"Luftiges" MINT-Projekt an der Realschule Überruhr

Mann, ist der dick! Zum Abschluss des MINT-Projekttages wird der Versuch mit dem Schokokuss im Vakuum noch einmal in großer Dimension durchgeführt. Foto: Janz
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  • Mann, ist der dick! Zum Abschluss des MINT-Projekttages wird der Versuch mit dem Schokokuss im Vakuum noch einmal in großer Dimension durchgeführt. Foto: Janz
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Eigentlich soll man ja auf dem Gang nicht rennen und mit Lebensmitteln experimentieren auch nicht. Diese ehernen Regeln sind an diesem Vormittag an der Realschule Essen-Überruhr vorübergehend außer Kraft gesetzt. Es geht sozusagen um Höheres als den Benimm, nämlich um Physik!

Den Regenschirm weit aufgespannt rennt eine Hand voll Mädchen abwechselnd im Flur vor den Naturwissenschaftsräumen an der Überruhrstraße 115 auf und ab. Was aussieht wie Faxenmacherei ist ein physikalisches Experiment. Die Viertklässlerinnen von der Carl-Funke-Schule machen ihre ganz praktischen Erfahrungen mit dem Luftwiderstand.
Zusammen mit ihren Mitschülern aller drei vierten Klassen von der Heisinger Grundschule - insgesamt 71 an der Zahl - sind die Kinder heute zu Besuch in der REÜ - einer MINT-Schule, die auf die Fächer Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik spezialisiert ist.
„Ist Luft eigentlich nichts?“ ist das MINT-Projekt mit den Grundschülern überschrieben. Diese Frage gilt es im Laufe des Vormittags zu klären.

Botschafter in Sachen Naturwissenschaften

23 Realschüler der Klassen 9 und 10 haben zu diesem Zweck zwölf Stationen mit den unterschiedlichsten Versuchsaufbauten vorbereitet - das Ganze gleich zweimal, um der Vielzahl der Grundschüler gerecht zu werden. Allen Experimenten gemeinsam ist das Thema Luft. Die größeren Kids fungieren einmal mehr als Botschafter in Sachen Naturwissenschaften.

MINT-Projekttage seit 2012

Solche MINT-Projekttage sind seit 2012 fester Bestandtteil im Lehrplan der Realschule Essen-Überruhr. Mal besuchen die Botschafter die Grundschüler in ihren Klassenräumen, mal sind die Grundschüler zu Gast bei den Großen. „Für uns Lehrer ist das eine interessante Sache, zu sehen, wie sich die Schüler verhalten“, erklärt Diana Klesper, die an der REÜ Mathematik und Physik unterrichtet und das Projekt an diesem Tag betreut. „Unsere Schüler werden dadurch auf eine andere Ebene gebracht. Sie sind jetzt die Lehrer, müssen Verantwortung übernehmen und müssen neben der Vermittlung von Wissen auch noch andere Funktionen von Lehrern erfüllen, etwa für Ruhe sorgen“, so Lehrerin Klesper.
An den Forschungsstationen geht es rege zu. Die Heisinger Viertklässler Roberto, Luc und Vitor sind mit dem Schokokuss-Experiment befasst. Luc saugt mit einer Pumpvorrichtung die Luft aus einem Schraubglas, in dem ein Schokokuss platziert ist. Das Versuchsobjekt bläht sich mehr und mehr auf, der Schokomantel bekommt Risse. Dann lassen die Jungs wieder Luft ins Glas und der Schaumzwerg schrumpft auf seine ursprüngliche Größe zusammen. „Was ist hier passiert?“ will „Lehrer“ Rebas aus der 9c wissen. Die Grundschüler sollen die Nuss möglichst eigenständig knacken, der MINT-Botschafter hilft nur dort, wo es nötig ist.

Lernen mit Spaßfaktor

Rebas ist zufrieden mit seinen drei Schülern. Als „Lehrer“ hat er schon ein bischen Erfahrung, er macht das Ganze heute schon zum dritten Mal. „Oft finden die Kinder die richtige Lösung schon selbst“, resümiert er. Am MINT-Projekt schätzt der Neuntklässler besonders, dass hier Lernen und Spaß miteinander verbunden werden.
Einen Tisch weiter fährt der „Rosinenaufzug“ munter auf und ab: Bei diesem Versuchs­aufbau mit dem lustigen Namen handelt es sich um ein Glas voll Sprudelwasser, in das Felicia, Jana und Vivienne aus der 4a der Carl-Funke-Schule einige Rosinen geben. Kaum im Wasser gelandet, setzen sich Kohlensäurebläschen an der Rosine fest und tragen die Trockenfrucht an die Wasseroberfläche. „Hier oben zerplatzen die Bläschen und die Rosine sinkt wieder nach unten“, erklären die Grundschülerinnen. Die „Lehrerinnen“ Vanessa und Annalena aus der 9b sind zufrieden mit ihren Schülerinnen, die den Vorgang eigenständig erklären konnten. Realschülerin Annalena profitiert ganz konkret vom MINT-Projekt: „Ich möchte später Grundschullehrerin werden und demnächst auch ein Praktikum an einer Grundschule machen. Da ist das hier schon eine ziemlich gute Übung.“
Grundschullehrerin Renate Steinberg, die ihre Schützlinge von der Carl-Funke-Schule zusammen mit zwei Kolleginnen an diesem Tag an die Realschule Überruhr begleitet, steht fasziniert inmitten des Forschergetümmels. „Wir sind von der Realschule Überruhr angefragt worden, ob wir nicht Lust hätten zu kommen“, erläutert sie. Für die Heisinger Grundschule ist die Teilnahme an solch einem MINT-Projekt eine Premiere. „Eine schöne Sache“, lobt Steinberg die Aktion. „Wir freuen uns sehr über die Kooperation.“

Patrick aus der 10a ist ebenfalls voll des Lobes - und zwar für „seine“ Schüler: „Das waren die besten Drei, die ich je hatte!“ Zum vierten Mal ist Patrick MINT-Botschafter, später möchte er Mathe und Physik unterrichten. An der REÜ hat sich der Zehntklässler schon auf diese beiden Fächer spezialisiert und führt das MINT-Projekt, ebenso wie seine Mitschüler aus dem naturwissenschaftlichen Ergänzungsunterricht, freiwillig durch. „Auf diese Weise kann ich mich auch schon einmal auf die Arbeit mit Kindern vorbereiten.“ Den Unterrichtsstoff, den die Realschüler an diesem Vormittag verpassen, arbeiten sie übrigens eigenständig nach.

Autor:

Melanie Stan aus Essen-Ruhr

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