Letzter LKW nach Bosnien: Aber Hilfsaktionen von Heribert Hölz und Helfern gehen weiter

Heribert Hölz
2Bilder

Ein kalter Dezembervormittag auf dem Schulhof der Katholischen Grundschule Böhmer Straße in Buchholz: Heribert Hölz, Ehefrau Ursula und die ehrenamtlichen Mitstreiter der Caritas-Bosnienhilfe haben alle Hände voll zu tun. Schwere Kartons müssen gestemmt, Säcke geschleppt werden. Das aber bereitet den Helferinnen und Helfern – Alter 70 plus – immer mehr körperliche Mühe. Und so wird an diesem Tag der letzte LKW mit Hilfsgütern für Bosnien beladen.

Das Engagement für die Menschen auf dem Balkan aber wird fortgesetzt. Denn wer Heribert Hölz kennt, weiß: Die Arbeit für „seine“ Bosnienhilfe aufgeben, das könnte der gebürtige Hochfelder, der heute in Neukirchen-Vluyn lebt, nicht. „Die Hilfe geht weiter. Wir werden mit Geldspenden unsere Projekte unterstützen. Unberührt ist davon auch die Marmeladenproduktion für die Suppenküche in Zenica“, betont Hölz.

1992 hatte Heribert Hölz die Bosnienhilfe ins Leben gerufen, geschockt von den TV-Bildern des Balkankriegs, der im Herbst 1991 begonnen hatte. „Das war ‚Krieg live‘, eine neue Qualität des Fernsehens. Der Krieg fand ja praktisch im eigenen Wohnzimmer statt.“ Das Elend der Menschen berührte Hölz tief. „Das war für mich furchtbar, weil es so nah war, mitten in Europa, mit dem Auto zu erreichen.“ Dem Sozialarbeiter beim Caritasverband Duisburg war schnell klar: „Ich habe einen helfenden Beruf. Hier muss ich helfen! Das geht mich etwas an und die Caritas auch.“

Hölz bat zunächst in einem Brief an seine Kolleginnen und Kollegen um Geldspenden zum Kauf der nötigsten Lebensmittel. Knapp 11 000 DM kamen in sechs Wochen zusammen. Wie aber die wichtigen Güter zu den Menschen auf dem Balkan bringen, dafür sorgen, dass die Hilfe im Kriegsgebiet auch tatsächlich ankommt? Heribert Hölz versprach spontan: „Die bring‘ ich hin.“

Ganz schön weit aus dem Fenster gelehnt habe er sich damals damit, erinnert sich Hölz. Zweifel am gefährlichen Vorhaben folgten prompt. „Kannst du das? Darfst du das als Ehemann und Familienvater?“ Ehefrau Ursula gab ihr Okay. Und Hölz hatte sein Wort gegeben. „Dazu musste ich stehen.“

Anfang des Jahres 1992 machte Heribert Hölz sich dann mit dem allerersten LKW voller Lebensmittel auf den Weg, konnte sich vor Ort ein Bild von der großen Not der Menschen machen. Da wurde deutlich: „Du kannst nicht nur einmal helfen und dann sagen: Das war‘s ...“

Und so wurden aus einer spontanen Hilfsaktion bislang 22 Jahre Arbeit für die eigens gegründete Bosnienhilfe des Caritasverbandes Duisburg, auch weit über Hölz‘ Pensionierung hinaus. 2007 ging Hölz nach 40 Jahren in Diensten der Caritas in den Ruhestand. An seiner Arbeit für die Bosnienhilfe hat das nichts geändert.
66 LKW mit insgesamt rund 1 000 Tonnen Hilfsgütern wurden seit 1992 auf den Weg nach Bosnien gebracht. Heribert Hölz reiste 77 Mal in das auch noch Jahre nach Kriegsende schwer gezeichnete Land. Und wird auch künftig dorthin fahren, haben außer dem LKW-Transport von Hilfsgütern doch alle Projekte der Bosnienhilfe weiter Bestand.

So werden Ursula Hölz nebst Ehemann, Nachbarn und vielen Helferinnen und Helfern auch im kommenden Jahr wieder den Herd für die Hölzsche Marmeladen-Großproduktion in den heimischen vier Wänden anschmeißen. Durch den Verkauf tausender Gläser selbstgemachten Brotaufstrichs wird Jahr für Jahr die Suppenküche in Zenica finanziert. Fortgeführt werden zudem die Familienpatenschaften, das Schafprojekt, die Finanzierung der Alten- und Krankenhilfe in zwei bosnischen Städten, der Aufbau einer Obstplantage und vieles andere mehr.

Dafür sind Hölz und seine Mitstreiter auch in Zukunft auf die großzügige Spendenbereitschaft der Bürgerinnen und Bürger angewiesen. Denn nur mit deren Unterstützung ist die Hilfe auch in den kommenden Jahren sicher.

Heribert Hölz
Heribert Hölz (vorne links), seine Frau Ursula (links dahinter) und seine ehrenamtlichen Mitstreiter beladen den letzten LKW mit Hilfsgütern für Bosnien. Die Helferinnen und Helfer sind in die Jahre gekommen, können die schwere Fracht nicht mehr stemmen. Sie werden aber nicht müde, sich weiter für die gute Sache einzusetzen. Foto: Hannes Kirchner
Autor:

Sabine Justen aus Duisburg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

17 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.