verarbeitet seine subjektiven Erfahrungen literarisch. Direkte politische Lösungen, wie man mit dieser Art Migration umgehen kann, bietet Simenon nicht. Daß und inwieweit die Geschichte biographische Elemente Simenons enthält, ist für literaturwissenschaftliche Laien nicht erkennbar.

Der Sekundärliteratur ist zu entnehmen, daß Simenon nicht nur für seine Maigret-Krimis, sondern auch für  seine Non-Maigret-Romane als seriöser Schriftsteller wahrgenommen werden wollte. Für meinen persönlichen Geschmack ist dieses Versuch hier grandios gescheitert, wie das Buch überdeutlich zeigt.

Es ist also nur was für echte Simenon-Fans-

Autor:

Andreas Rüdig aus Duisburg

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