Zuhause bei Erik O. Schulz

Eine Harmonie, die nicht trügt: Die Familie Schulz, hier zusammen mit Felix‘ Freundin Jule (2.v.r.) beim gemeinsamen Abendessen,  hat ein herzliches Verhältnis untereinander. Jeder ist für den anderen da.
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  • Eine Harmonie, die nicht trügt: Die Familie Schulz, hier zusammen mit Felix‘ Freundin Jule (2.v.r.) beim gemeinsamen Abendessen, hat ein herzliches Verhältnis untereinander. Jeder ist für den anderen da.
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Er wirkt meistens „wie aus dem Ei gepellt“, Anzug und Krawatte sind selbstverständlich. Der 48-jährige Erik Olaf Schulz („Ich mochte den Namen Olaf nicht, also wurde ein O. daraus“) ist Geschäftsführer der Agentur Mark, kennt sich aus in Themenbereichen wie Verwaltung, Bildung und Wirtschaft. Über seinen Werdegang wurde viel geschrieben - über den Menschen Erik O. Schulz nicht.

Vor dem Bau der Mauer zwischen der DDR und Westdeutschland flüchtete ein 19-jähriger Mann mit drei Freunden aus dem Erzgebirge und schlug sich durch bis nach Hagen. Die Frau, die er kennenlernte, war ebenfalls aus der ehemaligen DDR geflüchtet, sie bauten sich gemeinsam eine bescheidene Existenz auf - in Delstern. „Meine Eltern waren sehr sparsam, wir sind in einer kleinen Wohnung aufgewachsen, in der es noch keine Zentralheizung gab“, erinnert sich Erik O. Schulz. „Telefon gab es bei uns seit 1979. Bis dahin musste ich auch zur Telefonzelle gehen, wenn ich einen Freund anrufen wollte. Aber nachmittags haben wir uns sowieso alle draußen getroffen und gespielt.“
Das soziale Umfeld war nicht einfach - eine Zeit, in der man gegen andere Kinder auch mal zusammenhalten musste, um keine Prügel zu kassieren, die ihn mit seinem zwei Jahre älteren Bruder Christian zusammenschweißte, den er als Kind bewunderte und der ihm ein Vorbild war: „Er war künstlerisch begabt, er konnte wirklich malen. Er spielte Schach in der Landesliga NRW, später studierte er Physik und Sozialwissenschaften.“ Christian gab Inspirationen, Erik setzte in die vollendete Tat um: Er malte zwar nicht selbst, half aber seinem Bruder, ein Bild zu verkaufen. Während sein Bruder politisch interessiert aber inaktiv war (wie auch die Eltern), wurde Erik Klassen- und Schülersprecher. „Ich wollte ihm nacheifern, aber natürlich nicht das gleiche machen.“

Der Verlust des Bruders

Christian Schulz hatte das Vorwort seiner Promotion verfasst, als er im Alter von 34 Jahren mit dem Rad tödlich verunglückte - nur drei Tage nach der Todesnachricht, im August 1997, wurde Sohn Felix geboren. Eine Abfolge von Ereignissen, die nicht nur Erik O. Schulz, sondern die ganze Familie bis heute bewegt. Die Bilder von Christian Schulz hängen dort, wo die Familie am liebsten sitzt - neben dem großen Esstisch.
Das Ehepaar Erik O. Schulz und Kerstin Würfel wohnte in der Zeit von Felix Geburt in einer Art Hausgemeinschaft, ähnlich einer Studenten-WG, in Eilpe.
Die Kinder - Kerstin hatte aus einer früheren Beziehung die zweijährige Tochter Julia mit in die Ehe gebracht - spielten eine entscheidende Rolle für den Umzug in das Haus nach Altenhagen am Ischeland, der zentrale Ort der Familie Schulz. Hierhin kann man sich zurückziehen, und auch Julia, die eine Ausbildung zur Krankenschwester macht und eine eigene Wohnung besitzt, zieht es immer wieder nach Hause zurück. Zum leiblichen Vater hat sie so gut wie keinen Kontakt: „Mein Papa ist halt mein Papa“, strahlt sie ihren Vater an, und macht ihm wohl eines der größten Komplimente, das Töchter an Väter zu vergeben haben: „Ich kann immer mit ihm reden, auch über Beziehungen, und ich bekomme gute Antworten.“ Nur einmal erlebt man den redegewandten Erik O. Schulz nahezu sprachlos. Als Julia fragt: „Wieso wolltest du eigentlich Mama, obwohl sie schon ein Kind hatte?“ Seine Antwort: „Ich finde die Frage jetzt komisch!“
Auch Felix hat zu seinem Vater ein herzliches Verhältnis, seit dem Wahlkampf interessiert er sich noch mehr dafür, was sein Vater tut, geht es darum, dass irgendwo noch Flyer verteilt werden müssen, ist Felix zur Stelle. So wie Julia und Kerstin Würfel. „Die Unterstützung, die ich von meiner Familie in diesem Wahlkampf bekommen habe, hat bestimmt noch kein Kandidat in Hagen erlebt“, schwärmt der Familienvater, der die Zeit für seine Familie trotz der stressigen Zeit einplant. „Wir gehen oft essen, das genießen wir, und dann hat auch keiner ein Handy in der Hand“, schmunzelt Kerstin Würfel, die als Sozialpädagogin an Hagener Grundschulen tätig ist. Gemeinsamer Skiurlaub steht bei Familie Schulz auch hoch im Kurs.

„Er tut manchmal gelassener, als er ist“

Was ist Papas Schwäche, mit welcher Eigenschaft kommt die Familie Schulz vielleicht nicht so zurecht? Felix lacht: „Etwas konkretes fällt mir dazu nicht ein. Manchmal geht er uns halt einfach so auf die Nerven.“ Das einzige, was Felix über seinen Vater zu sagen weiß: „Er tut manchmal gelassener, als er ist, das merke ich ihm dann an.“
Innere Ruhe zu bewahren ist etwas, was der harmonieliebende Erik O. Schulz während des Wahlkampfes trainiert hat: „Ich habe gelernt, auch aushalten zu können, Aussagen einfach mal stehenlassen zu können, ohne etwas dagegen sagen zu müssen. Gelassenheit war nicht meine große Stärke.“
Es wird viel und gerne gelacht im Hause Schulz, zum Beispiel wenn Erik O. Schulz ein neues Gartenprojekt plant: „Ich wollte immer ein Baumhaus haben. Hier habe ich mir eins gebaut, auch wenn wohl keiner damit spielen würde“ erzählt er und betont: „Das war kein Bausatz, ich kann durchaus auch mit Werkzeug umgehen. Man sieht es mir vielleicht nicht so an.“ Julia half beim Bretter schleifen, Felix unterstützte tatkräftig den Teichbau: „Ich bin nicht der Typ für Gartenarbeit, aber ich wollte unbedingt einen Teich mit Teichrosen. Und den habe ich jetzt.“ Neben dem Sport - Schulz liebt das Laufen - gibt es noch ein anderes Hobby: Bildhauerei. Dafür wurde auch extra ein Steinmetz-Kursus belegt.
Auch für Familie Schulz sind es noch vier Tage, bis sie weiß, wie es in den nächsten Jahren für sie weitergeht. Eines aber ist sicher: Egal, wie die Wahl ausgeht, die Familie hält zusammen.

Autor:

Anja Seeberg aus Hagen

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