Ein Schaf im Stadttheater - Teil 2

In den vergangenen Taghen habe ich über das Schaf berichtet, das das Duisburger Theater besucht. Und habe mir eine geharnischte Kritik von Michael Steindl, dem künstlerischen Leiter des Stadttheaters, eingehandelt. Ich möchte an dieser Stelle darauf eingehen.

Soweit ich es beurteilen kann, wird das Stück "Ein Schaf fürs Leben" nur einmal in dieser Spielzeit aufgeführt. Zu Recht? Mit Absicht? "Wenn ich mir ansehe, wie oft andere Stücke wiederholt werden, kann man den Eindruck gewinnen, daß das Stück nichts taugt," können böse Zungen nun behaupten. Ein paar eigene Gedanken seien dazu erlaubt.

Werbung für das Stück wurde nur auf den Internetseiten gemacht. In den gedruckten Broschüren, die beispielsweise in der Stadtinformation = "Ruhr Visitor Center", Stadtbüchereien, Rathaus und Bezirksämtern ausliegen, fehlten jegliche Informationen. Auch an dem Stand, an dem am Tag der Aufführung Werbematerialien auslagen, fehlte jegliches Informationsmaterial. "Sollte das Stück totgeschwiegen werden?" kann eine böse Zunge jetzt fragen.

Wie hoch war eigentlich der Eintrittspreis? Da ich eine Pressekarte bekommen habe, war er für mich persönlich kostenlos. Nur mal zum Vergleich. Am 2. Weihnachtstag war ich in Düsseldorf im Kino. Dort habe ich mir für 9,20 Euro einen zweistündigen Film angesehen. Rechne ich das auf eine 30minütige Theatervorstellung um, komme ich auf einen Eintrittspreis von 2,30 Euro. Ob das kostendeckend ist, sei einmal dahingestellt.

Duisburg hat ein einkommensschwaches Publikum. Da kann der Preis schon ein entscheidendes Argument dafür sein, ob man ins Theater geht oder nicht. Insbesondere hier wird noch mehr als beim wohlhabenden, klassischen Bildungsbürgertum darauf geachtet, daß das Preis-Leistungsverhältnis stimmt. "Wie teuer ist der reguläre Eintrittspreis im Foyer III? 6 Euro? 8 Euro? Es wäre wohl etwas unpassend, ihn bei einem so kurzen Stück zu nehmen," könnte eine böse Zunge nun behaupten.

An wen hat sich das Stück eigentlich gerichtet?

An Kinder und Jugendliche? Kann nicht sein. Mal davon abgesehen, daß kaum welche anwesend waren, war das Stück weder lustig noch hat es irgendwie versucht, Kinder mit einzubeziehen. Hier wurde lediglich stur der Text abgespult.

An Erwachsene? Kann nicht sein. Dafür waren Geschichte und Handlung zu plump und platt. Ich persönlich habe spätestens in dem Augenblick Konzentrationsstörungen bekommen, als klar wurde, daß das naive Schaf Erfahrungen nicht mit Lebenserfahrung assoziiert, sondern für einen Ort = Stadt gehalten hat. Daß das Schaf dann "Erfahrungen" mit Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit gemacht hat, war mir persönlich dann auch egal.

An dieser Stelle sei ein Wort zu den Schauspielern gesagt. Hat die Sprecherin, die durch das Stück geführt hat, wirklich vom Blatt ablesen dürfen? Zeitweise hat es so ausgesehen. Noch ein Wort zu der Schauspielerin, die das Schaf mimte. Ich habe sie schon in anderen Aufführungen des Jugendclubs gesehen. Und kann mich zwar an ihr Gesicht, aber nicht an ihren Namen erinnern. Was bei mir persönlich kein gutes Zeichen ist. Sie ist für meinen persönlichen Geschmack als Schauspielerin immer blaß geblieben. Im Gegensatz zu (beispielsweise) Stefan Kolkenbrock und Behzad Scharifi, zwei Herren, die gleichfalls im Jugendclub mitspielen, fehlt ihr Präsenz auf der Bühne und (was ich bei den Schauspielern nicht beurteilen kann) weiblicher Liebreiz. Aus Gründen der Höflichkeit werde ich hier nicht höflicher.

Hier sei auch ein Wort zum Publikum erlaubt. Im Publikum habe ich die Pressesprecherin des Stadttheaters erkannt, den Kollegen von der Rheinischen Post sowie einige Schauspieler des Jugendclubs, die ich schon mal auf der Bühne gesehen habe, mitsamt Freunden. Ein solches Publikum ist im Jugendclub üblich. Zuschauer, die keinen Bezug zur Truppe und / oder Theater haben, kommen dort nur wenig vor. Mit Absicht? Gezielt? Keine Ahnung.

So nebenbei erzählt: Die Krönung schoß eine Aufführung ab, die ich im Dezember 2011 gesehn habe. Soweit ich mich erinnere, war es eine Aufführung der "Zweiten Prinzessin". Dort blieben die hinteren Sitzreihen komplett leer. Die Besucher wurden vielmehr diskret aufgefordert, sich dort gezielt nicht hinzusetzen.

