Zecken sind auch in Gladbeck auf dem Vormarsch: Blutsauger mit Risikopotenzial

Auch in Gladbeck sind Zecken auf dem Vormarsch. Und bekanntlich sind die lästige Plagegeister nicht nur Blutsauger, sondern bergen auch noch ein großes Risikopotential in sich. | Foto: Pixabay
2Bilder
  • Auch in Gladbeck sind Zecken auf dem Vormarsch. Und bekanntlich sind die lästige Plagegeister nicht nur Blutsauger, sondern bergen auch noch ein großes Risikopotential in sich.
  • Foto: Pixabay
  • hochgeladen von Uwe Rath

Gladbeck. Nein, einen Bogen um die Emscher-Lippe-Region haben Zecken nicht gemacht und die kleinen Blutsauger bergen auch wirklich eine großes Risikopotenzial in sich, sind als Überträger von Borreliose oder FSME gefürchtet. Doch über die kleinen Vampire kursieren auch jede Menge Gerüchte, wie der Gladbecker Apotheker Christoph Witzke zu berichten weiß.

Barfuß durchs Grüne? Das macht Spaß, birgt jedoch Risiken. Unter anderem die Gefahr eines Zeckenstiches. Da gibt es zum Beispiel den "gemeinen Holzbock", der der Berzeichung "Gemein" gerecht wird. Ixodes ricinus, wie sich das hinterlistige Spinnentier in der Fachsprache nennt, lauert draußen im Grünen. Das heißt, normalerweise hockt die Zecke faul auf Halmen oder ähnlichem und wartet ab. Kommt ein geeigneter Wirt vorbei – zum Beispiel ein Mensch, ein Hund oder ein Reh – erwacht die Zecke, lässt sich abstreifen und klammert sich am Wirt fest.

Zecken sitzen nicht auf Bäumen

Zecken sitzen also nicht auf Bäumen und lassen sich herunterfallen. Sie treiben sich auf Gräsern, Farnen oder losem Laub im Wald herum. Erspähen die Tierchen ein potenzielles Opfer, krallen sie sich an Schuhen, Hosen oder direkt an der Haut fest. Dort krabbelt die Zecke solange umher, bis sie eine gut durchblutete Stelle ausfindig macht – beispielsweise die Kniebeuge. Dann sticht die Zecke zu und saugt Blut. Ganz besonders fatal, dass eine Zecke mit dem bloßen Augen nur schwer zu erkennen ist.

Die Minivampire beißen also nicht, sie stechen. Dazu sind Zecken hauptsächlich zur warmen Jahreszeit aktiv, von März bis Oktober. Doch warm ist relativ, denn Ixodes ricinus reichen gerade einmal acht Grad Celsius aus, um sich weitervermehren zu können. So krabbeln Zecken durchaus auch an milden Wintertagen aktiv durchs Gestrüpp. Einzelne Tierchen wurden zudem inzwischen auch in Höhen über 1300 Meter ausgemacht. „Das sind jedoch Einzelfälle, die man nicht überbewerten sollte“, beruhigt Apotheker Witzke. Er rät: „Hinsichtlich der Gefahr durch Zecken sollte weniger auf die Jahreszeit, als vielmehr auf die aktuelle Temperatur geachtet werden."

Zumeist in der warmen Jahreszeit aktiv

Eigentlich ist ein Zeckenstich auch nicht weiter tragisch, bestünde da nicht das Risiko für Borreliose und Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). Laut dem Robert Koch-Institut tragen 10 bis 35 Prozent der Zecken Borrelien in sich. Die Erreger befinden sich im Darm des gemeinen Holzbocks. Saugt der an seinem Wirt, regt das die Borrelien an. Sie gelangen in den Speichel und können darüber auf den Wirt übertragen werden. In Deutschland infizieren sich etwa zwei bis sechs Prozent der Menschen, die von einer Zecke gepikst wurden, mit Borrelien.

Weitaus seltener sind Zecken mit FSME-Viren befallen. In den deutschen FSME-Risikogebieten tragen zirka 0,1 bis 5 Prozent der kleinen Spinnentiere das Virus in sich – betroffen sind vor allem Teile Bayerns und Baden-Württembergs, daneben aber auch Südhessen und einzelne Landkreise in Rheinland-Pfalz sowie Thüringen. Gegen FSME gibt es eine Impfung (oft ungenau als "Zeckenimpfung" bezeichnet). Ausführliche Informationen gibt es in jeder Apotheke und auch bei den Hausärzten.

Nach Spaziergang eigenen Körper gründlich absuchen

Da Zecken jedoch grundsätzlich äußerst lästige Gesellen sind, sollten man sich die kleinen Biester vom Leib halten. Wer einen Spaziergang im Grünen unternehmen möchte, sollte hohe, geschlossene Schuhe tragen. Gleich gilt – wenn möglich – für lange Beinkleider, also Hosen. Möglichst auch auf den Querfeldein-Drang verzichten und eben nicht kreuz und quer durch den Wald spuren. Vielmehr ist es deutlich sicherer, auf breiteren Wegen zu bleiben. Und nach dem Ausflug sollte der eigene Körper gründlich nach auffälligen, dunklen Pünktchen abgesucht werden, die sich auf Haut oder Kleidung befinden. Falls Kinder oder auch ein Hund mit dabei waren, sollte die "Suchaktion" entsprechend ausgeweitet werden.

Personen, die eine Zecke entdecken, sollten das Tierchen so schnell wie möglich entfernen. Denn je länger es saugt, desto höher wird das Risiko für übertragbare Krankheiten – insbesondere Borreliose. Darüber, wie man Zecken am besten beseitigen kann, kursieren zahlreiche Gerüchte. Doch sollten weder Öl, Kleber noch Alkohol auf die Zecke geträufelt werden. „Dadurch übergibt sich die Zecke und kann erst recht Erreger übertragen“, warnt Christoph Witzke. Auch Methoden wie das Spinnentier nach links oder rechts drehen hält Witzke für zweifelhaft. „Da bleiben häufig die Beißwerkzeuge der Zecke in der Haut stecken“, merkt der Apotheker an.

Bei Entzündung den Arzt aufsuchen

Besser: Langsam und kontinuierlich den Holzbock mit einer feinen Pinzette, einer Zeckenzange oder -karte aus der Haut ziehen. Dabei die Zecke möglichst nicht quetschen und dicht über der Haut packen. Anschließend die Einstichstelle desinfizieren. Wird die Zecke nicht vollständig erwischt, besteht kein Grund zur Panik. Dann sollte die Einstichstelle über einige Tage beobachtet werden. Entzündet sich die Hautregion – wird also rot, schmerzt oder juckt – führt allerdings kein Weg mehr an einem Besuch beim Arzt vorbei.

Auch in Gladbeck sind Zecken auf dem Vormarsch. Und bekanntlich sind die lästige Plagegeister nicht nur Blutsauger, sondern bergen auch noch ein großes Risikopotential in sich. | Foto: Pixabay
Christoph Witzke warnt vor den Gefahren, die von Zecken ausgehen können. Gleichzeitig warnt der Gladbecker Apotheker vor einer "Panikmache". | Foto: Privat
Autor:

Uwe Rath aus Gladbeck

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

40 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.