Vom „Deutschen Weintor“ zum Hambacher Schloss. Der Quartettverein "Frohsinn" auf den Spuren der "Wiege der Demokratie"

Das Hambacher Schloss
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Die Pfalz ist nicht nur ein äußerst gastfreundliches – sondern auch ein Land mit bewegter Vergangenheit. Bis 1816 gehörte es zur Französischen Republik und wurde dann dem Königreich Bayern unterstellt. Viele Privilegien, die unter französischer Fahne gewährt worden waren, wurden zurück genommen. Zudem ließen hohe Steuern und Zölle die Bevölkerung verarmen. 1832 gründeten die Publizisten Siebenpfeiffer und Wirth den „Deutschen Press- und Vaterlandsverein“. Unter diesem Deckmantel organisierte dieser Verein ein Volksfest auf dem Schlossberg des Dorfes Hambach. Ca. 30.000 Menschen trafen sich dort und demonstrierten erstmals für die Einheit Deutschlands sowie für eine Verfassung. Das Hambacher Schloss wird deshalb heute als „Wiege der Demokratie“ bezeichnet. Das alles ist sicher vielen Menschen bekannt, wurde aber durch die direkte Konfrontation mit der Geschichte wieder ins Gedächtnis gerufen. Erstmals erschallten an diesem Morgen die Stimmen der Sänger über die Gipfel des Pfälzer Waldes.

In Neustadt an der Weinstraße, unweit Hambachs, hatte die „Frohsinn-Familie“ für drei Tage ihr Zuhause gefunden.

In Neustadt beginnt auch die heutige „Südliche Weinstraße“ die bis zum „Deutschen Weintor“ nahe der Grenze zum elsässischen Wissenbourg (Weißenburg) führt. Das 18 Meter hohe Weintor ist im neoklassizistischem Stil erbaut und stammt aus der Zeit des Nationalsozialismus. Zur französischen Seite hin zierte in dieser Zeit der Reichsadler mit einer riesigen Hakenkreuzfahne das Gemäuer. Die Fahne wurde nach dem 2. Weltkrieg entfernt. Ehrensache und folgerichtig, dass der Chor an diesem Schauplatz unter ihrem Chorleiter Thomas Scharf einige Weinlieder zu Gehör brachte, die spontan von einem Winzer mit einem großen Glas Wein belohnt wurden. Mit dem Grenzübertritt auf französisches Hoheitsgebiet änderte sich nicht nur die Sprache auf den Straßenschildern, sondern offensichtlich auch die Lebensart. Dort, in der Abteikirche in Wissenbourg, durfte der Quartettverein einige seiner geistlichen Lieder singen.

Ein Besuch der Pfalz heißt auch deftig und typisch: Saumagen, Leberknödel, Weinkraut und Bauernbrot. Das alles traditionell nach einer spritzigen Weinprobe in einem Weingut in einem der neun Neustadter Weindörfer.

Doch auch mit dem Mittelalter wurde der „Frohsinn-Tross“ konfrontiert: Nach Einweisung in die Tischsitten der Alchemisten und dem Verteilen von Esswerkzeugen begann in den rustikalen Räumen einer Destille ein Essen wie zu Ritters Zeit mit einem Trinkspruch. Während des Mahles erfuhren die Speisenden einiges aus der mythischen Welt der Alchimisten, Goldmacher, Scharlatanen und deren Suche nach dem Stein der Weisen. Ein langer Abend der besonderen Art mit Bänkelsänger und Erzählungen.

Ein Streifzug durch die Altstadt von Neustadt offenbarte eindrucksvoll die bewegte Geschichte der heimlichen Weinhauptstadt Deutschlands. Hier hatte sich das Touristikbüro zum Abschied noch etwas Besonderes für seine Gäste einfallen lassen: Am „Haus des Weines“ gab es zunächst Kostproben guten Pfälzer Weines und anschließend spielte eine Blaskapelle in einem nahe gelegen Lokal nur für „Frohsinn“ auf und ein Glas Gerstensaft gab es noch dazu.

Die Pfalz, ein gastfreundliches Land, empfohlen zum Wiederkommen.

Autor:

Friedrich Krause aus Essen-Ruhr

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