Mädchen und Mode mit Mark II von Sabrina Cichy

Dies ist eines der früheren Fotos von Sabrina Cichy aus Hattingen. Ihr Model ist Cindy Falkenbach, ebenfalls aus Hattingen.   Foto: Sabrina Cichy
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  • Dies ist eines der früheren Fotos von Sabrina Cichy aus Hattingen. Ihr Model ist Cindy Falkenbach, ebenfalls aus Hattingen. Foto: Sabrina Cichy
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Stellen Sie sich doch einmal vor, plötzlich bekämen Sie Post von einem renommierten Verlag (Egmont INK) und der wollte von Ihnen, dem Hobby-Fotografen, ein Foto für den Titel eines Buches übernehmen. Ein Märchen? Genau so aber ist es Sabrina Cichy ergangen.

„Julia für immer“ heißt der Roman, den Stacey Jay geschrieben hat. „Es geht da irgendwie um eine moderne Version von ,Romeo und Julia‘“, glaubt Sabrina Cichy. Denn: „Gelesen habe ich das Buch noch nicht, Ich bin gerade erst damit angefangen.“
Lesen? Wann denn auch, darf sich der unbedarfte Beobachter fragen. Die 21jährige Hattingerin, die vor zwei Jahren Abitur am Gymnasium Holthausen gemacht hat, kann sich über Mangel an Auslastung nämlich nicht beklagen.
Da wäre erst einmal der Job. „Ich bin Integrationshelferin“, erzählt Sabrina Cichy. „Dabei arbeite ich mit hörgeschädigten Kindern an der Schule am Leithenhaus in Bochum zusammen. Hier habe ich ein freiwilliges soziales Jahr absolviert. Danach wurde ich gleich eingestellt.“
Die junge Hattingerin sieht in dieser sie befriedigenden Tätigkeit die Möglichkeit, die Zeit bis zu ihrem angestrebten Foto-Studium zu überbrücken. Denn das Fotografieren, das ist noch viel mehr für sie als früher das Tanzen in Jasmins Tanzstudio Let‘s dance, das regelmäßige Fitnesstraining oder das Treffen mit Freundinnen.
Und sie kann es richtig gut. Das zeigt nicht nur das Interesse des Kölner Verlags. Ein Blick auf beispielsweise die Internet-Seite www. fotocommunity.de wird jeden in den Bann ziehen. Und gleich deutlich machen, was die Vorlieben der 21jährigen in fotografischer Hinsicht sind: Mädchen und Mode.
Sabrina Cichy: „Die meisten meiner Models sind Freundinnen von mir oder Bekannte von Bekannten. Aber auch über Facebook bin ich schon an hübsche Frauen und richtige Models gekommen, die von mir fotografiert werden wollten. Mit Männern kann ich nicht so, auch wenn ich es schon oft versucht habe. Die sind mir vor der Kamera ein bisschen zu schüchtern. Doch ich will es jetzt noch einmal mit meinem Freund versuchen. Aber so richtig hat die Saison ja eigentlich noch nicht begonnen.“
Saison? Zur Erklärung: Am liebsten fotografiert Sabrina Cichy nämlich draußen, obwohl sie zwar über eine eigene Lichtanlage, allerdings über kein eigenes Studio verfügt. „Draußen ist die Inspiration besser“, sagt sie. „Obwohl vieles geplant ist. Ich muss ja auch Requisiten besorgen. Manchmal kaufe ich sogar Sachen, wenn ich ein bestimmtes Foto im Kopf habe. Oder ich wende mich an Studenten einer Modeakademie. Oft brauchen die für ihre Abschlussarbeit Fotos. Man muss sich nur trauen, die Leute anzusprechen. Und viel läuft natürlich inzwischen über Facebook. Da rutscht man schnell in die Design­szene rein.“
Mit all diesen Vorbereitungen ist aber noch lange kein gutes Foto „im Kasten“. Entscheidend sind auch die Örtlichkeiten, die „Locations“. Sabrina Cichy hatte vor einigen Jahren eine Phase, da war sie ständig auf dem Gelände der ehemaligen Henrichshütte unterwegs, immer die Kamera am Auge. Jetzt liebt sie eine besondere Ecke der „Hundewiese“ am Leinpfad, wo ganz viele kahle Bäume für den entsprechenden Hintergrund sorgen. Oder während der Kirschblüte beispielsweise eine Allee in Sprockhövel. Und überhaupt Hattingen: Da gebe es „unheimlich schöne Ecken“ zum Fotografieren, findet sie.
Im nächsten Schritt rückt das Model in den Fokus. Warum, das erklärt die Fotografin so: „Mit meinen Fotos möchte ich Geschichten erzählen, Assoziationen erzeugen, auch Unwirkliches, Traumhaftes schaffen. Daher geht es bei mir buchstäblich weiblich zu. Ich möchte Frauen schön ablichten. Damit das geschieht, mache ich auch schon mal Posen vor. Manchmal erzähle ich den Models eine kleine Geschichte, damit sie sich in meine Idee hineindenken können. Wichtig ist, dass sie sich wohlfühlen und nicht verkrampfen.“
Zum Schluss geht es an den Computer. Hier entsteht mit Hilfe von Photoshop viel vom besonderen Licht, den oft zarten Pastelltönen oder kräftigen Details, die den Stil von Sabrina Cichy ausmachen. „Manchmal ist ein Foto nach zehn Minuten fertig, aber das kann auch eine Stunde oder länger dauern.“
Und endlich ist er da, der Moment, der für die hübsche 21jährige der wichtigste ist: „Für mich ist der ganze Prozess rund um das Entstehen des Fotos nicht das beste. Hinterher das fertige Foto zu haben in der Gewissheit, alles selbst geschaffen zu haben, das ist für mich das schönste Gefühl überhaupt.“
So wie bei dem Titelfoto von „Julia für immer“. Eigentlich, lacht Sabrina Cichy, habe sie sich im Mai letzten Jahres nur mit ihrer Freundin Jessica („Jessi“) aus Wattenscheid im Botanischen Garten an der Uni Bochum treffen wollen – nur so, wie sie betont: „Aber natürlich hatte ich die Kamera wie immer dabei. Und so kam das dann.“
Fotografiert hat sie schon immer, wurde dabei vor allem von ihren Großeltern unterstützt. Los ging alles als Fünfjährige mit einer blauen „Fisherprice“-Plastikkamera, mit der sie damals schon alles fotografiert hat, was ihr buchstäblich vor die Linse kam.
Irgendwann musste dann die Freundin herhalten und Model spielen. Schließlich stiegen die Ansprüche, dank Youtube auch die Fähigkeiten und mit 14 gab es endlich die erste Digitalkamera, eine Canon 350D. Mit der zeigte sich das Talent von Sabrina Cichy immer mehr, der Blick fürs Motiv, die Fantasie beim Umsetzen von Ideen, die Kreativität. Zurzeit arbeitet sie mit einer Canon 5D Mark II, benutzt nur Festbrennweiten und nie einen Blitz.
Dass sie sich mittlerweile entschlossen hat, den „unsicheren künstlerischen Weg“ einzuschlagen und doch noch Fotografie zu studieren, das liegt an drei Operation, die sie im letzten Jahr über sich ergehen lassen musste: „Dadurch wird man stärker und man erkennt, das Leben ist zu kurz, um nicht das zu machen, was man kann und möchte.“
Ihr größter Wunsch: „Einmal von der Fotografie leben zu können.“

Autor:

Roland Römer aus Hattingen

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