Eine schrecklich jecke Familie

Bei Laura Urbanik (Karnevalsgesellschaft „Rote Funken“ 1949 e.V.), die gemeinsam mit den Paginnen Aline Urbanski, Jaqueline Maleszka und Jessy Schmelzer Duisburgs Tollität Günter II. durch die Session 2011/2012 begleitet, scheint die Lust zur Narretei genetisch bedingt.

Schon Mama Gabriele und Tante Marion waren zu ihrer Zeit als Paginnen in närrischen Diensten. Ebenso Cousine Jasmin. Großcousine Lea, Nesthäkchen der Familie, muss erst noch ein bisschen größer werden, ehe auch sie Mitglied der Prinzencrew werden kann. Die Kleine lebt ihre jecke Veranlagung derzeit als Mitglied der Minigarde der KG Alle Mann an Bord aus. Doch auch Männer der Familie sind im Duisburger Karneval bekannte Größen.

Aber der Reihe nach: 1978 begründete Marion Hutny-Kamp als Pagin von Prinz Herbert II. (Wolf) die Familientradition. Prinz Herberts Hofmarschall Wolfgang Fuchs war‘s, der den Kontakt vermittelte. Ein Blick auf alte Fotos lässt stutzen: Paginnen in Pumphosen? „So ist‘s eigentlich richtig, so ist die Tradition“, erklärt Marion, die Bilder und 21 Karnevalsorden aus dieser Zeit bis heute sorgsam hütet. Denn Paginnen sind der Tradition nach eigentlich Prinzenpagen, trugen früher in dieser Rolle immer Pumphosen.

Ihre Schwester Gabriele Urbanik folgte 1987 ins Amt. Sie war Pagin, dann schon im heute bevorzugten kurzen Kleidchen, von Prinz Rolf I. (B. Hutny). Und wer jetzt denkt: „Hutny? Hutny? Hab‘ ich doch gerade erst gelesen ...“ ist zu Recht aufmerksam geworden. Prinz Rolf ist mit Schwester Marion ehelich verbandelt. Ebenfalls im 87er-Prinzenteam: Wolfgang Fuchs neuerlich als Hofmarschall, der auch Gabriele fürs närrische Amt anwarb.

1993 setzte Jasmin Hutny-Langenberg als Pagin von Prinz Helmut II. (Hohmann) die jecke Familiengeschichte fort. Doch die Tochter von Pagin Marion und Prinz Rolf. B. Hutny, Nichte von Pagin Gabriele, hatte nicht nur einen großen Auftritt im Duisburger Karneval, sondern war drei Jahre später ein zweites Mal Mitglied der Prinzencrew. Diesmal als Hofnarr von Prinz Holger I. (Langenberg), der 1996 die Regentschaft innehatte. Das Amt war eigens für Jasmin erfunden worden. Warum?
Der Hofnarr hatte bekanntlich im Mittelalter die Aufgabe und das Privileg, dem Herrscher als Einziger die Wahrheit sagen zu dürfen. Wer aber könnte das besser als die eigene Ehefrau? Genau. Zu ihrer Zeit als Pagin hatte Jasmin ihren Holger, Kommandeur bei Alle Mann an Bord, zunächst kennen- und liebengelernt, dann geheiratet. Als ihr Mann dann zum Karnevalsprinzen Holger I. gekürt wurde, wollte Jasmin ihm während seiner Regentschaft zur Seite stehen, „aber nicht wieder als Pagin“. Musste sie auch nicht. Als Hofnarr folgte sie ihrem Prinzen durch die Session.

In diesem Jahr ist nun Laura Urbanik, Tochter von Gabriele, an der Reihe, als liebreizende Pagin von Prinz Günter II. (Hagemann), die Geschichte dieser schrecklich jecken Familie fortzuschreiben. Und wie‘s die Tradition will, war‘s wieder Wolfgang Fuchs, jetzt 1. Hofmarschall von Günter II., der als närrischer Personalvermittler fungierte. Laura freut sich schon riesig auf den Rosenmontagszug, darauf, vom Prinzenwagen aus es Kammelle regnen zu lassen. Davon hatte sie schon als Kind geträumt, seit sie als Neunjährige auf dem Wagen der Zugleitung mitfahren durfte. Denn Holger Langenberg, Mann ihrer Cousine, ist in Karnevalskreisen nicht nur als Prinz anno 1996 bekannt, sondern zudem als langjähriger Zugleiter.

Was aber war für ihre Vorgängerinnen der Höhepunkt ihrer Session? „Es gab nicht den einen Höhepunkt, jede Feier war ein Höhepunkt. Jeden Tag, den wir als Prinzencrew zusammen waren, haben wir gefeiert und genossen.“ Für Gabriele war die Prinzenkürung der Tag, der besonders im Gedächtnis geblieben ist: „Wir haben darauf hingefiebert, endlich unser Amt übernehmen zu können, waren gespannt auf unseren ersten Auftritt vor großem Publikum.“
Jasmin denkt besonders gerne an ihre Zeit als Hofnarr zurück: „Jeder Tag war toll. Wir haben uns alle super verstanden, was nicht selbstverständlich ist. Die Verabschiedung war der emotionalste Moment, wir haben alle geweint.“

Und nun drücken alle Laura die Daumen, dass es Rosenmontag nicht, wie schon so oft, regnet und stürmt. Duisburg, helau!