Religion ist das, was man daraus macht

Gregor Lauenburger mit einem Schülerprojekt „Springbrunnen“ im Raum der Stille. 
Foto: Henschke
  • Gregor Lauenburger mit einem Schülerprojekt „Springbrunnen“ im Raum der Stille.
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Gregor Lauenburger ist Schulseelsorger am Werdener Mariengymnasium

In Duisburg-Hamborn geboren. Lehre als Bankkaufmann. Wie sich herausstellte, der völlig falsche Weg.

Neustart. Zivildienst in Xanten, in einer katholischen Propsteipfarrei: „Meine erste eigene kleine Bude, ich wurde morgens durch die Glocken geweckt. 20 schöne Monate waren das.“ Wesentliche Erkenntnis: Gregor Lauenburger hatte herausgefunden, dass man bei der Katholischen Kirche arbeiten kann, ohne Priester zu sein. Studierte Theologie in Paderborn, arbeitete zwei Jahre im Bochumer Süden als Assistent, ab 1998 als Gemeindereferent in Altendorf: „Sehr coole Stelle. Der Pfarrer hat mich machen lassen. Aber wenn ich Bockmist gebaut hatte, musste ich auch meinen Kopf dafür hinhalten. Aber das gehört zum Spiel.“ Lauenburger gründete eine Familie, Ehefrau Petra hatte auch in Paderborn studiert. Als Tochter Julia in die Kita kam, wurde ein Wechsel angedacht: „Wir wollten Wurzeln schlagen.“ Da wurde eine Stelle vakant. Es lockten das wunderschöne Pfarrhaus von Christi Himmelfahrt und die Zusammenarbeit mit Pater Arno Geiger.

Gottes Plan

Später folgte die Anfrage, ob er beim Berufungs-Pastoral wirken möge? Aber klar doch: „Da war ich so eine Art Headhunter für das Bistum.“ Aber was heißt hier Berufung? Lauenburger hat da einen Satz: „Wenn Du glücklich bist, ist es offensichtlich Gottes Plan, Dich genau da zu haben.“ Dann ergab sich durch Gottes Plan genau das Richtige: Schulseelsorger am Mariengymnasium. Ein Traumjob? Fast: „Mein Traum wäre Seelsorger auf der Internationalen Raumstation.“ Apropos Weltall, wie sieht sein Himmel aus? Ein bärtiger Mann auf einer Wolke? „Himmel ist weder ein Ort noch ist da Zeit.“ Wichtig für die Trauerbegleitung: „Unsere Verstorbenen sind bei Gott. Bitte nicht wörtlich nehmen. Der Verstorbene vermisst uns nicht, weil er sofort wieder bei uns ist. Denn da gibt es keine Zeit.“ Du bist nicht allein. Das Wissen darum kann sehr guttun. Religion an sich sei nicht schlecht: „Sondern nur das, was Menschen daraus machen. Wir sind noch dabei, uns frei zu strampeln von den vielen Erblasten der Katholischen Kirche.“ Was den Seelsorger wurmt, sind Christenmenschen, die nicht loslassen können. Die nicht teilen wollen. „Das ist mein Nest und ich gebe nichts ab.“ Ein Hauptproblem im Umgang mit den Flüchtlingen. Lauenburger blickt fest: „Sozialismus ist kompatibel zum Christentum.“

Das Hohelied der Liebe

Lieblingsstelle in der Bibel? Da muss Gregor Lauenburger nicht lange suchen. Im Korintherbrief findet sich das Hohelied der Liebe: „Wir sehen jetzt durch einen Spiegel in einem dunklen Bild; dann aber von Angesicht zu Angesicht.“ Nun wird er aber grundsätzlich: „Das ist für mich der entscheidende Schlüssel: Jetzt leben wir im Nebel. Dann wird Gott uns alles offenbaren und wir Erkenntnis in Fülle haben. Wir begreifen nicht alles. Finden wir uns damit ab. Als ich meinen Kindern erstmals in die Augen schauen durfte, hatte ich diese Bibelstelle im Kopf. Auch so ein Neugeborenes hat Liebe. Das ist Gott pur.“
Schulseelsorge im Mariengymnasium. Seit 2014 und nach wie vor für den diplomierten Religionspädagogen eine sehr erfüllende Tätigkeit. „Das ist die Bombenstelle!“ Da sind das Prüfungscafé im Raum der Stille, die seelsorgerische Gestaltung von Lebensthemen im Unterricht, ein wöchentlicher Gottesdienst von Schülern für Schüler: „Ich muss da nicht drin vorkommen. Wenn ein Schüler einen Satz sagt, ist das tausendfach effektiver. Wenn einer von ihnen spricht, sind die Schüler mucksmäuschenstill.“ Ein jährlicher Gottesdienst von und mit Eltern. Die Tage der religiösen Orientierung, das Besuchsprogramm im Altenheim: Marie trifft Ludger. Das Theo-Projekt. Aber auch Wanderungen und Ferienfreizeiten. Da sind die Sprechstunden mit im Monat rund 30 Gesprächen: „Wenn ein seelsorgerisches Gespräch helfen konnte, bin ich glücklich. Da ist alles dabei, von Liebeskummer bis Kindeswohlgefährdung.“ In Zusammenarbeit mit der Schulpsychologin des Bistums: „Beim Stichwort ‚Suizid‘ zucken wir alle. Es sind schwerwiegende Augenblicke, wo ich an meine Grenzen stoße. Ich bin schließlich Seelsorger und kein Therapeut.“

Pommes & Frommes

Religion ist das, was man daraus macht. Gregor Lauenburger findet da auch schon mal eigenwillige Interpretationen: „Wir haben mal einen ‚Star Wars‘-Gottesdienst gemacht.“ Nun kommt zum Ludgerusfest ein völlig neues Format: „Pommes & Frommes. Der Titel ist mir so eingefallen.“ Am Samstag, 1. September, wird es von 11 bis 14 Uhr in und vor der Basilika einen experimentellen Gottesdienst geben. Mit ganz viel Musik, die Band „Overflow“ spielt, es singen der Familienchor Christi Himmelfahrt und der junge Chor St. Ludgerus. Die Katholische Jugend Essen-Südwest macht mit, Schüler und Schülerinnen des Mariengymnasiums. Eine Schülerin wird einen „Preacher-Slam“ darbieten. Dazu gibt es gute Gespräche und einen kleinen Imbiss: „Draußen wird es ein Schälchen Pommes geben. Wir haben bereits einige Unterstützer gefunden, suchen aber noch weitere Sponsoren.“ Wer sich auch beteiligen möchte, erwischt Gregor Lauenburger unter schulseelsorge@mariengymnasium.net oder unter 0201-492226 übers Sekretariat. Auch auf facebook gibt es eine Seite.

Autor:

Daniel Henschke aus Essen-Werden

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