Was wäre Theater ohne Vorhang?

Für Ingo Sassmann ist ein Vorhang nicht einfach nur ein Vorhang. Foto: Gerd Kaemper
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Eigentlich hatte Ingo Sassmann gar kein Publikum erwartet, als er den Vorhang aufzog, doch dann arrangierte er sich mit dem Publikum, das einfach nicht gehen wollte, obwohl es „Heute weder Hamlet“ noch sonstwas gab.

Gedanken zum Theater des Lebens

Denn der vom Leben nicht verwöhnte Theatermann hat echt philosophische Züge. Und so macht es ihm nichts aus,wenn das Publikum einfach bleibt und seinen Ausführungen über das Leben, die Schauspielerei und das Theater lauscht. Denn: „Wir alle spielen doch Theater. Sie auf der Bühne des Lebens und wir hier auf der Bühne“.

Ohne Bühnentechnik geht nichts

Und wenn er zunächst erst einmal klar stellt, dass ohne Bühnentechnik am Theater nichts geht, hat er schon die Lacher auf seiner Seite. Denn er „ist Vorhang“ und hat damit einen echt wichtigen und anspruchsvollen Job. Das beweist er, indem er den Vorhang mal tragisch, mal dramatisch oder auch mal romantisch betätigt. Denn der Vorhang ist das Wichtigste, weil „er trennt Sein und Schein“.
Und als Vorhangzieher betrachtet er das Leben immer nur von der Seite quasi aus dem Abseits und in dieses stellte ihn ein blödes Missgeschick, das seine so großartig begonnene Karriere auf den Brettern, die die Welt bedeuten, beendete.

Von einem, der sich die Zähne am Text ausbeisst

Wenn Penquitt alias Sassmann dann berichtet, wie seinem Intendanten in Bruchsal das nicht mit genügend Haftpulver befestigte Gebiss aus dem Mund, ihm auf dem Absatz und schließlich auch darunter geriet, kullern dem ein oder anderen Besucher die Lachtränen über die Wangen. Sassmann sinniert: „Er hat sich die Zähne am Text ausgebissen.“
Und schon da, spielte der Vorhang eine Rolle, denn das Gebiss rutschte auch noch vor den Vorhang. Da half Sassmann auch nicht, dass er sogar vorgesprochen hat für einen Werbespot für Haftpulver, mit der Schauspielerei war es aus für ihn.

Sassmann ist Vorhang

Was ihm blieb ist der Vorhang, der den Lohn der Schauspieler versinnbildlicht, denn je mehr Vorhänge, umso besser der Schauspieler.
Penquitt, allein auf der Bühne, präsentiert Sassmanns Version des Hamlet in wechselnden Rollen und schleicht als Geist von Hamlets Vater ebenso über die Bühne wie als dessen Mutter oder Hamlet selbst. Und auch wenn es eigentlich „Heute weder Hamlet“ gab, erfuhr der Zuschauer eine ganze Menge über den Shakespeare-Klassiker.

Gespielt wird "Heute weder Hamlet" noch am Freitag, 19., und Samstag, 20. September, jeweils um 20 Uhr in der "flora", Florastraße 26.

Autor:

silke sobotta aus Gelsenkirchen

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