Auf Rückfrage erzählte der schon erwähnte Michael Steindl, daß sich eine Besuchergruppe (wohl eine Schulklasse) zwar angemeldet habe, letztendlich aber nicht gekommen sei. Einen Grund für das Nichterscheinen gab er nicht an. Da ber wohl alle Karten im Vorverkauf abgesetzt worden waren, war die Veranstaltung für das Stadttheater ausverkauft. Ein Schelm, der Böses dabei denkt.

EIgentlich hatte ich mir nicht so viel Mühe mit dem Stück machen wollen. Was mit dem lokalkompass zusammenhängt. Dort können zwar Texte von mir erscheinen. Ich bekomme meine Arbeit aber nicht bezahlt. Man könnte die Arbeit nu als Hobby, Freizeitbeschäftigung, Liebhaberei und Spaß an der Freude herabqualifizieren. An manchem Wochenende, an manchem Abend wäre ich (im nachhinein gesehen) auch lieber zuhause geblieben. EIne Sache werde ich mir aber nicht unterstellen lassen, nämlich daß ich den Journalismus als Deckmäntelchen dafür mißbrauche, um im Theater ein paar angenehme Stunden zu verleben. Für mich sind eher andere Fragen interessant.

Meine sprichwörtlichen Brötchen verdiene ich woanders. Wieviel Arbeit soll ich da pro Stück investieren, um ein Stück zu beschreiben? Muß ich wirklich umfangreiche Recherchen anstellen, nur um qualitativ etwas schreiben zu können? Momentan bin ich Birgit Schmitz, der Pressesprecherin des Stadttheaters, dankbar dafür, daß ich lange Zeit kostenlos ins Theater durfte. Etwas störend war, daß mein elektronisches Brieffach mit Terminankündigungen von ihr vollgemüllt wurde. Diese Ankündigungen sind für die Printmedien brauchbar. In elektronischen Medien wie dem lokalkompass bin ich mir nicht sicher, inwieweit sie gelesen werden und ob sie die gewünschten Erfolge zeitigen.

Hätte ich für 2012 einen Wunsch frei, würde er folgendermaßen lauten: Ich darf auch im Jahre 2012 als Journalist kostenlos ins Theater. Die Zusammenarbeit müßte dann aber zwingend auf eine neue Basis gestellt werden.

Ausgangspunkt der Überlegungen wäre dabei folgendes: Der große Vorteil von uns Bürgerreportern besteht aus meiner Sicht darin, daß unser Themenspektrum breiter sein kann als die reine Besprechung von Aufführungen. Beispiele dafür gefällig? Aber gerne: Wir können Theaterberufe oder Unternehmen, die Theatertechnik produktzieren, vorstellen. Wir könenn dokumentieren, wie eine Premiere zustandekommt oder wie der Jugendclub seine Stücke umsetzt. Ideen gibt es viele.

An dieser Stelle sei mir ein Vergleich nicht nur erlaubt. Er ist hier auch sinnvoll. Florian Blaschke heißt der Pressesprecher des Wilhelm Lehmbruck - Museums. Er müllt mein elektronisches Postfach zwar auch mit Terminankündigungen und Werbung zu. Er hat im Gegenzug aber auch eine angenehme Eigenschaft, die wohl meinen Kollegen von den gedruckten Medien wie auch mir persönlich zugute kommt. Er hatte immer ein offenes Ohr, wenn es um eine Berichterstattung über das Museum ging. Dieses lobende Wort sei hier erlaubt.

Es ist natürlich nicht die Aufgabe der Theaterleitung, mir mir Rat und Tat beiseite zu stehen. "Du Unhold! Wie kannst du von der Pressestelle des Theaters nur so viel Arbeit und Hilfsbereitschaft erwarten können?" könnte die bereits erwähnte böse Zunge fragen.

Im ersten Augenblick ist mal als Journalist natürlich pikiert, wenn man von der Deutschen Oper am Rhein gesagt bekommt, daß eine Berichterstattung im Lokalkompass nicht erwünscht ist. Im nachhinein bin ich aber auch dankbar darüber. Diese Ehrlichkeit hat beiden Seiten doch viel Streß und Arbeit erspart.

Ich sage für mich persönlich eine Sache ganz deutlich: Ich war mir an vielen Stellen nicht sicher, ob ich wirklich alles sagen soll, was mir in den Sinn kommt. Das hängt damit zusammen, daß ich anfangs wenig Erfahrung mit dem Theater hatte. Ich kann natürlich in die Stadtbücherei gehen und Bücher über das Theater allgemein lesen. Werde ich dann aber wirklich urteilssicherer? Kenn ich dann wirklcih die Verhältnisse vor Ort?

Hinzu kommt die Erkenntnis: Ich bin Einzelkämpfer. Kommt es wegen einer Äußerung wirklich hart auf hart zum Streit, stellt sich niemand schützend vor mich. Da ist mir schon ein wenig Schmusekurs wichtig.

Eine Sache ist mir persönlich wichtig. Ich möchte mich nicht im Streit vom Stadttheater trennen. Mir wäre es liebger, wenn sich das Verhältnis zueinander deutlich verbessern würde.

Nun zufrieden, Herr Steindl?

Autor:

Andreas Rüdig aus Duisburg

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