Starker Zusammenhalt zum Fest in den Wohngruppen der Funkestiftung

Die pädagogischen Mitarbeiter Fabian Rettinghaus und Janina Rehwinkel nehmen fürs Foto Mohamed Shehab aus Syrien in ihre Mitte. Zusammen mit sieben weiteren Jugendlichen lebt er in der Wohngruppe 2 des Kinderheims der Funkestiftung in Essen-Bredeney.
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  • Die pädagogischen Mitarbeiter Fabian Rettinghaus und Janina Rehwinkel nehmen fürs Foto Mohamed Shehab aus Syrien in ihre Mitte. Zusammen mit sieben weiteren Jugendlichen lebt er in der Wohngruppe 2 des Kinderheims der Funkestiftung in Essen-Bredeney.
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Es ist friedlich am Reckmannshof Nummer 9 in Bredeney. Der historische Altbau und der Neubau mit den einzelnen Wohngruppen des Kinderheimes der Funkestiftung bilden eine Art Insel inmitten von kamerabewachten Villen, hohen Zäunen und Mauern. Seit mehr als 60 Jahren gehen hier nun schon Kinder und Jugendliche ein und aus, die es bisher nicht so gut angetroffen haben im Leben und die froh sind, sich in ihrer Wohngruppe sicher und zuhause fühlen zu können. Auch oder gerade zum Weihnachtsfest.

56 Kinder und Jugendliche von 5 bis 19 Jahren sind im Kinderheim der Funkestiftung in insgesamt sechs Wohngruppen untergebracht. Circa acht bis neun Kinder leben in einer Gruppe, die jeweils von fünf Mitarbeitern über 24 Stunden betreut wird. "Die Zusammensetzung der Gruppen wird von uns gesteuert", erklärt Heimleiter Hermann Hammersen, der darauf achtet, das die "Chemie" der Kinder und Jugendlichen in den einzelnen Gruppen passt.
Der STADTSPIEGEL ist kurz vor dem Weihnachtsfest zu Besuch in Wohngruppe 2, die gerade dabei ist, ihr Wohnzimmer zu renovieren. Die pädagogischen Mitarbeiter Janina Rehwinkel und Fabian Rettinghaus sind hier im Betreuerteam und sich beide einig, dass ihre Arbeit weitaus mehr als nur ein Job ist: "Man nimmt viel mit nach Hause", erklären beide. Und natürlich lasse einen der Weg, den manche Kinder hinter sich haben, auch nicht kalt.
Mohamed Shehab ist 17 Jahre alt und kommt aus Syrien. Vor zweieinhalb Jahren kam er vermittelt über das Jugendamt in die Wohngruppe 2. Vier Monate hat er damals gebraucht, um von Damaskus bis nach Hamburg zu kommen. Sein Onkel hat ihn dann schließlich nach Essen gebracht, wo Mohamed heute nicht mehr weg möchte. In kürzester Zeit habe er Deutsch gelernt und sich super schnell integriert, erklären Janina Rehwinkel und Fabian Rettinghaus.

Schnell integriert

Das Weihnachtsfest gefällt Mohamed sehr, er hat sogar selbst Plätzchen gebacken, die nicht nur ganz vorzüglich aussehen, sondern auch prima schmecken. Da fordert das Team natürlich Nachschub, der von Mohamed zugesichert wird.
"Das ist wirklich ein bisschen so wie in einer Familie hier", erklärt der junge Syrer, der gerade seinen Hauptschulabschluss macht und sich vorstellen kann, in der Altenpflege zu arbeiten. Kontakt zu seinen Eltern hat er, sie haben ein Handy und so ist es nicht schwer, sich regelmäßig auszutauschen. Doch das ist nicht immer der Fall. Zurück nach Damskus will Mohamed nicht, er fühlt sich in Deutschland wohl, hat hier Freunde und möchte bleiben.

