Bücherkompass: Jo Walton - Der Tag der Lerche
Zweiter Fall für Inspector Carmichael in einem faschistischen Großbritannien

Titel: Der Tag der Lerche
Art: Roman
Genre: Krimi/alternative Geschichte
Reihe: Kleine Veränderungen
Band: 2
Sprache: Deutsch
Verlag: Golkonda Verlag
Publikationsjahr: 2018
Autor: Jo Walton
Titelbild/Umschlaggestaltung: Guter Punkt, München
Umfang: 293 Seiten
Bindung: Hardcover
Preis: 19,90 €
Rezensent: Martin Wagner

Es gab in der Geschichte immer wieder Situationen, in denen Kleinigkeiten, den Verlauf der Geschichte für immer geändert hätten. Was wäre zum Beispiel gewesen, wenn Alexander der Große bei seiner ersten Schlacht gefallen oder Hitler im 1. Weltkrieg erschossen worden wäre. Beides gar nicht so unwahrscheinlich, denn sowohl Alexander der Große und Hitler sahen dem Tod mindestens einmal ins Auge. Kleine Änderungen mit großer Wirkung.

Genau solche Änderungen im Verlauf der Geschichte gibt es in der Inspector Carmichael-Reihe, die auch unter dem Titel Kleine Veränderungen läuft. Hier gab es mitten im 2. Weltkrieg einen Friedensschluss zwischen Großbritannien und Nazideutschland. Dieser Friedensschluss führte zu einem Rechtsruck in Großbritannien und schlussendlich zur Wahl eines sehr Deutschland nahen Premierministers. Diesen musste Inspector Carmichael im ersten Band der Reihe decken und er verhalf ihm so zu seinem Posten. Er selbst ist dabei ein überzeugter Gegner des Faschismus, setzt seinen Dienst aber über private politische Entscheidungen.

„Der Tag der Lerche“ spielt im Jahr 1949. Premierminister Mark Normanby ist sicher im Amt und Hitler plant einen Staatsbesuch. Eine Bombenexplosion in einem Vorort bringt ihn auf die Spur einer Verschwörung deren Ziel es ist Hitler und Normanby zu ermorden. Welche Rolle spielen dabei Viola Lark, die bei Hitlers Besuch Hamlet spiele darf, und ihre Familie? Diese Frage muss sich Carmichael stellen und schnell beantworten, will er Hitler und Normanby beschützen. Die viel wichtigere Frage aber lautet, will Carmichael das überhaupt? Eigentlich hat er keine Lust mehr auf den Polizeidienst und auf das faschistische Großbritannien, aber er hat eine Aufgabe und die nimmt er ernst.

Der zweite Band der Reihe führt das weiter, was im ersten Band begonnen wurde. Dabei spielen wieder neue Protagonisten eine wichtige Rolle, während die alten Protagonisten und Antagonisten ihre Rollen vertiefen können. Die Entwicklung Carmichaels ist dabei am besten dargestellt. Er weiß, dass er an vielen Dingen, die gerade passieren eine Schuld trägt, obwohl er nur seinen Job gemacht hat. Schlussendlich wird die Zukunft über ihn urteilen müssen, denn wohin die Aussage „Ich habe nur Befehlen gehorcht“ führen kann, ist allgemein bekannt. Mir gefiel der erste Band etwas besser, das liegt aber an Viola Lark, die mir nicht so sehr ans Herz gewachsen ist, wie Lucy Kahn im ersten Band. Alle anderen Faktoren können mich auch hier überzeugen.

Fazit: „Der Tag der Lerche“ ist ein tragischer Kriminalroman mit einem Ermittler, der nicht so richtig weiß, für welche Seite er eigentlich ist und mit einer unglücklichen Protagonistin, die alles auf eine Karte setzt, um das Übel im eigenen Land und in der Welt zu vernichten. Eine Welt, der wir uns leider immer mehr nähern, obwohl wir gehofft hatten, das alles überwunden zu haben.

Autor:

Martin Wagner (Die PARTEI Hattingen) aus Hattingen

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