Mord per Meditationscassette

Sabine Deitmer, eine der großen Damen des deutschen Frauen-Krimis, liest live in Gladbeck. In der Szene gilt sie als Star. Acht Bücher, teils preisgekrönt, hat die Dortmunder Autorin in angesehenen Verlagen veröffentlicht. Im Rahmen der Lesung aus der „Mordsmütter“-Anthologie in der Stadtbücherei am Dienstag, 4. Oktober, um 20 Uhr, liest sie ihre Kurzgeschichten.

HL: Fallen wir mit der Tür ins Haus, wer ist Beate Stein?

SD: Beate Stein ist die Heldin einer Serie von fünf Romanen, die ich in den 90er Jahren begonnen habe, die in Dortmund spielen. Eine Kriminalkommissarin deren wichtigster Körperteil ihr Kopf ist. Auch in den neueren Büchern „Scharfe Stiche“ und „Perfekte Pläne“ (E-Book von 2010) spielt sie die Hauptrolle.

HL: Sie schreiben Whodunit-Krimis und haben ein Buch von Agatha Christie übersetzt. Haben Sie ein besonderes Faible dafür?

SD: Ich liebe die Kriminalliteratur in ihrer ganzen Vielfalt. Bekannt geworden bin ich mit Geschichten, wo immer klar war, wer es getan hat: Frauen, die busengrabschende Chefs und lieblose Ehemänner ins Jenseits befördern. Bei meiner Romanserie wollte ich zeigen, wie eine Frau den Drahtseilakt schafft, sich in der Männergesellschaft durchsetzt und sich dabei selbst treu bleibt. Es hat mich auch gereizt, in Bereichen zu recherchieren, in die man gewöhnlich keinen Einblick bekommt, zum Beispiel Prostitution.

HL: In einer Kurzgeschichte aus den „Mordsmüttern“ lassen Sie den Ehemann mit einer Meditationscassette umbringen: der Mann schläft am Steuer ein – woher nehmen Sie Ihre Ideen?

SD: Ideen sind nicht das Problem, eher die Auswahl. Vor allem bei einem Roman, weil man da Monate in die Ausarbeitung einer einzigen Idee steckt. Bei Kurzgeschichten fällt das leichter, da kann man eine Idee schneller umsetzen. Ich hätte manchmal lieber ein paar Ideen weniger.

HL: Sie werden mit Ingrid Noll, die auch in der Anthologie vertreten ist, zu den großen Damen des Deutschen Frauen-Krimis gezählt: Ehrt Sie das?

SD: Es kommt darauf an, wer es sagt. Wenn es junge Kolleginnen sagen, dann freue ich mich darüber. Genauso habe ich mich über den ‚Glauser‘ (ein bedeutender Krimipreis, d. Red.) gefreut, den mir die Autorenkollegen für mein Lebenswerk verliehen haben. Aber ich habe auch ein gesundes Selbstvertrauen. Ich weiß, dass ich mit meinen Männermordgeschichten eine Tür aufgestoßen habe, quasi eine neue Gattung der Krimi-Literatur erfunden habe. Zu den großen Damen würde ich im übrigen noch andere hinzuzählen, auf jeden Fall Doris Gercke, die Erfinderin von Bella Block.

HL: Wann darf man ein neues Buch von Ihnen erwarten?

SD: Das steht in den Sternen. Zur Zeit schreibe ich nur Geschichten, wenn liebe Kollegen mich fragen. Ich werde im Oktober 64, die Zeit wird knapper. Und ich bin faul und genusssüchtig. Ich mache im Moment lieber Dinge, die vorher zu kurz kamen, ich lerne Klavierspielen und bin viel an der frischen Luft. Aber im Dezember kommt ein E-Book mit Geschichten unter dem Titel „Morde für die Handtasche“ heraus.

Autor:

Harald Landgraf aus Dinslaken

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