Barrierefreie Wohnungen, wo heute noch die Kirche steht

Gohl | Foto: Gohl

Einen Bauboom erleben barrierefreie Wohnungen, die vor allem für den immer größer werdenden Anteil der Senioren in unserer Gesellschaft interessant sind. Erneutes Beispiel für solche Bauprojekte im Essener Norden ist die Stapenhorststraße in Altenessen-Nord. Dort wird die katholische Kirche St. Ewaldi abgerissen, und an ihrer Stelle sollen 42 Wohneinheiten entstehen.
„Wir haben uns jahrelang bemüht, die Kirche mit neuer Nutzung zu erhalten. Irgendwann muss man dann mal akzeptieren, dass es nicht möglich ist“, sagt Bernd Bergfort. Als stellvertretender Vorsitzender des Kirchenvorstands hat er sich gemeinsam mit verschiedenen Gremien für die Bewahrung des charakteristischen Baus an der Stapenhorststraße eingesetzt. Nicht nur, weil er ein Beispiel für die Arbeit der Altenessener Architektenfamilie Böll ist, sondern vor allem, weil engagierte Christen ihre Kirche nicht ohne weiteres aufgeben. Viele Emotionen sind damit verbunden.
Doch das alles half nicht, 2008 wurde die letzte Messfeier in St. Ewaldi begangen. Profaniert (d.h. entweiht) wurde das Gebäude erst in diesem Jahr, doch mittlerweile steht der Bauzaun. Am Donnerstag wurde der Kronleuchter als einer der letzten Einrichtungsgegenstände heraus geholt, und im nächsten Monat kann der Abriss beginnen.
Seit der Schließung des Gotteshauses im Jahre 2008 als Folge der Sparmaßnahmen im Bistum gehört St. Ewaldi zur Altenessener Pfarrei St. Johann Baptist. Herz Mariä an der Heßlerstraße wurde Nebenkirche, St. Ewaldi dagegen „weitere Kirche“, was ihr Ende bedeutet.
Was dann kam, war der Versuch einen Investor zu finden, der das Gebäude erhalten und mit einem im Rahmen seiner Geschichte akzeptablen Innenleben füllen wollte. Ohne Erfolg: „Investoren gab es genug, aber keiner wollte die Kirche“, sagt Bernd Bergfort. Der stellvertretende Vorsitzende des Kirchenvorstands und seine Mitstreiter konnten aber immerhin viel Inventar aus St. Ewaldi für andere Gemeinden retten: „Im Rahmen der Kernsanierung von St. Johann wurde viel übernommen.“
Anderes trat einen weiteren Weg an: das Altarkreuz kam zum Polizeiseelsorger, die Orgel nach Polen, der Kreuzweg ist in Oberhausen, wird aber eventuell im afrikanischen Togo seine Zukunft haben.
Nicht vom Abriss betroffen sind die Kindertagesstätte sowie ein Wohngebäude. Letzteres wurde allerdings ebenfalls an den Bottroper Investor, die Wegner und Gühmann GbR, verkauft. Die will, so Bengfort, im hinteren Grundstücksbereich die barrierefreien Wohnungen errichten. Von der bis vor gar nicht langer Zeit eigenständigen katholischen Gemeinde bleibt dann nur die Erinnerung.

Autor:

Sabine Pfeffer aus Essen-Kettwig

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