Wenn die Worte wiederholt werden

Ingo Kühnemund und Adriana Hüskes. Foto: Pielorz
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Sprachauffälligkeiten haben zugenommen. Redeflußstörungen auch. Doch nicht jede Störung ist ein Stottern, kann es aber werden. Ein schwieriges Thema mit vielen Unsicherheiten. Adriana Hüskes möchte dazu eine Selbsthilfegruppe ins Leben rufen. Unterstützt wird sie dabei von dem Logopäden Ingo Kühnemund, der in Hattingen eine Praxis hat.

Der fünfjährige Sohn von Adriana Hüskes stottert. „Mit drei Jahren fing es an, dass er immer öfter die Wörter wiederholte“, erzählt die Mutter. „Jetzt würde ich gerne Leute kennelernen, die das gleiche Problem haben. Wir möchten aber nicht nur die Erwachsenen zusammenbringen, sondern auch die Kinder. Damit sie auch erleben, dass andere Kinder das eben auch haben“, erklärt sie die Ziele der neuen Gruppe.
Vor allem Informationen und therapeutische Ansätze stehen auf der Wunschliste der Mutter ganz oben. Denn die Unsicherheiten seien groß. Das kann auch Ingo Kühnemund, Experte auf dem Gebiet der Redeflußstörungen, bestätigen. „Man kann heute Kinder viel besser befunden als früher. Aber es ist wie beim Auto: Mann kann es komplett überholen lassen oder aber erkennen, dass nur der Auspuff kaputt ist und ausgetauscht werden muss“, beschreibt er etwas salopp das Problem. „Manchmal wird auch zuviel gemacht. Doch in der Regel ist das größte Problem die Unsicherheit, die mit der Redeflußstörung verbunden ist.
Stottern, so der Experte, sei in erster Linie eine Sprechstörung und erst in zweiter Linie eine Sprachstörung. „Kinder zwischen drei und sieben Jahren dürfen durchaus Redeflußstörungen haben. Wenn sie aber einmal ein chronisches Stottern entwickelt haben, so ist dies immer latent vorhanden. Oft ist der Sprechzustand flüssig, aber es kommt immer wieder in bestimmten Situationen, zum Beispiel Stress, zu Stotterphasen. Wie man lernen kann, damit umzugehen, ist auch eine Aufgabe der Therapeuten. Und in der „Fröschchen“-Gruppe (so will Adriana Hüskes die Kindergruppe nennen) sollen die Kinder Kommunikation betreiben und erleben, wie es den anderen geht.
Das Thema ist noch komplexer, wenn es um die Schule geht. Im Gegensatz zu einer Lese-/Rechtschreibschwäche, die in der Notengebung berücksichtigt wird, fehlt diese Berücksichtigung bei Redeunflüssigkeit.
Viele Eltern, so Kühnemund, haben nicht mehr das Interesse oder die Kraft, Konflikte mit ihren Kindern anzugehen. Sie reagieren passiv, agieren nicht aktiv. Das könne an der Unsicherheit der Eltern liegen. Man entspreche in dem ein oder anderen Problem nicht dem gesellschaftlichen Standard und wisse damit dann nicht umzugehen.

Für die Stotterer gibt es jetzt ab sofort eine Selbsthilfegruppe, unabhängig vom Alter. Wer sich für die Gruppe interessiert: Kontakt unter 02324/202620 (Ingo Kühnemund), oder 02324/28890 (Selbsthilfekonferenz, Marianne Zetzsche) oder über die KISS, Kirchplatz 19, 02324/954979 (Maria Elisabeth Warnecke). Einen Termin gibt es auch schon: Mittwoch, 7. November, 18 Uhr, Praxis Kühnemund, Rathausplatz 2. Anmeldung aus organisatorischen Gründen unter 02324/202620.

Autor:

Dr. Anja Pielorz aus Hattingen

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