IAB Studie - Jeder dritte Hartz-IV-Empfänger ist psychisch krank

Am Donnerstag veröffentlichte das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung eine Studie unter dem Titel „Menschen mit psychischen Störungen im SGB II“. Auf 105 Seiten wird vorgetragen, dass jeder dritte Hartz IV-Bezieher mit psychischen Störungen belastet ist.

Zur Auswertung wurden verschiedene Quellen hinzugezogen. Unter anderem eine Statistik der deutschen Krankenkassen zu den Ursachen bei Arbeitsunfähigkeit. Demnach war im Jahr 2008 jeder 8. Krankheitstag auf psychische Diagnosen zurückzuführen. Dabei waren 95,4 Prozent der arbeitsunfähig Erkrankten tatsächlich erwerbstätig Beschäftigte. Nur 4,6 Prozent der Krankschreibungen betrafen Erwerbslose. Hier dient die Krankschreibung ausschließlich der Abwendung der Existenzbedrohung durch Sanktionen. Für die ärztliche Behandlung ist eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung für Menschen ohne Job nicht erforderlich. (IAB Studie , S. 21)

Auf S. 24 heißt es dann:
„Im Rahmen von Befragungen von Mitarbeitern verschiedener SGB-II-Träger konnte - unabhängig von der Art der Beeinträchtigung - aufgezeigt werden, dass davon auszugehen ist, dass mindestens ein Drittel aller arbeitsfähigen Arbeitsuchenden an (mindestens) einer gesundheitlichen Einschränkung bzw. manifesten Erkrankung leiden“.
Welcher Wert einer solchen Befragung unzureichend ausgebildeter Mitarbeiter dabei zukommt, ist zumindest kritisch zu hinterfragen.

Die Kurzform der Studie könnte lauten:

Hartz IV macht gesunde Menschen krank,
und kranke Menschen noch kranker

In der Medienberichterstattung lassen sich indes abweichende Interpretationsschwerpunkte erkennen. Überwiegend heißt es etwa: „Jeder dritte Hartz-IV-Empfänger ist psychisch krank“.

Der Focus schreibt:
„Die Zahlen sind alarmierend: Mehr als ein Drittel der Hartz-IV-Empfänger leiden unter psychischen Erkrankungen wie neurotischen Störungen und Depressionen. Jobvermittler sind im Umgang mit den Betroffenen überfordert.“

Ein Gedanke den Heinrich Alt dankbar aufgreift:
„Nach Ansicht der Bundesagentur für Arbeit (BA) müssen die neuen Erkenntnisse Ansporn für eine bessere Betreuung der Betroffenen sein. „Wir fühlen uns von dieser Studie herausgefordert, dieses Thema noch intensiver zu bearbeiten als bisher“, sagte das für Hartz IV zuständige BA-Vorstandsmitglied Heinrich Alt in einem Interview der Nachrichtenagentur dpa. Künftig müssten Mitarbeiter der Jobcenter noch besser für den Umgang mit Menschen mit psychischen Handicaps fortgebildet werden. Aber auch Unternehmen sollten psychisch eingeschränkten Menschen eine Chance geben.“

„Anmerkung JK:
Alt kann sich seine Relativierungen wieder einmal sparen. Es ist mit hoher Wahrscheinlichkeit zu vermuten, dass das rein auf Repression ausgelegte Hartz IV System, das die ihm ausgelieferten Menschen entmündigt, demütigt und entwertet, ursächlich für die Zunahme der psychischen Störungen bei Hartz IV Beziehern ist.“ (Nachdenkseiten.de)

Ein Forenbeitrag bei Tacheles läßt persönliche Betroffenheit des Schreibers erahnen:
„Kann man auch anders interpretieren ..... die Verfolgungsbetreuung der Jobcenter zeigt innerhalb kürzester Zeit ihre Wirkung.“

Deutlich einfacher macht es sich die „Bild“ mit ihre Diagnose:
Ein Leben auf Staatskosten kann zermürbend sein und krank machen.“

Autor:

Ulrich Wockelmann aus Iserlohn

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