Livestream-Konzert mit Musicalstar am Valentinstag - großes Interview
Mark Seibert: „Den Beruf spüren“

Mark Seibert ist einer der gefragtesten Musicaldarsteller überhaupt. Im Ebertbad stand er ungezählte Male auf der Bühne, am Valentinstag '21 wird es trotzdem wie das erste Mal sein: Ohne Zuschauer im Saal, aber vor vielen Kameras, die das Konzert direkt in die Wohnzimmer der Nation übertragen. Foto: Caro Strasnik
  • Mark Seibert ist einer der gefragtesten Musicaldarsteller überhaupt. Im Ebertbad stand er ungezählte Male auf der Bühne, am Valentinstag '21 wird es trotzdem wie das erste Mal sein: Ohne Zuschauer im Saal, aber vor vielen Kameras, die das Konzert direkt in die Wohnzimmer der Nation übertragen. Foto: Caro Strasnik
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Er ist einer der gefragtesten Musicaldarsteller des deutschsprachigen Raums: Mark Seibert war SCHIKANEDER, der Tod in ELISABETH, Graf von Krolock im TANZ DER VAMPIRE, Erzbischof Colloredo in MOZART!. Weil die Theater seit beinahe einem Jahr so gut wie geschlossen sind, geht er mit dem Livestream-Konzert am Valentinstag (14.Februar, 17 Uhr) neue Wege. Grund genug, mit ihm über das Konzert, aber auch die derzeitige Gemütslage zu sprechen.

Durch Corona wurde Dein übervoller Terminkalender sozusagen auf Null gefahren, wie kommst Du damit klar?
Mark Seibert: Es teilt sich in zwei Phasen: Bis zum Herbst ließ es sich gut ertragen, es war ein Schock, aber ich war schnell bereit, es als spannende Phase zu nehmen und als Chance zu sehen. Ich hatte so viel Zeit wie noch nie für mein Privatleben, die schöne Jahreszeit begann, bald zeichneten sich ein paar Projekte im Sommer – zwar mit Coronamaßnahmen, aber immerhin – ab. Ich kam gut klar, verdiente natürlich weniger, aber es ging. Seit den Maßnahmen im Herbst ist dieser Spirit etwas untergegangen. Es fühlt sich gar nicht mehr planbar an, man weiß einfach nicht, wie es weitergeht. Das schlechte Wetter kommt dazu, das Impfen nicht voran. Auch deshalb habe ich mich für das Livestream-Konzert entschieden: Ich möchte meinen Beruf mal wieder spüren.

Wie füllst Du die vielen terminfreien Tage?
Von Anfang an habe ich mir vorgenommen, nicht in einen Freizeittrott zu verfallen. Ich stehe – wie immer – zwischen 7 und 7.30 Uhr auf und kümmere mich um Organisatorisches. Es hat sich im Laufe der Jahre herausgestellt, dass ich diese Dinge gut vormittags erledigen kann, während ich Kreatives abends mache. Endlich habe ich viel Zeit für täglichen Sport, das ist gut für mein Wohlbefinden insgesamt, genauso wie viel Zeit in der Natur zu verbringen, dabei stört mich nicht mal mehr das kalte Wetter. Dann beschäftige ich mich mit neuen Projekten, letztes Jahr war es unter anderem das Weihnachtsalbum, jetzt ist es das Livestream-Konzert. Außerdem koche ich sehr gern und habe das im letzten Jahr richtig ausgebaut.

Du lebst als Deutscher in Wien und in Luzern, was ist anders, gibt es große Unterschiede?
Wien ist mein Lebensmittelpunkt, da verbringe ich viel Zeit. Meine Freundin lebt in der Schweiz, deshalb war ich zuletzt häufig dort. Und meine Familie ist in Deutschland, wo ich natürlich auch noch Zeit verbringe. Ich mag alle drei Standorte sehr gern, jeder gibt mir etwas und ich mag das globale Vagabundenleben. Es ist wahnsinnig nervig, dass das Hin- und Herreisen – was vorher gefühlt ohne Grenze ging - so kompliziert geworden ist und Tests und Quarantäne jetzt zum Leben gehören. Wien ist beruflich gesehen unschlagbar, ich habe dort ein tolles Netzwerk, darf ein bisschen zum kulturellen Leben Wiens dazugehören, wofür ich unendlich dankbar bin. Die Schweiz mit ihren Bergen und Seen zusammen mit meiner Freundin zu entdecken, genieße ich ebenfalls sehr.

Andere Zeit, andere Formate: Du machst zusammen mit Sound of Music-Concerts ein Livestream-Konzert. Gesendet wird aus dem Ebertbad…
Und das ist gut so. Das Ebertbad ist die Kostante, der vertraute Ort, der hoffentlich Selbstvertrauen gibt. Das neue Format macht mich durchaus nervös: Ohne Publikum zu singen, das ist ja fast wie bei einer Audition und wirklich eine Herausforderung. Da bin ich glücklich, dass ich auf einer Bühne stehe, die ich sehr gut kenne.

