Fehlplanungen in Haltern
„Nesberg: Teuerstes Wohnbauvorhaben der Halterner Siedlungsgeschichte“

Foto: MAZ

HALTERN AM SEE. Mit der weiteren Erschließung eines „attraktiven Baugebietes im Grünen“ am Nesberg erweckt die Stadt Haltern mit ihrer Flächenentwicklungsgesellschaft (FEG) völlig falsche Hoffnungen und Erwartungen „für junge bauwillige Familien aus Haltern“. Denn diese angebliche Zielgruppe wird sich die hochpreisigen Grundstücke und Häuser für 80 Bauwillige in privilegierter Lage zu horrenden Marktpreisen am wenigsten leisten können, sondern es ist eher ein Projekt für Spitzenverdiener und Vermögende. Sogar der Kölner Projektleiter befürchtet hier „astronomische Grundstückspreise“ weit über dem Bodenrichtwert, die 800 €/qm übersteigen könnten. Die 58 bisherigen Einzeleigentümer der insgesamt 6,5 ha großen Ackerfläche als bisheriges Bauerwartungsland sind die großen Gewinner, denn sie können nun spekulativ am Immobilienmarkt ihre Ackerfläche als Bauland zu Höchstpreisen an Meistbietende verkaufen und sich die Käufer selber aussuchen, darunter wohl wieder viele Zahlungskräftige von auswärts.

Die städtische Flächenentwicklungsgesellschaft besitzt nur einen geringfügigen Grundstücksanteil, den sie ebenfalls zu Marktpreisen vergeben will. Für die 450 bis 500 qm großen Baugrundstücke werden zwischen 300.000 € bis 400.000 € hinzublättern sein, hinzu kommen die Hauskosten, so dass für Haus mit Grundstück eine halbe bis Dreiviertel Million, wenn nicht sogar bis zu 1 Mio. € aufzubringen sind.

„FEG öffnet Tür und Tor für Spekulanten“

Mit dem absehbar teuersten Wohnbauvorhaben in der Halterner Siedlungsgeschichte wird am eigentlichen Bedarf der Bevölkerung völlig vorbei geplant, die sich zu 40% aus Senioren und zu 83% aus Ein- und Zweipersonenhaushalten zusammensetzt, die auf der Suche nach bezahlbarem Wohnraum sind. Und für die 17% Familien mit Kindern in Haltern bleibt der teure Nesberg als Wohnprojekt unerschwinglich. Denn zugleich sind die Baupreise um 12% bis 13% und die Kaufpreise für Häuser und Wohnungen um14% bis 15% gestiegen.

Mit dem absehbaren Anstieg der Zinsen wegen der steigenden Inflationsrate wird auch die Baufinanzierung für junge Familien zum Risiko. Schon jetzt sind 30% bis 40% der Wohnimmobilien in Haltern im Besitz von Kapitalanlegern, also nicht zur Eigennutzung erworben. Das wird sich am Nesberg fortsetzen und für diese Zielgruppe wird wertvolles Ackerland geopfert, noch über den Flächennutzungsplan hinaus. ( Der klimaschädliche Flächenfraß geht ungebremst weiter).

Bezahlbares Wohnen für Haltern bleibt leeres Versprechen

Am 8. April 2021 schrieb die Halterner Zeitung: „Es herrscht die Erwartung an die städtische Flächenentwicklungsgesellschaft (FEG), dass sie einen klaren Rahmen setzt, damit Haltern nicht an Profitgier und überhöhten Preisen erstarrt.“ Diese Erwartung hat die FEG nicht erfüllt, sie öffnet Tür und Tor für Spekulanten und ist deshalb entbehrlich, denn allein für die einkommensstarken Bevölkerungsschichten bedarf es keines städtischen Dienstleisters. Öffentlich geförderte Wohnungen hat die FEG nicht in ihrem Portfolio, obwohl alle Ratsparteien „bezahlbares Wohnen“ für Haltern versprochen haben.

Wilhelm Neurohr

Autor:

Wilhelm Neurohr aus Haltern

Webseite von Wilhelm Neurohr
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