Der Werdener Niklas Hlawatsch fotografierte das 1790 erbaute Dingerkus-Gartenhaus
Altes Haus, alte Technik

Der Werdener Niklas Hlawatsch fotografierte das 1790 erbaute Dingerkus-Gartenhaus.
Foto: Hlawatsch
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    Foto: Hlawatsch
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Das Ambiente reizt Niklas Hlawatsch doch sehr: in einem verwunschenen Garten ragt ein spätbarockes Gebäude empor. Der Fotograf rückt ein großes Holzgestell mit einer Plattenkamera zurecht. Er möchte das Dingerkushaus im richtigen Winkel erwischen, in genau diesem Licht, mit genau diesen Schatten.

Wem unsere schnelllebige Zeit Überdruss bereitet, der sollte dringend mal entschleunigen. Das geht aufs allerbeste auf dem mit viel Herzblut gestalteten Gartengrundstück an der Werdener Brandstorstraße. Der Herr Kanzleidirektor Dingerkus ritt hoch zu Ross zu seinem damals außerhalb der Stadtmauer gelegenen Rückzugsort. Peter Bankmann und seinem im April 2010 gegründeten Freundeskreis ist es gelungen, diesem Kleinod neues Leben einzuhauchen. Das Gebäude strahlt in frischer Pracht, im Garten blüht und grünt es. Eigentlich wollten Bankmann und seine Mitstreiter ein kleines, aber feines zehnjähriges Jubiläum feiern. Ob das in diesem so anderen Jahr noch möglich sein wird? Auch die regelmäßigen Öffnungen für Stammgäste und Neugierige werden nicht wie gewohnt stattfinden können. Mit Abstand vielleicht, aber ohne die traditionellen Zutaten: dampfender Kaffee und mit viel Liebe gebackener Kuchen.

Das älteste Foto von Werden

Peter Bankmann weist auf ein uraltes Bild: Das älteste Foto von Werden wurde vor rund 160 Jahren geknipst. Der Kruppsche Werksphotograph Hugo van Werden hatte vom Bauplatz der Villa Hügel aus das Ruhrtal mit dem Abteistädtchen abgebildet. Die Fotografie schmückt die Belle Etage im Dingerkushaus. Und als Niklas Hlawatsch in Werden sein Atelier „Fuchs Teufel Bild“ eröffnete, stand Bankmann in der Tür: „Dieser Zweiklang aus altem Gebäude und fast so alter Technik begeistert mich.“ Peter Bankmann ist passionierter Fotograf und war so damals auf das hinter Mauern im Dornröschenschlaf schlummernde Gebäude aufmerksam geworden. Nun also kommt es vor die Linse der historischen Holzkamera. Ein aufwändiges Verfahren mit anderthalbstündiger Vorbereitungszeit. Hlawatsch rührt die für eine lichtempfindliche Textur notwendigen Tinkturen selbst an. Chemikalien wie Ether oder Essigsäure „und mein persönliches Betriebsgeheimnis“. Das „Kollodium-Nassplatten-Verfahren“ wurde 1851 entwickelt. Schnell muss es gehen, die Beschichtung der Platte darf nicht eintrocknen: „Dann gibt es kein Bild mehr.“ Fünf Sekunden lang wird belichtet und sofort in der eigens improvisierten Dunkelkammer entwickelt.

Eine Ausstellung?

Niklas Hlawatsch kehrt zurück und das Ergebnis kann sich sehen lassen. Peter Bankmann ist begeistert und strahlt wie ein Honigkuchenpferd. Der Fotograf ist noch nicht ganz überzeugt und wird einen zweiten Versuch wagen: „Ich lasse mir bewusst sehr viel Zeit für die Aufnahmen. Das ist dann nicht irgendein Schwarzweiß-Foto. Da sieht man die handwerklichen Spuren. Da ich direkt auf die Platte belichtet habe, ist das Bild spiegelverkehrt.“ Der Geschichts- und Kulturverein Werden hatte Hlawatsch damit beauftragt, Glasplattenfotografien des alten Werden zu restaurieren und mit aufwändigem Verfahren wieder sichtbar zu machen. Peter Bankmann hat eine Idee: „Wir sollten da eine Ausstellung anregen, warum nicht hier im Dingerkushaus?“

Autor:

Daniel Henschke aus Essen-Werden

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