Deine Gäste sind Marle Martens und Thomas Hohler, woher kennst Du die beiden?
Marle habe ich 2012 bei ELISABETH in Wien kennengelernt, dann haben wir uns bei ARTUS in St. Gallen und bei SCHIKANEDER wieder in Wien getroffen. Sie ist nicht nur eine großartige Darstellerin, sondern auch ein toller Mensch. Es passt also nicht nur künstlerisch zwischen uns, sondern auch menschlich und das ist wichtig bei so einem Konzert. Genauso geht es mir mit Thomas Hohler, den ich seit der ELISABETH-Tour kenne und bei MOZART! wiedergetroffen habe. Er ist ein unfassbar lieber Mensch und alles, was er auf der Bühne macht, gefällt mir wirklich gut. Wir drei können uns sicher gegenseitig Mut machen und uns unterstützen, wenn wir das Abenteuer Livestream-Konzert als eine Einheit angehen.

Die Setlist ist – unter anderem – eine Reise zu den Höhepunkten Deiner Karriere: ELISABETH, MOZART, SCHIKANEDER, TANZ DER VAMPIRE, DIE PÄPSTIN…
Das ist das Grundkonzept: Wir wollen die bekannten, vertrauten Musical-Songs bieten, aber auch einige unbekanntere oder neue Stücke präsentieren. Herausgekommen ist hoffentlich ein guter Mix. So eine Setlist zu machen, ist ja eine theoretische Arbeit. Beispielsweise ist es wichtig, das Publikum möglichst mit dem ersten Song bereits abzuholen. Deshalb macht man sich Gedanken bei der Wahl dieses Stücks. Da das Publikum aber nicht vor Ort ist - normalerweise merkt man als Künstler ja, ob es gelungen ist, die Zuschauer mitzunehmen - ist die Auswahl noch schwieriger. Und nein, ich verrate jetzt nicht, welches Lied es geworden ist.

Unter der Überschrift „Westend- und Broadway-Shows“ warten einige spannende Beiträge auf die Livestream-Zuschauer…
Das hoffe ich sehr. Zum Beispiel liebe ich DEAR EVAN HANSEN sehr, auf das Duett mit Marle aus dieser Show freue ich mich schon. Aber auch dass etwas aus THE WAITRESS oder CINDERELLA, das ja noch gar nicht uraufgeführt ist, dabei ist, finde ich gut. Ein Lied, das ich sehr berührend finde, ist aus THE CIVIL WAR, da erzähle ich vorher die wirklich beeindruckende Geschichte zum Lied. Es ist ein Frank Wildhorn-Song und ich habe von ihm die Erlaubnis bekommen, ihn übersetzen zu lassen, die deutsche Version gibt es also nur von mir.

Mit Spannung erwartet wird die Fulda-Sommerproduktion ROBIN HOOD mit Dir in der Titelrolle…
Die Musik ist so großartig, dass ich es auch kaum erwarten kann, diese Premiere zu spielen und weil das so ist, freue ich mich besonders, zwei Songs bereits am Valentinstag vorstellen zu dürfen. Die Musik von Chris de Burgh und Dennis Martin muss jetzt endlich rauskommen, das wird so gut! Ich hoffe wirklich, dass wir damit in diesem Jahr auf die Bühne gehen und bin sicher, dass in Fulda alle fieberhaft und kreativ daran arbeiten, das zu ermöglichen.

Hast Du persönlich einen Lieblingssong bei dem Musicals!-Konzert?
Das ist schwierig: Ich freue mich wirklich sehr auf die ROBIN HOOD-Songs, aber genauso auf die aus LES MISERABLES und mal wieder die Melodien aus TANZ DER VAMPIRE zu singen, das fühlt sich auch gut an. Ich mag die Botschaft von „Finding Wonderland“ – und so könnte ich mich wahrscheinlich für jedes einzelne Stück begeistern. Aber ich bin vor allem gespannt, welche Songs die Konzertbesucher am Ende am schönsten und berührendsten fanden…

Zum Schluss nochmal das Thema: Corona bestimmt noch unser Leben, wie sind Deine persönlichen Erfahrungen mit Covid 19? Hast Du Angst davor?
Angst habe ich nicht, aber großen Respekt. Ich halte mich sehr an die Maßnahmen, weil ich es aber auch kann, ohne paranoid zu sein. Mein Bruder ist Arzt, der kann sich nicht isolieren. Menschen in meinem engsten Umfeld sind erkrankt, deshalb weiß ich, dass das gar nicht lustig ist. Die Älteren kämpfen sicher mehr mit dem Virus, aber niemand hat eine Garantie, die Erkrankung leicht zu überstehen. Deshalb bleibe ich vernünftig, sehe beispielsweise meine Eltern nur, wenn ich zuvor lange isoliert war, was dazu geführt hat, dass ich sie im letzten Jahr nur vier-, fünfmal besuchen konnte. Hoffen wir das Beste, damit möglichst bald die Theater wieder mit Leben gefüllt werden dürfen und bis dahin lade ich zum Livestream-Konzert am Valentinstag ein.

Übrigens: Wer ein Livestream-Ticket (59 Euro) kauft, bekommt später eine CD vom Original-Konzert dazu.

Autor:

Silke Heidenblut aus Essen

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