Feier eine Woche früher

Eine Etage höher liegen drei Jungs im Grundschulalter auf der Couch, sie haben es sich unter ihren dicken Oberbetten gemütlich gemacht und schauen gemeinsam Kinderfernsehen. Auf dem Tisch steht ein großer Adventskranz. Alle Wohngruppen sind weihnachtlich geschmückt und liebevoll dekoriert. Von steriler Heimatmosphäre kann keine Rede sein.
Wie feiern die einzelnen Gruppen das Weihnachsfest, spielt die Familie eine Rolle oder ersetzt die Wohngruppe in den meisten Fällen das Zuhause?
"Viele sind zumindest am Heiligen Abend bei ihren Eltern", erklären Rehwinkel und Rettinghaus. "Für die, die hier bleiben, ist einer von uns am 24. Dezember vor Ort und versucht natürlich, eine Wohlfühlatmosphäre zu schaffen. Wir schauen DVDs oder kochen etwas gemeinsam."
Die gesamte Wohngruppe zusammen hat ihr Weihnachtsfest allerdings schon eine Woche früher gefeiert, damit auch alle dabei sein konnten. "In diesem Jahr waren wir griechisch essen und alle haben sich richtig chic gemacht", berichtet Janina Rehwinkel. "Vorher laufen wir dann noch gemeinsam über den Weihnachtsmarkt."
Geschenke gibt es zumeist über die Wunschbaumaktionen der Stadt. Diese liegen dann ganz stilecht unter dem Weihnachtsbaum.

Chancen verbessern

Jedes Kind hat auch einen eigenen Mentor, der persönliche Bezugsperson ist und mit dem es noch einmal einzeln etwas unternimmt.
"Im Moment ist es bei uns total wuselig und alle sind ganz aufgekratzt bis zur Weihnachsfeier!" Darin unterscheidet sich das Heim der Funkestiftung wohl von keiner anderen Familie in der Vorweihnachtszeit. Sollte es dennoch einmal schlechte oder traurige Stimmung geben, so wird versucht, dies über Gespräche oder auch gemeinsame Aktionen wie Plätzchenbacken aufzufangen. Und natürlich gibt es neben den Freundschaften, die in den einzelnen Wohngruppen entstehen, auch noch Freunde außerhalb der Funkestiftung, die nach vorheriger Anmeldung zu Besuch sein dürfen.
Im Kinderheim sollen die eigenen sozialen und emotionalen Kompetenzen gestärkt und Lern- und Entwicklungschancen verbessert werden. Ob dem schließlich eine Rückkehr in die Familie folgt oder unabhängige Lebensperspektiven entwickelt werden, bleibt dabei jedem selbst überlassen. Das pädagogische Team leistet dabei Unterstützung, die angenommen werden kann aber nicht muss.

Unterstützung leisten

Nicht jeder kommt nach dem Start in ein selbstbestimmtes Leben in einer eigenen Wohnung in den Reckmannshof 9 nach Bredeney zurück, viele treffen sich aber regelmäßig beim Sommerfest mit Ehemaligen wieder und erzählen, wie sie es angetroffen haben außerhalb der Wohngruppe. "Das freut uns natürlich, wenn wir hören, dass es unseren Schützlingen gut geht, mit denen wir viel Zeit verbracht haben", erklären Janina Rehwinkel und Fabian Rettinghaus. Und dann gibt es ja auch noch Facebook und andere soziale Netzwerke ...

Die pädagogischen Mitarbeiter Fabian Rettinghaus und Janina Rehwinkel nehmen fürs Foto Mohamed Shehab aus Syrien in ihre Mitte. Zusammen mit sieben weiteren Jugendlichen lebt er in der Wohngruppe 2 des Kinderheims der Funkestiftung in Essen-Bredeney.
Hündin Shiva gehört Frauchen Janina Rehwinkel und somit ebenso dazu. Sie wird von allen geliebt und hat immer die Ruhe weg! Auch an den Festtagen ...
Autor:

Petra de Lanck aus Essen-Süd

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