Eine echte Erfolgsgeschichte: 25 Jahre DTF

Die kleinen Musiker und Tänzer der Tanzgruppe  von Filiz Kara zeigten ihr Können beim Trommeln und Tanzen. Moderiert wurde der Fest-Abend auf sehr unterhaltsame Art von Feyza Bicakci und Dilara Uzun. Fotos: Gerd Kaemper
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  • Die kleinen Musiker und Tänzer der Tanzgruppe von Filiz Kara zeigten ihr Können beim Trommeln und Tanzen. Moderiert wurde der Fest-Abend auf sehr unterhaltsame Art von Feyza Bicakci und Dilara Uzun. Fotos: Gerd Kaemper
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Vor 26 Jahren kehrte der Gelsenkirchener Raimund Klose von seinem ersten Türkei-Urlaub zurück. Noch ganz begeistert von Land und Leuten fand er sich kurz darauf im Kreise von Freunden auf der Couch wieder und philosophierte mit ihnen darüber, was man tun könne, um türkisch-stämmige Mitbürger und Alteingesessene zusammenzubringen. So entstand der deutsch-türkische Freundeskreis.

Deutsch-türkische-Konstellation von Anfang an

Die drei Ideengeber und Freunde waren übrigens nicht alle deutschsprachig, sondern darunter befand sich unter anderem auch Mustafa Kizmaz, der vielen Gelsenkirchenern noch bekannt sein dürfte. Gemeinsam mit 15 weiteren Mitstreitern gründeten die Ideengeber den deutsch-türkischen Freundeskreis (DTF).
Wie Raimund Klose bei der Jubiäumsfeier im "stadt.bau.raum" schilderte, war es kein Problem, die notwendige Zahl an Interessierten zu finden, die benötigt wurde, um einen Verein zu gründen. Und so zählte zu den Gründungsmitgliedern so manch bekannter Gelsenkirchener, wie der ehemalige Stadtwerke und ELE-Chef Dr. Ingo Westen, der türkisch-stämmige Unternehmer Ünal Nas, der heutige Leiter des aGEnda 21-Büros Werner Rybarski und viele andere mehr.

Typisch deutsch

Oberbürgermeister Frank Baranowski stellte in seinem Grußwort auch fest, wie sehr man sich den deutschen Tugenden angepasst hätte: „Schon die Einlasskontrolle, die ordentlich mit Unterschrift erfolgte, zeigt wie sehr sich das typisch Deutsche in diesem Freundeskreis gefestigt hat.“
Allerdings schmunzelte das Stadtoberhaupt auch darüber, ob es sich wirklich in diesem Jahr um den 25. Geburtstag handelt: „Als dieser Verein gegründet wurde, vor 25 – oder wenn man es ganz genau nimmt, wahlweise mit preußischer oder osmanischer Genauigkeit: vor 26 Jahren – da war vieles noch anders.“ Dabei spielte er darauf an, dass heute nicht mehr der Name allein ausreiche, um zu definieren, ob das Gegenüber ein Deutscher oder ein Türke ist, denn viele der Türkischstämmigen sind inzwischen Deutsche, manche mit einem und andere mit zwei Pässen.
Doch im Umgang miteinander ist allen Mitgliedern des DTF wichtig, dass man sich in deutscher Sprache unterhält, wie das langjährige Vorstandsmitglied und der heutige Leiter des kommunalen Integrationszentrums der Stadt Gelsenkirchen, Mustafa Cetinkaya, erläuterte. „Wenn wir bei Zusammenkünften des Vereins mit mehreren türkischstämmigen Mitgliedern ins Plaudern kommen, greifen wir oft zur türkischen Sprache. Doch das gibt sofort Rügen - auch aus den Reihen der Muttersprachler. Und das ist gut so, denn wir tragen eine große Verantwortung dafür, die Menschen der verschiedenen Kulturen zusammenzubringen. Denn wir sind uns bewusst, dass wer sich kennt, weniger Konflikte mit dem anderen hat“, schilderte Cetinkaya.

Der DTF als Ehe-Stifter

Die Geschäftsführerin des DTF, Oya Erken-Biesler, gehört dem Freundeskreis nicht nur schon seit vielen Jahren an, sie hat auch genau bei dessen Treffen ihren Gatten Ingo Biesler kennen und lieben gelernt. So kann ein Verein auch einmal zum interkulturellen Ehestifter werden. Sie ist sicher: „Heute ist die Arbeit unseres Vereins dringender nötig als je zuvor. Denn die Flüchtlingswelle hat der Gesellschaft eine neue große Aufgabe aufgebürdet. Und hierbei wollen wir mit unserer Erfahrung helfen, damit sich die Flüchtlinge hier willkommen fühlen, aber auch damit ihre Integration funktionieren kann.“
Neben musikalischen Darbietungen von Norbert Labatzki mit seiner Klezmer-Klarinette, der Tanzgruppe Filiz Kara mit ihren Trommeln und dem Ensemble Tesadüf um Sängerin Melek Topaloglu wurde auch ein Ehrenmitglied und Mann der ersten Stunde geehrt.

