Immobilien für Eulen

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Bei Baumaßnahmen in alten Gemäuern entdeckt man ja so einiges. Aber Gewölle? Auf Zollverein auch das. Diese unverdaulichen Beutereste (wie kleine graue Wollknäuel) werden von Vögeln ausgewürgt, in diesem Fall von Schleiereulen. Da wurde ein Umzug fällig - wegen Baumaßnahmen.
Das darf man sich jetzt nicht so vorstellen, als trügen Bauarbeiter die Vögel behutsam an eine andere Stelle. Die würden das nicht mit sich machen lassen. Vielmehr wurden drei Nistkästen auf dem Kokerei-Areal aufgehängt. Ein Angebot, das die Vögel auf Dauer kaum ablehnen werden. Zwar sinniert Stephanie Krüßmann über den alten Standort des Nestes: „Vielleicht bleiben sie ja auch dort, der Lärm stört sie oft gar nicht.“ Doch die Erfahrung der Diplom-Landschaftsökologin besagt: Die Schleiereulen ziehen um. Nicht unbedingt sofort, zumal das Aufhängen der Nisthilfen ein wenig spät im Jahr erfolgte. „Aber es gibt oft mehrere Jahresbruten und mehrere Brutplätze“, so Krüßmann. Eine davon könnte also im Neubau erfolgen.
Wo genau die großen grauen Kästen aufgehängt wurden, gibt die RAG Montan Immobilien (!) sicherheitshalber nicht bekannt. Die Vögel sollen vor unerwünschtem Besuch bewahrt werden. Gebaut wurden die Eulenhäuser von Schülern des Berufsbildungswerkes CJD in Moers, aufgehängt haben sie Arbeiter, die auf der Kokerei mit dem neuen RAG MI-Firmensitz beschäftigt sind. Per Hubsteiger gelangten sie in für Eulen angemessene, luftige Höhe.
Bei der Bestimmung der Tiere anhand des Gewölles und dem Auffinden ihrer bisherigen Wohngegend haben Fachleute der Universität Duisburg-Essen geholfen - in einer abendlichen Spielpause der letztjährigen Fußballweltmeisterschaft. Das neue Wohnraumangebot machen RAG und Stiftung Zollverein nicht aus reiner Tierliebe. Sie beherzigen damit auch die gesetzlichen Vorgaben des Artenschutzes. Um den geht es auf dem von vielen Pflanzen und Tieren besiedelten Zollvereingelände öfter. Stephanie Krüßmann spricht von umfangreichen Kartierungen, die bei der Entwicklung des Standorts erforderlich seien.
Und da die Kokerei weitläufig genug ist, würden sich auch weitere Schleiereulenpaare nicht in die Quere kommen. Immobilien wären jetzt da.

Autor:

Sabine Pfeffer aus Essen-Kettwig

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