Das schönste Kirchfest im ganzen Land

Kirchfest in Hippen-Hamm ist, wenn sich die nächste Hochzeit ankündigt. 
Foto: Bangert
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In Hippen-Hamm wurde zum 44. Mal rund um die Kirche „Zur schmerzhaften Mutter Maria“ gefeiert

Was auffällt: die vielen Kinderwagen. Der kleine Alexander zum Beispiel ist aber auch ein Wonneproppen und sofort Mittelpunkt des Geschehens. Besonders die Damenwelt ist verzückt.

Angefangen hatte alles 1975 mit einer guten Idee von Hans-Friedrich Weßling. Der langjährige Vorsitzende des Kirchbauvereins hatte vorgeschlagen, an der Ludscheidtstraße rund um die Kirche „Zur schmerzhaften Mutter Maria“ ein jährliches Pfarrfest durchzuführen. Das Fest entwickelte sich in den folgenden Jahren zu einer immer beliebter werdenden Veranstaltung. Freunde und Bekannte, Verwandte, alle hocken sie zusammen und erzählen von früher, dem abgelaufenen Jahr, Krankheiten, Geburten, ihren Plänen für die Zukunft: demnächst steht die nächste Hochzeit ins Haus. Man gratuliert. Allerdings fehlen auch bekannte Gesichter. Der Tod macht nämlich auch vor so einem idyllischen Fleckchen nicht Halt. So ist das Leben, es hat Höhen und Tiefen. Da wird es schnell philosophisch an den Tischen, man tauscht Gedanken aus, gibt sich gegenseitig einen aus. Es wird gezapft, was die Leitungen hergeben. Hammer Pilsbier schmeckt immer. Die Mechthild muss ständig für Nachschub sorgen, ihre süffige Erdbeerbowle mit hohem Fruchtgehalt ist der Renner.

Festgottesdienst

Punkt 18 Uhr lassen aber alle alles stehen und liegen, es bildet sich eine lange Schlange. Da brutzeln goldbraune Kartoffelpuffer in der Pfanne, die Reibekuchen nach Großmutters Rezept duften verführerisch, das Anstehen lohnt sich. Dazu noch ein Klecks Apfelmus: Lecker! Wer es anders mag: die Steaks und die Würstchen sind auch nicht zu verachten, neben den Pommes gibt es noch ganz traditionell deftige Schmalzstullen. Frisch gestärkt, geht es in den Festgottesdienst. Die Kirche wird heute durch Gemeindemitglieder in Eigenregie betrieben. Sie wurde entworfen durch den Werdener Architekten Heinz Tonscheidt und am 13. November 1927 eingeweiht. Am 26. März 1944 traf eine Luftmine die Waldkapelle und zerstörte sie. Die neu errichtete Kirche konnte am 21. September 1952 geweiht werden. Ihre Orgel wurde 1890 von dem bedeutenden westfälischen Orgelbaumeister Friedrich Bernhard Meyer für die evangelische Pfarrkirche Dortmund-Brackel erbaut und vor 60 Jahren an die katholische Pfarrgemeinde St. Ludgerus Werden verkauft. Die Orgel wurde 2004 mit gutem Ergebnis restauriert und ist weiterhin spielbar. Im März 2014 wurde dieses musikalische Kleinod in die Denkmalliste der Stadt Essen aufgenommen.

Der Flachs blüht

Im Pfarrheim kann man beim Missionsbasar Schönes erwerben und damit Gutes tun. Am Blumenstand ist derweil Würfelglück gefragt. Drei Würfe, ab 14 Punkten gibt es was zu gewinnen: Blumen im Topf, sogar Tomatenpflanzen. Hier gibt es Tischkicker, Schießstand, Malwand, das Glücksrad surrt, bei Büchsenwerfen und Torwandschießen ist Zielgenauigkeit gefragt. Die nimmt offenkundig divergent zum Alkoholpegel ab. Was wiederum für so manchen Spaß sorgt und den Flachs blühen lässt: die blöden Sprüche sind auch immer dieselben. Hier scheint die Zeit still zu stehen, das herzlich-liebevolle Ambiente beim schönsten und familiärsten Kirchfest im ganzen Land hat sich keinen Deut verändert. Und das ist gut so. Hier gibt es sie noch: diese guten Gespräche mit Menschen, denen man nur einmal im Jahr begegnet. Die alten Freunde werden sich auch ganz bestimmt wiedertreffen, wenn es 2019 zum dann schon 45. Mal heißt: „Auf nach Hippen-Hamm!“ Übrigens, helfende Hände für Auf- und Abbau und zur Betreuung der vielen Stände sind höchst willkommen…

Autor:

Daniel Henschke aus Essen-Werden

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