Bewährtes Team als Erfolgskonzept für die Flüchtlingshilfe

Sozialarbeiterin Manolya Karadag (l.) und Islamwissenschaftlerin Nina Stock bei der Arbeit. | Foto: JUH-Regionalverband Essen
  • Sozialarbeiterin Manolya Karadag (l.) und Islamwissenschaftlerin Nina Stock bei der Arbeit.
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Die Johanniter im Regionalverband Essen haben seit Mitte 2015 die Betreuung von Flüchtlingen übernommen und betreiben stationäre Einrichtungen an der Holzstraße in Mülheim sowie an der Barkhovenallee in Essen. Das individuelle Betreuungskonzept der Einrichtungen wird von einem bewährten Leitungsteam unter Berücksichtigung von Bewohnerstruktur und -bedürfnis ständig weiterentwickelt und optimiert.

„Die Zusammenarbeit der Sozialarbeiterin Manolya Karadag und Islamwissenschaftlerin Nina Stock ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor für die Arbeit der Johanniter in der Flüchtlingshilfe. Die sozialen Aspekte der Konzepte werden durch das reiche Hintergrundwissen in Bezug auf kulturelle Gegebenheiten äußerst sinnvoll ergänzt. Dies ermöglicht einen engeren Kontakt zu den Bewohnern, bei denen Mauern abgebaut werden, während eine professionelle Distanz gewahrt bleibt. So entsteht ein entscheidender Vorteil für eine erfolgreiche Beziehungsarbeit.“, berichtet Jens Ohligschläger, Leiter Soziale Dienste bei den Johannitern.
Die Islamwissenschaftlerin und die Sozialarbeiterin legen dabei viel Wert auf die weitere Aus- und Fortbildung ihrer Mitarbeiter in dem mehrsprachigen und multikulturellen Betreuungsteam, für die sie diverse Fortbildungen zur Integration initiieren – u. a. für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, Erste Hilfe, Länderkunde, Asylrecht, Konfliktmanagement sowie Deeskalation.
Das Leitungsteam und die Betreuungshelfer ermöglichen neben einem geregelten Ablauf in der Unterkunft so auch eine gezielte Förderung der Bewohner. Sie werden über Hilfe zur Selbsthilfe z.B. möglichst gut auf die eigenen vier Wände und das Zusammenleben in Deutschland vorbereitet und ihre Integration wird gefördert. Wesentliche Faktoren für eine gelungene Integration sind die Aufklärung über das deutsche Wertesystem sowie die Aufarbeitung der Vorteile der freiheitlichen Gesellschaft und des friedlichen Zusammenlebens. In der täglichen Arbeit mit den Geflüchteten wird beispielsweise durch Erstorientierungs- und Kulturkurse ein bedeutender Schwerpunkt auf diese Themen gesetzt. Die Betreuungshelfer agieren hier als Kulturvermittler, stehen beratend zur Seite, vermitteln wichtige Informationen und beugen so auch kulturellen Missverständnissen vor. Neben übergreifenden Beratungsangeboten ist es für Menschen bestimmter Kulturkreise von großer Bedeutung, dass zusätzlich auch genderorientierte Angebote stattfinden. In Zusammenarbeit mit der Johanniter Akademie werden zudem Sprachkurse organisiert, die Teilnehmern den Erwerb eines Zertifikats ermöglichen und sie auf die Integrationskurse vorbereiten.
„Jeder Flüchtling hat sein eigenes Päckchen zu tragen. Deswegen sind individuelle Hilfeabsprachen unerlässlich. Es kommen ständig neue Herausforderungen auf uns zu, die eine Anpassung des bestehenden Betreuungskonzeptes an die jeweiligen Gegebenheiten fordern.“, erläutert die Islamwissenschaftlerin.

Besondere Förderung für Kinder

Derzeit bewohnen viele Kinder und Jugendliche die Unterkünfte. Gerade in den Ferien benötigen diese besondere Aufmerksamkeit, um am Ball zu bleiben. So gibt es auch speziell für die Minderjährigen in dem Flüchtlingsdorf eine gezielte spielerische Sprachförderung und Alphabetisierungskurse, wodurch das bereits Gelernte aufgrund der Ferien nicht in Vergessenheit gerät. Damit auch der Neueinstieg in Kindergarten und Schule erleichtert wird, werden diese Angebote ebenfalls mit jüngeren Kindern durchgeführt.
Doch auch der Spaß soll in den Ferien nicht zu kurz kommen. Die Kinder nehmen beispielsweise am Sommerprogramm des benachbarten Jugendtreffs teil, gehen schwimmen oder besichtigen die Rettungswache samt Blaulichtfahrzeugen und lernen die Johanniter so von einer anderen, spannenden Seite kennen.
Ergänzendes Betreuungskonzept für Individualwohnraum
Auch für die Zeit nach der Unterbringung in den Flüchtlingsunterkünften haben die Johanniter eigene Konzepte für die weitere Betreuung in den Wohnungen und Selbstversorgerunterkünften entwickelt. Die Mobile Flüchtlingshilfe setzt dort an, wo die Geflüchteten nun primär auf sich gestellt sind und unterstützen sie dabei, den Alltag in den eigenen Räumen zu bewältigen. Hierzu zählen Hilfestellungen zu Wohnangelegenheiten, behördlichen Anträgen, Amtsangelegenheiten, schulischen oder beruflichen Situationen sowie dem Arbeitsmarkt. Auch die Kontaktherstellung zu Ansprechpartnern aus Behörden und Ämtern oder zu Fachärzten ist ein wichtiges Thema, während Unterstützung zu Anmeldeverfahren für Strom, Gas und Wasser sowie ergänzenden Freizeitbeschäftigungen die Hilfe abrunden. Das Team der Mobilen Flüchtlingshilfe besteht grundsätzlich aus Mann und Frau und ist multikulturell – mit unterschiedlicher Sprach- und Kulturkompetenz – zusammengesetzt. Die Mobile Flüchtlingshilfe ist somit ein niederschwelliger Ansprechpartner für die Geflüchteten, was einen schnellen und vertrauensvollen Zugang zu ihnen ermöglicht und mit diesem Zugang einen wesentlichen Baustein für eine erfolgreiche Integration darstellt. Perspektivisch soll eine eigenverantwortliche Lebensführung, die Integration und die soziale Teilhabe gefördert werden.

Auch Flüchtlingshilfe ist TÜV-zertifiziert

Wie in den anderen Dienstbereichen auch, haben die Johanniter dabei von Beginn an ein wesentliches Augenmerk auf Qualität, Strukturen und Nachhaltigkeit der Leistungserbringung gelegt. Sowohl für den Betrieb der Flüchtlingseinrichtungen wie auch die mobile Betreuung von Flüchtlingen wurde ein eigenes Qualitätsmanagement erarbeitet, welches vom TÜV nach der internationalen Norm DIN EN ISO 9001 zertifiziert wurde.

Autor:

Michael Köster aus Essen-Borbeck

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