Die ehrenamtlich tätigen Menschen sind das Kapital des DTF

„Das Kapital des deutsch-türkischen Freundeskreises sind seine Mitglieder und ehrenamtlich Tätigen. Ganz gemäß dem Motto: Einzeln zu lieben wie ein Baum, aber brüderlich zusammenzustehen wie ein Wald“, erklärte Raimund Klose in seiner Laudatio.
Ilhan Bükrücü sprach eine weitere Laudatio und schilderte darin, wie sehr Ünal Nas sein Leben beeinflusst hat. Als Freund dessen Sohnes Erdinc erlebte Bükrücü, wie sich Nas hier in Deutschland eine eigene unternehmerische Existenz aufbaute, als die meisten als Gastarbeiter nach Deutschland gekommenen Türken noch gar nicht daran dachten, dass sie bleiben würden. „Ünal Nas vermisste das Brot seiner Heimat hier in seiner neuen Heimat und entschloss sich kurzerhand, eine türkische Bäckerei zu eröffnen. Am Ende hatte er 120 Mitarbeiter und belieferte türkische Supermärkte weit über die Stadtgrenzen hinaus. Er war mein großes Vorbild und ich habe als Junge beschlossen, dass ich einmal ein Unternehmer wie Ünal Nas werden wollte“, erinnerte sich Bükrücü, dem es gelang und der seinen Weg als Unternehmer machte.
Ein Präsent gab es auch für das Ehrenmitglied und zwar ein Backgammon-Board aus der Werkstatt eines Künstlers, der die Boards für Weltmeister herstellt. „Ich dachte mir, ich probiere mich einmal als Mustafa Kizmaz, der mich als ich Geschäftsführer war immer mit tollen Ideen überraschte und mich mit der Finanzierung der Ideen zu kreativem Handeln anregte. Also habe ich das Beste vom Besten ausgewählt und Ilhan darf zahlen“, lachte Gründungsmitglied Raimund Klose.

Ein bewegender Moment

Ünal Nas dankte und zeigte sich sehr bewegt von dieser Ehrung: „Ich bin stolz darauf, dass wir diesen Freundeskreis gegründet haben und auf das, was daraus wurde.“
Noch viele weitere Ehrenmitglieder wurden für ihre langjährige Treue zum DTF geehrt. Und mit Yildiray Cengiz ergriff ein weiterer türkisch-stämmiger Unternehmer das Wort. „Ich habe Mustafa Kizmaz zu verdanken, dass ich auf das Gymnasium wechseln und studieren konnte, weil er sich für mich eingesetzte, als er mein Talent erkannt hatte.“

Die schönste Seite der Integration: Miss Turkuaz 2017

Inzwischen ist der Gelsenkirchener weit über die Stadt hinaus bekannt und das nicht nur durch seine Durchführung der Miss Turkuaz-Wahl, die in diesem Jahr Teilnehmerinnen aus anderen europäischen Ländern zum Workshop nach Gelsenkirchen und zur Preisverleihung nach Marl lockte. „Die Miss Turkuaz-Wahl soll der Beweis sein, dass die jungen, türkisch-stämmigen Frauen angekommen sind, und dass sie Schönheit und Intelligenz sowie Selbstbewusstsein verkörpern,“ damit reagierte der Gelsenkirchener auf die Thesen eines Thilo Sarrazin.
Mit einem Essen in lockerer Runde, guten Gesprächen und internationalen musikalischen Klängen endete die Jubiläumsfeier. Die diesjährige Miss Turkuaz Europe 2017 wurde Mihriban Zeren aus Frankfurt/Main (links). Auf den zweiten Platz kam Sinem Girgin, ebenfalls aus Frankfurt am Main. Gemeinsam absolvierten die beiden ihren ersten offiziellen Auftritt bei der Jubiläumsfeier des deutsch-türkischen Freundeskreises.

Die kleinen Musiker und Tänzer der Tanzgruppe  von Filiz Kara zeigten ihr Können beim Trommeln und Tanzen. Moderiert wurde der Fest-Abend auf sehr unterhaltsame Art von Feyza Bicakci und Dilara Uzun. Fotos: Gerd Kaemper
Die diesjährige Miss Turkuaz Europe 2017 wurde Mihriban Zeren aus Frankfurt/Main (links). Auf den zweiten Platz kam Sinem Girgin, ebenfalls aus Frankfurt am Main. Gemeinsam absolvierten die beiden ihren ersten offiziellen Auftritt bei der Jubiläumsfeier des deutsch-türkischen Freundeskreises. Foto: Gerd Kaemper
Autor:

silke sobotta aus Gelsenkirchen

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