Minoritenplatz: Sehr geehrter Herr Brauer ...

Die über 100m lange Mauer entlang der Hafenstrasse, Blick zum Haus Koekkoek und Turmcafe
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Die freischaffende Architektin Julia Blanck aus Kleve, Vorsitzende des KFA (Kontaktkreis freischaffender Architekten unterer Niederrhein), hat zur geplanten Unterstadtbeauung diesen offenen Brief an den Klever Bürgermeister Theo Brauer geschrieben:

Sehr geehrter Herr Brauer,

die bisherigen Reaktionen der Bürgerinnen und Bürger auf die bisher veröffentlichten Pläne für die Bebauung des Minoritenplatzes waren vielfältig und engagiert.

Als Architektin möchte ich folgendes ergänzen:

Die vorliegenden Bilder des Entwurfes von RKW zeigen entlang der Wallgrabenzone eine Mauer, die viel diskutierte Gabionen-Wand. Diese Bezugnahme auf die alte Stadtmauer als „Zitat“ aus der Historie der Stadtentwicklung mag auf den ersten Blick passend erscheinen.
Die mittelalterliche Stadtstruktur ist noch heute im Klever Stadtgrundriss deutlich ablesbar und dort war in der Tat die Stadtmauer.
Sie definierte einst die Grenze der Stadt und schützte die innen liegende Stadt vor
drohendem Unbill. Die Stadtmauer war nicht durchlässig, nur an wenigen Stellen war der Durchgang in die Stadt möglich, markiert durch ein Tor.

Die Mauer als Element ist nun mal in ihrer ursprünglichsten Aufgabe zur Abgrenzung bestimmt. Und wie die Stadtmauer über die Jahrhunderte die Grenzen der Städte markiert, so wird auch diese über 100m lange Gabionen-Mauer dasselbe Signal setzen!

Der geplante Block hat in der jetzigen Planung eine eindeutige Vorderseite und eine
Rückseite. Diese Gabionen-Wand ist die Rückseite. Dort soll sich ein Teil der Parkplätze kaschiert werden, dort soll die Anlieferung stattfinden (ein weiteres großes Problem), und bestimmt auch der Müll entsorgt werden.
Für Besucher ist der Blick auf diesen neuen Block der erste Eindruck der Innenstadt. Verehrter Herr Brauer, soll sich so die Stadt präsentieren, mit einer undurchdringlichen Mauer, der Rückseite eines Einkaufscenters?

Dabei besteht hier die historische Chance, der Stadt „ein Gesicht“ zu geben!

Im Mittelalter war die Stadt dort zu Recht begrenzt. Aber heute, vor allem, seitdem Kleve ihre vielleicht wichtigste Errungenschaft der letzten Jahrzehnte, die Hochschule, realisiert hat, hört Kleve dort nicht mehr auf, sondern ist um das „Hochschulviertel“ erweitert. Dieses gilt es anzubinden.

Ob der KCN, der Klevische Verein oder die vielen anderen Stimmen von Bürgern - sie alle nehmen die Stadt sehr ernst und haben die Gefahren, die der vorliegende Entwurf mit sich bringt erkannt und deutlich gemacht. Auch die vielfältigen Anregungen, wie der engagierte Appell des Bildhauers Max Knippert nach mehr Kultur, sind spannend und visionär. Dieses Potential an Ideen und Engagement tut der Stadt und seiner Entwicklung gut. Wenn Sie diese Stimmen ernst nehmen!

Es darf jetzt kein Schnellschuss abgegeben werden. Der Bau der Hochschule sollte hier auch ein mahnendes Beispiel sein. Wie schon erwähnt, es ist phantastisch für Kleve, dass es die Hochschule gibt und der Dank gilt denen, die dafür gekämpft haben. Mir ist auch bewusst, dass viele Entscheidungen damals schnell getroffen werden mussten. Aber architektonisch und städtebaulich sieht man dem Ergebnis diesen Mangel an Zeit auch an.

Es fehlte einfach die Zeit herauszufinden, was die beste Lösung für diese Stadt wäre. Weder dem Wesen des Ortes, noch dem der Nutzung wurde Rechnung getragen. Es wird keine Identität gebildet. Dieses Gebäudeensemble könnte überall stehen und es könnte jede Nutzung beherbergen.

Am Montag wollen die Investoren einen überarbeiteten Entwurf präsentieren.
Darauf dürfen wir alle sehr gespannt sein. Und auch darauf, wie weit Sie die Anregungen und den Willen der Bürgerinnen und Bürger in den Prozess mit einbinden."

Autor:

Lokalkompass Kleve aus Kleve

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