Der Bibliothek-Boomer

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Harald Jüngst, märchenhafter Lehrer, reißt Kinder von den Stühlen!!!

Ein Riese betritt die Frohnhauser Stadtteilbibliothek. Fest umspannt an seiner Hand einen Stoffbeutel. Drei Wackelköpfe lugen da raus. 120 Augen richten sich pfeilschnell auf Harald Jüngst und Gepäck. Ein Märchenonkel kommt? I wo. Ein märchenhafter Lehrer, der im Handumdrehen mit Worten, Musik und mehr 60 Gervinus-Schüler von den Hockern holt…

Hellauf begeistert vom bärenstarken Mannsbild zeigt sich auch Andrea Langner, kommissarische Leiterin der Stadtteilbibliothek, Sybelstraße, denn 60 Grundschüler in 60 Minuten am richtigen Fleck zu packen – ist kein Kinderspiel. Doch der 61-jährige Harald Jüngst macht’s federleicht. Wie? Mit seinen Stoff-Freunden Poppey, Paddy, Rory. Moment! Plus irische Trommel; sowie ein Töpfchen Basilikum.

Vorweg der Wermutstropfen: Die Veranstaltung spult im Rahmen der Märchenwoche leider nur ein Mal in Frohnhausen ab. „Schade, denn es gibt noch etwas anderes als Computer und Glotze. Wo viele schon nur noch in der Medienwelt leben“, verdeutlicht Andrea Langner.

Also, den Jüngst muss man einfach sehen, erleben. Er ist Grundschullehrer mit Leib und Seele, mit Geist und Gefühl sowie mit Augen und Ohren zwischen seinem Duisburger Wohnsitz und dem im nordwestirischen Donegal. Er schreibt englische Texte für deutsche Musiker, spielt mit deutschen Genen in der Irish Folkband Sheevón. Ein germano-irischer Zwitter, ein Musik-, Reise-, Sport und Politikjournalist, TV-Drehbuchautor, Songwriter, Musiker und – Geschichtenerzähler…Fehlt bestimmt noch was.

Los geht’s. „Wie sind die Lichtverhältnisse hier?“ Ein prüfender Blick genügt. „Die sind gut“, meint Jüngst. „Gestern hatte ich in einer Essener Schule Klo-Licht.“
Seine zwei Hörbücher „Der Prinz im Pferdeohr“ und „Grünes Herzbeben“ legt er auf den Tisch.

Eindeutig, die Stimme von Jüngst macht’s. „Denn die soll die Fantasie bei den Kindern anregen; Kino im Kopf bringen.“ Er kennt sich in der Welt aus. Bereiste alle Kontinente, bringt dann Geschichten – beispielsweise aus Afrika, Indien, Irland zurück.

„Es war einmal ein König mit dem Namen Otto und der hatte einen Nachbarkönig Willi…und es gibt dort Gerichte, die ihr bestimmt nicht kennt. Pommes!“ Logisch, lauter Einspruch der Kids. „“Fischstäbchen!“ „Hamburger!“, Spaghetti!“ Plötzlich sind alle hellwach. Lecker, locker, mit feinem Schmunzeln serviert Harald Jüngst den Grundschülern seine märchenhafte Kost. Malt sie individuell nach der Schüler-Schar aus.

Er kennt seine „Pappenheimer“. Damit noch mehr Bewegung in die Runde kommt, verrät er: „Ich habe Euch ein Königskraut mitgebracht. Basilikum. Mit den Fingern reibt ein Blatt, schnuppert daran. Zu welcher Speise benutzt man das Kraut?“ Der Basilikum-Topf macht jetzt die Schüler-Runde. „Wer hat Ideen, wozu könnte Basilikum passen?“ „Zum Zitronensaft.“ „Zum Sauerbraten.“ „Zu Apfelsaft.“ Die sechs-jährige Anna behauptet: „Zu Tomaten –Mozarrella!“ Klar, das Mädchen mit ihrem Geschmack bringt Jüngst zum Strahlen.

Im Husch verfliegen so 60 märchenhafte Minuten mit drei herrlich erfrischenden Märchen aus der Schweiz, Österreich, Irland. Ganz angetan von Harald Jüngst zeigte sich Anna, „wie der Mann erzählt hat mit verschiedenen Stimmen.“
Und weil er nicht gestorben ist, müsste Harald Jüngst viel häufiger Gelegenheit bekommen, den Kindern wieder die Fantasie im Kopf anzuknipsen. Dann wären garantiert Bibliotheken ihr Lieblingsort.

Fotos: privat

Autor:

Ingrid Schattberg aus Essen-West

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