Konkurrenz am Altenessener Bahnhof - Investorenrennen ums Schweinemarkt-Süd-Karree

Hinter gelbem Bus und grünen Bäumen - ehemals war dort das Gelände des Altenessener Schweinemarkts - künftig soll hier als "Altenessen Süd Karree" ein neues Einkaufs- und Geschäftszentrum entstehen.
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  • Hinter gelbem Bus und grünen Bäumen - ehemals war dort das Gelände des Altenessener Schweinemarkts - künftig soll hier als "Altenessen Süd Karree" ein neues Einkaufs- und Geschäftszentrum entstehen.
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Südöstlich des Altenessener Bahnhofs, wo auch nach dem 2. Weltkrieg noch bei Deutschlands größtem Schweinemarkt hervorragende Geschäfte gemacht werden konnten, herrscht bis auf ein paar abgestellte Autos heutzutage gähnende Leere. Seit Jahrzehnten schon sind die Backsteingebäude des früheren Schweinemarkts abgerissen und auch die Glasfronten zweier später dort angesiedelter Autohäuser sind wieder verschwunden, stattdessen wächst das Gras.
Fast wäre auf dem offiziell „Altenessen –Süd Karree“ genannten Freigelände jetzt der Startschuss für den Bau eines Geschäfts- und Einkaufszentrum gegeben worden. Leider hatte der Stadtrat im April seinen Verkaufsbeschluss für dieses Grundstück ohne jedwede Debatte gefasst, was hier unzulässig war. Eine rot-schwarze Mehrheit hatte dafür gesorgt, dass der von der Fachverwaltung favorisierte Bieter nicht zum Zuge kam. Das war politisch-rechtlich legitim – nicht aber, dass in den Entscheidungsgremien Planungsausschuss und Stadtrat später keine Gründe für den neuen favorisierten Käufer debattiert und dokumentiert wurden. Jetzt kann über die Zukunft des „Altenessener Süd-Karrees“ erst nach der Sommerpause im Planungsausschuss und Stadtrat verbindlich entschieden werden -
Hinter dem vom Oberbürgermeister angemahnten Verstoß gegen den § 54 der Gemeindeordnung steckt ein Transparenzproblem, dass hier – weil als nicht öffentlicher Beschluss gefasst, ebenfalls nicht völlig offengelegt werden kann. Da viel davon aber trotzdem bereits in der Zeitung zu lesen war, darf einiges doch erläutert werden:
Auslöser war eine rot-schwarz-rote Mehrheit in der Bezirksvertretung V, der bei diesem Bauprojekt aber lediglich ein Anhörungs- und kein Entscheidungsrecht zustand.
Nach vielen Jahren vergeblichen Wartens auf Investoren hatten veränderte Bebauungspläne endlich dazu geführt, mehrere Kauf- und Bauwillige für das Gelände des früheren Schweinemarkts zu interessieren. Da die Stadt einen Fixpreis vorgegeben hatte, konnte sich die Entscheidung jetzt ausschließlich auf den Qualitäten der Bauentwürfe gründen.

Gegensätzliche Baukonzepte des Geschäftskomplexes

Anhand eines ausführlichen Kriterienkatalogs hatten städtische Planer der Bezirksvertretung V Ende März 2014 erläutert, weshalb unter den verschiedenen Baukonzepten speziell eine norddeutsche Projektentwicklungsfirma das für einen lebendigen Stadtteil und reibungslose Verkehrsführung günstigste Angebot vorgelegt hatte.

Dem Stadteil zugewandt

Der von den Stadtplanern favorisierte Bauentwurf setzte auf große Glasfronten, Geschäftsauslagen und Eingänge hin zur Altenessener Straße. Der Grüne Bezirksvertreter Joachim Drell hob vor allem hervor, dass in dieser Planung nicht bloß der Autofahrer durch weitläufige Parkplätze und kurze Wege priorisiert werde, sondern auch das Konzept des getrennten Anliegerverkehrs von den Fußgängerströmen gut gelöst sei.

Die isolierte Einkaufsinsel

Der zweit placierte Vorschlag einer Essener Immobiliengruppe bot hauptsächlich einen nach Innen gewandten Einkaufs- und Parkplatzhof, der allerdings durch die Zahl der angebotenen Parkplätze beeindruckte. Die verschiedenen Baukörper schotteten sich dafür allerdings mit viel Beton und kleinen Fenstern zur eigentlichen Stadtteilseite mit den Bus, U-Bahn und Straßenbahnhaltestellen, wie auch zum Bahnhofsvorplatz ab.
Es drohte also mit diesem Entwurf eine weitere isolierte Einkaufsinsel, die kaum etwas zu besseren Verweilqualitäten zwischen Lierfeldstr. und der Südseite des Altenessener Bahnhofs beitragen würde. So würden zwar Kunden in einen von der Straße getrennten Atriumbereich gelockt, über den inneren Parkverkehr bliebe für Fußgänger dort aber eine erheblich Unruhe erhalten.
Nach streitbarer Debatte und zeitweiliger Unterbrechung der Bezirksvertretungssitzung gab die rot-schwarze BV-5-Groko, u.a. gegen die Stimme des Grünen Bezirksvertreters Joachim Drell, trotzdem lieber eine Empfehlung für das Projekt eines hiesigen Investors. Diese Firma könne ja ihre vorgelegte Bauversion in Richtung der abgelehnten vorherigen Nummer 1 verändern. Insoweit also eine kommunalpolitisch umstrittene, aber korrekte Mehrheitsempfehlung, die Grüne allerdings für falsch halten. Problematisch wurd erst die spätere Debattenverweigerung der entscheidungsberechtigten Gremien Planungsausschuss und Stadtrat.

Kommunalpolitischer Spielausfall bis Ende Septemberr

Nach diesem kommunalpolitischen Vorspiel oder besser Spielausfall, steht der Grundstückverkauf im September darum erneut auf der Tagesordnung des Stadtrats. Welche Mehrheit auch immer dann wieder dem örtlichen Investor den Zuschlag gegeben will, muss das , sozusagen amtlich erzwungen, inhaltlich begründen. Um die beste Lösung für das Altenessener Bahnhofsumfeld sollte natürlich mit Argumenten und nicht mit Stimmungen gerungen werden.
Stadtplanung und Bezirksvertretung V hatten bereits in den neunziger Jahren für das verkehrsgünstig gelegene ehemalige Schweinemarktgelände einen neuen Bebauungsplan beschlossen. Leider fanden sich für die damaligen durchaus schönen Pläne keine Investoren – möglicherweise, weil noch immer droht, dass unmittelbar angrenzend eine 6-spurige Schneise der Autobahn A 52 durch den Altenessen geschnitten werden könnte.
Auf jeden Fall ist es gut für ein künftiges Altenessen-Süd-Karree, wenn die Pläne doch noch mal solide diskutiert werden, bevor der endgültige Verkaufsbeschluss durch den Stadtrat geht. Die Reste einer anderen, weniger solide zustande gekommenen Projektplanung um jeden Preis, rotten schließlich seit Jahren als dreistöckige Bauruine vor sich hin und bestärken das Image des Altenessener Bahnhofsareals als Angstraum.
Die Altenessener GRÜNEN zumindest würden es für den Stadtteil begrüßen, wenn im Herbst doch noch die eigentlich mit guten Argumenten versehene ursprüngliche Nummer 1 im Stadtrat eine Mehrheit finden würde.

Autor:

Walter Wandtke aus Essen-Nord

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