Auf den Tisch statt in die Tonne
Foodsharing: Gelsenkirchener Ehrenamtliche retten Lebensmittel vor dem Wegwerfen

Kistenweise nehmen die Gelsenkirchener Foodsaverinnen Liane Para (l.) und Catrin Lange die Lebensmittel entgegen. | Foto: Vera Demuth
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Milch, Joghurt und Aufschnitt, Möhren, Blattsalat und Himbeeren lädt Liane Para vom Rollwagen. Die 56-Jährige ist Foodsaverin und engagiert sich bei der Initiative Foodsharing gegen Lebensmittelverschwendung. Rasch sortiert sie die Ware, packt sie in Kühl- und andere Kisten und lädt sie in ihren Kofferraum, bevor sie sie an bedürftige Menschen weitergibt.

Von Vera Demuth

Seit 2016 ist die Initiative Foodsharing in Gelsenkirchen aktiv, um Lebensmittel zu retten. Inzwischen gibt es fast 200 Ehrenamtliche im Alter von 18 bis 75 Jahren, die sich im Stadtgebiet dafür einsetzen, dass unverkäufliche Lebensmittel nicht weggeworfen, sondern genutzt werden.
Catrin Lange (33) zählt seit 2019 zu den Ehrenamtlichen. In der Klinik, in der sie als Krankenschwester arbeitete, bekam sie mit, wie regelmäßig Essen entsorgt wurde. Neben dem ökologischen Aspekt war für sie der soziale wichtig. „Mir geht es gut. Ich habe alles, was ich brauche.“ Mehr als 90 Prozent der von ihr vor der Entsorgung bewahrten Lebensmittel gibt sie daher wieder ab – an Menschen, die sich nicht leisten können, was sie brauchen.

Unterstützung für Obdachlose

Unter anderem unterstützt das Netzwerk das Männerübernachtungsheim Caubstraße sowie die beiden Beratungs- und Begegnungsstätten „Weißes Haus“ und Wilhelm-Sternemann-Haus. Wer wie Catrin Lange in verantwortlicher Position im Einsatz ist, kümmert sich darum, neue Abgabestellen zu akquirieren. Möglicherweise kommt bald die Feuerwehrwache an der Seestraße hinzu.
Wegen der Coronapandemie sind sie zurzeit geschlossen, aber ansonsten werden im Stadtgebiet außerdem zwei sogenannte Fairteiler mit Lebensmitteln bestückt. Aus den Regalen in Scholven und im Alfred-Zingler-Haus in Bulmke kann sich dann jeder etwas nehmen – egal ob Obdachloser oder Millionär.

Infos per WhatsApp

Meist bauen sich die Foodsaver auch einen privaten Verteilerkreis auf. So teilt Liane Para per Foto in einer WhatsApp-Gruppe mit, welche Lebensmittel sie abgeholt hat. Diese gibt sie entweder bei sich zu Hause vorrangig an bedürftige Rentner aus oder vereinbart bei größeren Mengen auch einen Treffpunkt.
In Gelsenkirchen kooperiert das Netzwerk derzeit mit 13 Unternehmen, die nicht verkaufte Waren abgeben, darunter Supermärkte, Lieferdienste, Bäckereien und Denns Biomarkt in Buer. „Die Ware landet sonst im Müll. Dazu ist sie viel zu schade“, sagt Nadine Brdenk, stellvertretende Marktleitung. „Wenn wir helfen können, warum sollen wir es nicht machen?“ Catrin Lange ist für den Biomarkt und einen Supermarkt verantwortlich, koordiniert die Abholtermine und stellt sicher, dass Ehrenamtliche zum Abholen zur Verfügung stehen.

Keine Konkurrenz zur Tafel

68.000 Kilo Lebensmittel hat die Initiative Foodsharing seit 2016 in Gelsenkirchen gerettet. Für dieses Engagement gab es 2020 den Ehrenamtspreis. Catrin Lange ist es wichtig zu betonen, dass das Netzwerk keine Konkurrenz zur Tafel ist. „Tafeln nehmen nichts, bei dem das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten ist“, verdeutlicht sie den Unterschied. Auch frisch zubereitete Ware nimmt die Tafel nicht. Beim Foodsharing ist das anders. Lange hat schon mal belegte Brötchen abgeholt und beim Männerübernachtungsheim vorbeigebracht. „Die wurden mit großer Begeisterung angenommen.“

Mitmachen

Wer sich beim Netzwerk Foodsharing ehrenamtlich engagieren möchte, findet auf der Website foodsharing.de Informationen sowie die Möglichkeit, sich zu registrieren.

Kistenweise nehmen die Gelsenkirchener Foodsaverinnen Liane Para (l.) und Catrin Lange die Lebensmittel entgegen. | Foto: Vera Demuth
Mit einem voll gepackten Kofferraum fährt Liane Para nach Hause, um die Lebensmittel weiter zu verteilen. | Foto: Vera Demuth
Autor:

Vera Demuth aus Bochum

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