Unterwegs als Geisterjäger

Er kennt sich aus mit Menschen und Mythen: Henning Christoph ist Voodoo-Spezialist und betreibt in Rüttenscheid das Soul of Africa Museum. Der WDR verdingte ihn jüngst als „Spuksucher“.Foto: -ck-
  • Er kennt sich aus mit Menschen und Mythen: Henning Christoph ist Voodoo-Spezialist und betreibt in Rüttenscheid das Soul of Africa Museum. Der WDR verdingte ihn jüngst als „Spuksucher“.Foto: -ck-
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Unter der Bezeichnung „Spuksucher“ schickt der WDR den Essener Ethnologen Henning Christoph in den Ring. Ahnen, die keine Ruhe finden und durch Schlösser und Burgen geistern, sollen vom ihm dingfest gemacht werden. Der Rüttenscheider Voodoo-Spezialist als Geisterjäger? „Ich selbst kann keine Geister finden“, betont Christoph, Betreiber des Soul of Africa Museums an der Rüttenscheider Straße. „Aber im Voodoo ist das alltäglich.“

Schauplatz: Burg Satzvey in der Eifel. Gräfin Beissel von Gymnich hört nächtens Schritte und ist überzeugt, es mit einem Geist zu tun zu haben, der umherirrt und keine Ruhe findet. Ein Fall für den WDR, ein Fall für Henning Christoph. Als „Spuksucher“ - so der Titel der als Serie angelegten Pilotfolge - soll er auf die Pirsch gehen, die Ahnen aufspüren und am besten auch gleich mitnehmen ...
Das vermag der Rüttenscheider Ethnologe und Fotograf, der seit über 30 Jahren Afrika bereist und ein ausgewiesener Kenner des über 4000 Jahre alten Voodoo-Glaubens ist, natürlich nicht. Er versteht sich als Moderator und holt sich seinerseits Hilfe bei denen, die sich damit auskennen:
Zwei Spezialisten aus Benin reisen an, entdecken gleich mehrere unruhige Tote im Haus, führen eine geheimnisvolle Zeremonie durch, reinigen die Räume und der Spuk ist gebannt ...
Da schaut nicht nur Graf Beissel von Gymnich skeptisch. Das mag allerdings auch am WDR-Troß liegen, der die gesamte Burg für die Dauer der Dreharbeiten auf den Kopf stellt.

Voodoo ist kein Zauber

Afrikanische Voodoo-Zeremonien auf einer deutschen Burg in der Eifel? „Warum nicht“, entgegnet Henning Christoph, „es kommt darauf an, das Orakel lesen zu können und sich anschließend mit den Ahnen zu versöhnen.“ Glaubt der Ethnologe und Journalist an solch übersinnliche Phänomene? „Ich glaube nur, was ich am eigenen Leib erfahren habe“, erklärt er, „ich akzeptiere aber solche Dinge und respektiere sie.“
Zahlreiche Reisen nach Benin und in andere afrikanische Länder haben aus ihm einen Voodoo-Kenner der besonderen Art gemacht. Seine Sammlung an Kultgegenständen, Figuren und Materialien ist beachtlich. Das Museum an der Rüttenscheider Straße platzt aus allen Nähten, das Archiv ist prallvoll und auch die Geschichten, die Henning Christoph erzählen kann, nehmen kein Ende. Allesamt sind sie spannend und exotisch.
Dabei ist ihm wichtig, das schlechte Image des Voodoo-Glaubens gerade zu rücken: „85 Prozent des Voodoo heilen und schützen, Schadensmagie wird nur durchgeführt, wenn es absolut gerechtfertigt ist.“ Kleine Püppchen, die mit Nadeln gespickt werden und so Schmerzen verursachen, gebe es nicht.

Soul of Africa - das Voodoo Museum mitten in Rüttenscheid

„Soviel schwarze Magie ist Hollywood-Kino“, erklärt er. Wörtlich übersetzt heiße Voodoo „Gott“. „Man kommuniziert mit den Göttern und bringt ihnen Opfer, auf dass sie einem helfen.“ Dazu benötigt man Holzfiguren, reich geschmückte Altäre und vieles mehr. Zu besichtigen im Soul of Africa Museum an der Rü. Es liefert Einblick in eine komplexe Religion - und das nicht ohne Gruselfaktor. Schädel, Knochen und tote Giftschlangen inklusive.
Die eigentliche Heilung findet im Kopf statt, ist sich Henning Christoph sicher. Glaube versetzt scheinbar auch hier Berge. Opfergaben für die Götter stimmen diese gütlich. Verstorbene Ahnen erhalten Altäre und bleiben so bei den Lebenden.
Ein mit Zuversicht konsumierter Giftcocktail verschont denjenigen, der vertraut. In Verbindung mit Adrenalin wird er jedoch zur tödlichen Mischung.

Wer mehr erfahren möchte über Menschen, Mythen und Mysterien, der Besuche den Chronisten des Voodoo im Museum in Rüttenscheid - oder hoffe auf eine Fortsetzung der WDR-Produktion in 2013.

Autor:

Petra de Lanck aus Essen-Süd

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