Erfrischend anders

Würde der Mensch beim Blick in den Spiegel statt des Ebenbildes seinen Charakter sehen, so mancher würde zu Tode erschrecken.
(Claudio Michele Mancini)

Ostern lädt zum Nachdenken ein.

Von allen Hinrichtungen in der Geschichte ist die Ermordung des Schreiners aus Nazareth wohl die bekannteste und doch nur eine von vielen Hunderttausenden.

Und doch haben die wenigen überlieferten Skizzen aus dem Leben dieses Outlaws über Jahrhunderte eine Faszination auf Millionen von Menschen ausgeübt und, was noch beeindruckender ist, Nachahmer tiefgreifend inspiriert.

Da ist ein Mann, der irgendwann seine Festanstellung aufgibt, seiner Familie den Rücken zukehrt und sich berufen fühlt die Menschen in Sachen Religion und Recht zu belehren. Welche Anmaßung! Er lebt zwar bescheiden, aber doch jahrelang auf Kosten anderer. Als Globetrotter zieht er durchs Land und mischt sich überall ein. Er stellt regelmäßig alles in Frage und seine Lebensweise ist gelebte Gesellschaftskritik.

Gehasst und umjubelt ging er unbeirrt seinen Weg. Den Ärmsten der Gesellschaft spricht er Mut zu und zollt ihnen Würde und Respekt. Er tröstet, hilft und heilt.

Aber er legt sich auch mit den Mächtigen seiner Zeit an, er geißelt die Politik der Tyrannei der römischen Besatzer, prangert die Heuchelei und Verlogenheit der religiösen Führer an und stellt deren starres Religionssystem in Frage. Mit weisen Worten hebelt er auch irregeleitete Rechtsprechung aus. So verhindert er z.B. die Steinigung einer beim Ehebruch ertappten Frau, indem er der johlenden Masse einfach nur einen Spiegel vorhält. Ein Spiegel als Waffe . . .

Bloßgestellt und öffentlich kritisiert, bricht sich der wahre Charakter Bahn. Die Mächtigen fühlen sich bedroht, die Besatzer wählen den Weg des geringsten Widerstandes. Schuldig oder nicht – dieser Kritiker muss weg. Er trifft das kranke System bis ins Mark. Todesstrafe als Kollateralschaden.

„Würde der Mensch beim Blick in den Spiegel statt des Ebenbildes seinen Charakter sehen, so mancher würde zu Tode erschrecken.“

Der Liedertext „Der Gammler“ von Andreas Malessa zeigt die Gestalt Jesus ohne religiöse Verfremdung - erfrischend anders, wie ich finde.

„Wer ein gesund entwickeltes Gewissen hat, braucht kein Gesetz.“

Autor:

Ulrich Wockelmann aus Iserlohn

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