Unglaubliche Sicherheitslücken: Busfahrer ohne Führerschein und ein Reisebus mit Mängeln

Vor der Abfahrt der Reisegruppe sehen die Beamten des Spezialteams genau hin: Bus und Fahrer werden einer Kontrolle unterzogen. | Foto: privat
  • Vor der Abfahrt der Reisegruppe sehen die Beamten des Spezialteams genau hin: Bus und Fahrer werden einer Kontrolle unterzogen.
  • Foto: privat
  • hochgeladen von Christa Herlinger

Der Schreck sitzt den Eltern noch immer in den Gliedern. Eigentlich wollten sie ihre Kinder am Kirchplatz St. Michael in Dellwig nur verabschieden. Es herrscht Aufbruchstimmung. Sieben spannende Tage wollen die Kids im Rahmen der traditionellen Herbstfreizeit erleben. Ziel ist die Landherberge Essern in Diepenau. Doch erst mit achtstündiger Verspätung kann sich die Gruppe auf den Weg machen. Grund sind Mängel am Reisebus und ungültige Fahrzeugführerpapiere. Insgesamt drei Unternehmer schicken Fahrzeuge. Erst Bus Nummer drei besteht den Sicherheitscheck durch die Polizei.

Stefan Asbeck ist noch immer entsetzt. Was wäre passiert, fragt sich der Vater eines teilnehmenden Kindes, wenn das Leitungsteam als Organisator nicht so umsichtig geplant und auf das Angebot der Essener Polizei zurückgegriffen hätte? Ein vierköpfiges Beamtenteam kümmert sich in der Stadt um die Sicherheit von Bussen. "Wenn man eine Busreise plant, kann man mit drei- bis vierwöchiger Voranmeldung kostenlos den Bus vor Abfahrt überprüfen lassen", so der Dellwiger.

Sicherheitscheck durch die Polizei

In St. Michael nutzt man den Sicherheitscheck seit Jahren. Zum Glück, wie sich jetzt herausstellen sollte.
Zwei Mitarbeiter der Polizei waren am Abfahrtstag vor Ort, warteten mit den Kids auf die Ankunft des Reisebusses. Der bog auch pünktlich in den Langhölterweg ein. Die Aufgabe der Beamten: Die Papiere des Fahrers kontrollieren, das Fahrzeug auf seine Fahrtüchtigkeit hin prüfen.
"Immer wieder wird in den Medien von krassen Sicherheitsmängeln bei Bussen berichtet", weiß auch der Familienvater. Trotzdem ist er entsetzt, das Ergebnis niederschmetternd: Der vorgeschriebene Feuerlöscher sowie die Verbandskästen in Bus Nummer eins sind abgelaufen, vom Warndreieck ist nur noch die Umverpackung vorhanden. Aber es kommt noch schlimmer: "Der Fahrer konnte nur einen Personenbeförderungsschein vorlegen, der in Deutschland keine Gültigkeit besitzt", berichtet der Vater.

Kamerateam des WDR war mit vor Ort

Kaum nachvollziehbar, denn an diesem Morgen ist ein Fernsehteam des WDR in Dellwig mit dabei. Die Journalisten wollen einen Bericht über Reisebusse und deren Sicherheit abdrehen. "Das ist dem Neusser Busunternehmer im Vorfeld mitgeteilt auch worden", so der Familienvater. "Und er war damit einverstanden!"
Allerdings ist der Auftrag, für die kompletten Kosten bereits im Vorfeld erhoben worden waren, an einen Subunternehmer gegangen. Der Neusser Unternehmer wird kontaktiert, verspricht den Dellwigern, die Mängel zu beheben und einen anderen Busfahrer zu schicken. "Aber es war klar, dass das während der Ferien recht schwierig werden könnte", so Asbeck und er sollte Recht behalten.

Kinder warten geduldig

Ein Busunternehmen aus dem Essener Süden soll einspringen. Bus samt Fahrer, so wird versprochen, würden bis 16 Uhr vor Ort sein. Die Kinder warten geduldig. Am Nachmittag sind auch die Polizisten wieder da. Eine Mutter scherzt: "Hoffentlich gucken sie gleich nicht so genau hin." Doch das tun die Beamten und müssen feststellen, dass auch der Fahrer dieses Busses keinen gültigen Führerschein besitzt. Reiseantritt? Fehlanzeige.
Ein Unternehmen aus Bottrop wird angefragt. 18.30 Uhr soll Abfahrt sein, so recht mag noch niemand daran glauben. Doch diesmal schaffen es Kinder sowie der Bus und sein Fahrer wirklich, sich auf die Reise nach Diepenau zu machen. Gegen 21.30 Uhr erhalten die Eltern die glückliche Nachricht: Alle sind wohlbehalten angekommen.

Im Notfall eine Gefahr für die Insassen

Einen kompletten Tag im Feriencamp haben die Kids verloren. Aber Stefan Asbeck und die anderen Eltern sind froh, dass durch die Kontrollen die eklatanten Sicherheitslücken aufgefallen sind. Zum Wohle ihrer Kinder und der anderen Verkehrsteilnehmer. "Es hat sich gezeigt, dass man schneller als man denkt mit einem Bus unterwegs sein kann, der im Notfall eine echte Gefahr für die Insassen darstellt. Was ist, wenn das Fahrzeug in Brand gerät und der Feuerlöscher nicht funktioniert? Oder aber die vorgeschriebenen Nothämmer nicht mit an Bord sind?" Dass es den Eltern noch jetzt angst und bange wird, ist verständlich.
Die Leiter der Dellwiger Herbstfreizeit organisieren seit Jahren derartige Fahrten. "Da wir nicht irgendein 'Billigwillig-Unternehmen ausgesucht", berichtet der Vater und ergänzt: "Aber unser Beispiel hat gezeigt, dass es wichtig ist, Aufklärungsarbeit zu machen. Nicht alle wissen, dass es den kostenlosen Service bei der Polizei Essen gibt." 

Kontakt: 
Die Polizei Essen bietet einen kostenlosen Sicherheitscheck für Reisebusse an.
Veranstalter von Gruppenreisen wie die Leiterrunde aus Dellwig können dieses Angebot nutzen. Vor Reisebeginn werden vor Ort Fahrer und Fahrzeug durchleuchtet.
Das Angebot muss drei bis vier Wochen vor Reiseantritt angemeldet werden.
Nach Auskunft der Pressestelle der Polizei Essen ist die Direktion Verkehr / Verkehrsdienst der richtige Ansprechpartner. Unter der Rufnummer der Polizei 0201/ 829-0 kann man sich an mit den zuständigen Mitarbeitern verbinden lassen.

Autor:

Christa Herlinger aus Essen-Borbeck

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

16 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.