Wolfssichtung in Essen-Heisingen?

Der Wolf auf Revier- und Partnersuche. Streifte er dabei auch den Essener Süden? | Foto: Pusch/ NABU
  • Der Wolf auf Revier- und Partnersuche. Streifte er dabei auch den Essener Süden?
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War es ein Wolf oder doch nur ein Hund, der vor einigen Tagen an der Wuppertaler Straße in Heisingen gesichtet wurde? Dies wird wohl für immer ein Geheimnis bleiben, denn ein Foto des Tieres existiert nicht. Es ist allerdings nicht unmöglich, dass es wirklich ein Wolf war, der aktuell sein Revier verlassen hat und sich auf der Suche nach einem neuen Partner befindet. Der STADTSPIEGEL sprach mit der Biologischen Station Westliches Ruhrgebiet und der Natur- und Umweltschutzakademie (NUA) NRW und erfuhr: NRW ist ein sogenanntes "Wolfserwartungsland".

"Noch hat sich hier bei uns in Nordrhein-Westfalen kein Rudel fest angesiedelt, bisher gab es nur durchziehende Tiere", informiert der Pressesprecher der Natur- und Umweltschutzakademie (NUA) NRW, Wilhelm Deitermann. "Aber es kann natürlich passieren, dass dies einmal der Fall sein wird."
Im benachbarten Niedersachsen gibt es freilebende Wolfsrudel. Einzelne Tiere seien auf der Suche nach einem neuen Revier durchaus in der Lage, Strecken von mehreren hundert Kilometern zu absolvieren, wissen Wolfsexperten. Es könnte also theoretisch wirklich ein Wolf gewesen sein, der an der Wuppertaler Straße gesehen wurde.
"Gerade jetzt verlassen junge Wölfe ihr Revier und suchen sich neue Partner", informiert Wilhelm Deitermann: "Im Monitoringjahr 2016/ 2017 gab es NRW-weit über 200 Hinweise. Am Ende konnten dann fünf Wolfssichtungen eindeutig nachgewiesen werden. Man spricht hier von C1-Nachweisen, also eindeutigen Fällen", erklärt Deitermann. Die Wolfssichtung in Heisingen gilt als Kategorie C3 und damit als unbestätigter Hinweis.
Auch solche unbestätigten Hinweise werden aber dokumentiert, da sich aus ihnen im Nachhinein Rückschlüsse auf Laufrichtungen von Tieren ergeben könnten.

Jungwölfe suchen Partner

"Einen Wolf in NRW zu sichten, ist jedenfalls keine Seltenheit", so der NUA-Sprecher, "die Hinweise sind in den letzten Jahren mehr geworden. Jedes Jahr streifen Wölfe auch Nordrhein-Westfalen."
In der Regel sei der Wolf jedoch scheu und gehe Menschen aus dem Weg. Das bestätigt auch Diplom-Biologe Martin Schlüpmann, stellvertretender Geschäftsführer der Biologischen Station Westliches Ruhrgebiet: "Noch immer herrscht eine große Scheu vor Isegrim - das mag an den Schauergeschichten, die durch Märchen verbreitet werden, liegen. Der Wolf hat generell keinen guten Ruf."
Das Image vom großen, bösen Wolf wird er offenbar nicht los, wobei Menschen definitiv nicht in das Beuteschema der Tiere passen. Im Gegenteil, Canis lupus versucht dem Menschen aus dem Weg zu gehen. Sollte es doch einmal zu einem Aufeinandertreffen kommen, so rät der Landesfachausschuss Wolf in NRW des NABU: Nicht weglaufen, sondern stehenbleiben und respektvoll Abstand halten. Nicht versuchen, die Tiere anzulocken, zu verfolgen oder anzufassen, niemals füttern. Hunde sollte man auf jeden Fall an die Leine nehmen.

In NRW keine Seltenheit

Zwecks Monitorings wäre es gut, ein Bild vom Tier zu machen und sich Details einzuprägen, so der NABU. Jede Sichtung sollte zudem einem sogenannten Wolfsberater gemeldet werden, der die Daten aufnimmt.
Dass Wölfe auch mal ein Schaf reißen können, ist nicht auszuschließen. "Letztendlich nimmt er, was er kriegen kann", betont Martin Schlüpmann, dies seien aber zumeist Rehe oder auch Mäuse und Ratten. "In Deutschland hat es seit der Rückkehr der Wölfe im Jahr 2000 nicht eine Situation gegeben, in der sich ein Wolf einem Menschen aggressiv genähert hat", so das Fazit des Landesfachausschusses Wolf in NRW.

Autor:

Petra de Lanck aus Essen-Süd

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