Erstes Zuhause soll erhalten bleiben

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Die Lage ist einmalig: Die Ufer des neu angelegten Niederfeldsees genau vor der Haustüre, keine lauten und nervenden Straßenbahngeräusche und Natur ist auch um die Ecke. Die Rede ist von der neuen Einrichtung „Tagespflege am See“, bei der die Essener Familien- und Krankenpflege und die Allbau AG zusammengearbeitet haben und das Haus und seine Räumlichkeiten im Rahmen einer kleinen Feier nun feierlich eröffnet wurde. Bei einem Sektempfang konnten sich die geladenen Gäste die großzügig und hell gestalteten Räume näher ansehen und bekamen von den zukünftigen Mitarbeiterinnen der Einrichtung eine kleine Führung samt Erklärung, wie man denn vorhabe die Räumlichkeiten zu nutzen.
„Zunächst sind wir sehr froh über unsere große Dachterrasse, auf der der sich die Bewohner zusammensetzen können, um an schönen Tagen die Sonne zu genießen“, erklären die Mitarbeiterinnen beim Rundgang durch das Haus. „Dann haben wir zwei Küchen, eine warme und eine für die Zubereitung von kalten Speisen, die groß geschnitten sind, sodass die Bewohner beim Kochen mit eingebunden werden können. Gleich neben unserem Ess- und Gemeinschaftsraum befinden sich zwei geschlechtergetrennte Badezimmer und ein weiteres Badezimmer, in dem eine Rollstuhldusche ist. Rollstuhlduschen sind wichtig, denn dann kann man, wenn es nötig ist, Personen auch im sitzen duschen.“
Des weiteren gibt es ein eigenes Schlafzimmer. Darin befinden sich zwei Betten und zwei Sessel, in denen sich die Bewohner ausruhen oder einen Mittagsschlaf machen können. Auch existiert ein Gruppenraum mit großen bequemen Ohrensesseln und einer alten Orgel.
„Sehr stolz sind wir auch auf unser Nostalgiezimmer. Darin ist alles auf alt gemacht, wie der Tisch, die Stühle und der Kronleuchter. Aber auch ein altes Radio und ein altes Sofa haben wir auftreiben können. Der Hintergrund ist der, dass bei an Demenz Erkrankten das Kurzzeitgedächtnis faktisch nicht mehr vorhanden sein kann, aber ihr Langzeitgedächtnis immer noch voll da ist. Mit dem Zimmer wollen wir, dass sich die Bewohner in einer Umgebung befinden, wo sie sich wohl fühlen und mit positiver Erinnerung verbinden“, so die Damen weiter.
Nach der einleitenden Führung war es an der lokalen Prominenz, die vorbereiteten Reden zu präsentieren.
Als Vertreter der Stadt war der Sozialdezernent der Stadt Essen, Peter Renzel anwesend. In seiner kurzen Ansprache lobte er die Einrichtung der Familien- und Krankenpflege mit den Worten, dass es im Essener Westen fast keine Tagesbetreuungsplätze gebe und die „Tagespflege am See“ nun zur Lückenschließung einen großen Teil beitragen würde. Los ginge es in drei Wochen und dafür wünsche er der Einrichtung Glück auf.
Auch Dr. Helmut Frohnhofen, Ärztlicher Direktor der Klinik für Geriatrie und Altersmedizin des Knappschaftskrankenhauses meldete sich damit zu Wort, dass ein Leben mit demenzkranken Angehörigen immer noch Lebens- und Beziehungsqualität bedeuten kann, wenn mans ich darauf einlassen würde. Man müsste einfach nur „Dememtisch lernen“, das heißt sich einer anderen Kommunikationsform gewahr werden. Aus diesem Grund sei die „Tagespflege am See“ so wertvoll, denn diese bedeute eine enorme Entlastung für die Angehörigen. Denn nur dann, wenn die Belastung nicht zu groß wird, geht das eigene zu Hause nicht verloren und die Betroffenen können in ihrer gewohnten Umgebung bleiben.
„Es ist ein schönes Gefühl zu wissen, dass die Familien- und Krankenpflege Essen in dreijähriger Zusammenarbeit mit der Allbau AG rechtzeitig zum Stadtumbauprojekt in Altendorf mit der Einrichtung fertig geworden ist“, erklärt der Geschäftsführer der Familien- und Krankenpflege Dirk Brieskorn. „Nach einigen Jahren der Planung und Konzeption, schlechten Partner und Räumlichkeiten sind wir um so glücklicher, dass das Projekt zu Abschluss gekommen ist und wir so das Tagesbetreuungsangebot um 15 Plätze erweitern und somit der häuslichen Pflege von Demenzerkrankten und ihren Angehörigen unterstützen können. Wir hoffen, dass ihr erstes Zuhause erhalten bleibt und wir als sozusagen zweites Zuhause fungieren können.“
Die „Tagespflege am See“ versteht sich als reine Tagespflege. Die Bewohner werden früh morgens von der Einrichtung abgeholt, verbringen den Tag dort und werden abends wieder zu ihren Familien nach Hause gebracht. Bevor eine Person in der Tagespflege aufgenommen werden kann, erfolgt zu Hause eine gründliche Anamnese: Mit den Angehörigen wird besprochen, welchen Tagesablauf es gibt, was gerne gegessen wird, kurz womit sich die Person wohlfühlt. Über den Räumlichkeiten der Tagespflege wurden zusätzlich 17 Wohnungen eingerichtet, wovon eine bereits von einem Gast der Tagespflege bewohnt wird.
„Vor allem im Norden und Nordwesten gibt es eine Unterversorgung. Wer in Altendorf wohnt, musste bisher nach Bottrop oder Mühlheim ausweichen. Wir wollen mit dieser Einrichtung in erster Linie, dass die Angehörigen von Demenzkranken, die vorwiegend bei uns sein werden, eine Entlastung erfahren. Denn wenn man rund um die Uhr die Betreuung für eine an Demenz erkrankte Person übernimmt, kann das sehr schnell zu einer solchen Überlastung führen, dass man die Angehörigen in einem Heim unterbringen möchte. Und genau das soll nicht passieren. Denn weg von der Familie und der Umgebung, in der man sich wohl und vor allem sicher fühlt, ist das schlimm für die Betroffenen“, so Brieskorn.

Autor:

Kathrin Hinterschwepfinger aus Essen-West

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