Buchempfehlung: Eva Meijer -- Das Vogelhaus
Die mathematische Meise - oder- bedingungslose Tierliebe

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" Die wahre Geschichte einer ungewöhnlichen Frau und ihrer erstaunlichen Beziehung zu wild lebenden Vögeln" erzählt uns die niederländische Philosophin und Schriftstellerin Eva Meijer in ihrem wirklich lesenswerten Roman "Das Vogelhaus".
Gemeint ist Len Howard (1894-1973), die in ihrer zweiten Lebenshälfte in einem abgelegenen Häuschen in Sussex lebte, das sie tatsächlich auch für Vögel öffnete, so dass gerade die Meisen ihr Angebot annahmen und das Haus mit ihr teilten, indem sie meist in Kartons dort übernachteten, wenn sie nicht ihrem Brutgeschäft in der wärmeren Jahreszeit nachgingen oder ihr Revier verteidigen mussten. In Howards Haus gaben sie ihre Territorialität übrigens auf.
Dabei baute  L. Howard einen vertrauensvollen Kontakt zu über 40 Meisen auf.
Sie wurde mit den Büchern "Birds as Individuals" und "Living with Birds" in ihrer Heimat zu einer Bestsellerautorin, obwohl sie keine Biologin war.
Während Eva Meijer in der anrührenden Biografie Howards Fakten und Fiktionales mischt, kommt Len Howard in den 15 Zwischenkapiteln selbst zu Wort und erzählt uns die Geschichte von "Sternchen", einem Kohlmeisenweibchen,  das sie wegen der Form eines weißen Flecks auf der Stirn so nannte.
Diese 15 Kapitel aus der Feder von Len Howard habe ich  im Garten noch einmal mit Genuss gelesen und meinen Lesestuhl dabei  jeweils  in der Nähe   der drei   besetzten  Meisenkästen platziert, um diese in den Lesepausen zu beobachten und abzulichten.
Fasziniert konnte ich so zumindest erahnen, was für eine intensive Beziehung Howard zu den scheuen Meisen aufgebaut haben muss.
Sternchen, die 9 Jahre alt wurde und 3 Partner überlebte, war die intelligenteste unter Howards Meisen. Sie lernte sogar zu zählen, indem sie die Zahl, die Howard ihr auf dem Fensterbrett vorklopfte, mit dem Schnabel exakt nachklopte und die Vogelliebhaberin  durch eine bestimmte Kopfhaltung sogar zu diesem Zählspiel animierte. Dass sie dabei den Zahlenraum bis zur Zahl Neun beherrschte, zeigt, zu welchen Leistungen die kleine Meise fähig war.
Noch faszinierender fand ich in dem Buch allerdings  die Art und Weise, wie bedingungslos und einfühlsam Howard sich auf die Vögel einließ, um sie frei von Gefangenschaft und Laborbedingungen in ihrer natürlichen Umwelt studieren zu können.

Also unbedingt einmal lesen  (oder auf die eigene Vormerk- oder Geschenkeliste setzen) :

Eva Meijer   DAS VOGELHAUS;   btb  München 2018  (Roman, 313 S.)

Autor:

Bernd Dröse aus Essen-West

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