Ein starkes Vater-Tochter-Gespann
LVR-Verbund HPH begleitet Vater mit Behinderung

Wer sechsfacher Onkel ist, der weiß, wie das mit Kindern läuft. Dachte John Z. (alle Namen geändert) - bis er selbst Vater wurde. Inzwischen kann der heute 31-Jährige über die Anfangsschwierigkeiten schmunzeln, denn er hat sie gemeistert und Tochter Mimi ist sieben Jahre alt, aufgeweckt und putzmunter. Aber er weiß noch, wie ihn als alleinerziehender Vater Kleinigkeiten aus dem Konzept gebracht haben. Zum Beispiel dann, wenn die Kleine weinte und weinte und nicht aufhören wollte. Bis ihn wiederum sein Vater an die Hand nahm und den Bauch des Kindes massierte, weil es Bauchschmerzen hatte. Das ist lange her, und aus John und Mimi ist ein eingespieltes Team geworden. Ein nicht alltägliches Vater-Tochter-Gespann, denn John Z. ist ein Mensch mit Behinderung. Mit Unterstützung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des LVR-Verbundes Heilpädagogischer Hilfen meistert er seinen Alltag.

Bei John Z. wurde eine Lernschwierigkeit diagnostiziert, er besuchte eine Förderschule und hatte danach Probleme, Fuß zu fassen. „Eine Maßnahme folgte der nächsten, aber nichts klappte.“ Bis er in die Werkstatt Haus Freudenberg kam und hier seinen Platz fand. Er gehört zur Gärtnertruppe und kümmert sich um alles, was mit Grün zu tun hat. Mimis Mutter lernte er in der Schulzeit kennen. Die Beziehung ging in die Brüche, das Kind blieb beim Vater. Sie leben im Kreis Kleve, mit zwei Katzen, Lulu und Tyler, und seit geraumer Zeit auch nicht mehr zu zweit, sondern zu dritt. Johns Lebensgefährtin Kerstin komplettiert die kleine Familie, noch in diesem Mai wird das Paar heiraten. Und irgendwann wird die Wohnung garantiert zu klein werden. Mimi wünscht sich ein Geschwisterchen, auch John und Kerstin sagen: „Nachwuchs ist in Planung.“

Ein ganz normaler Tag bei Familie Z. beginnt morgens um sechs, wenn der Wecker klingelt. Frühstück, alle müssen sich fertig machen, dann kommt schon das Taxi, das Mimi in die Schule von Haus Freudenberg bringt. Die Kleine hat eine Sprachstörung, die aber nur derjenige bemerkt, der das weiß. Papa John ist stolz auf seine Kleine: „Sie hat sich so gut entwickelt, spricht viel deutlicher als früher.“ Dann muss der Vater auch los, ab zur Gärtnertruppe. Bis halb vier dauert seine Schicht, Mimi wird in der Zeit in der Schule betreut. Der Nachmittag gehört der Familie, „Mimi erzählt, was in der Schule war, was es Neues gibt, was sie gelernt hat.“ Zum Beispiel, welche Fortschritte sie in Gebärdensprache macht. John lernt mit ihr. „Hab’ Dich lieb“, kann er schon mit den Händen übersetzen. Eine darf nachmittags nicht fehlen Kerstin P. Das Trio radelt viel, isst gerne ein Eis, geht in Nicht-Corona-Zeiten auch ins Kino, und „shoppen“, kräht Mimi dazwischen. Ganz wichtig.

Kerstin und Mimi kommen gut miteinander klar. „Anfangs“, sagt die 31-Jährige, „war es komisch und ungewohnt. Auf einmal kommt da so ein kleiner blonder Wirbelwind um die Ecke. Wir mussten uns ja erst aneinander gewöhnen.“ Das ist Vergangenheit, für Mimi gehört Kerstin zur Familie, genau wie der Papa. Der ist übrigens ihr Held, „ein lieber Papa“, wie die Siebenjährige betont, einer, den sie um
nichts in der Welt tauschen möchte. Auch, wenn er schon mal mit ihr schimpfen muss. „Aber nur bei Kleinigkeiten“, sagt John Z. Sollte es größere Probleme geben, dann kann er sich jederzeit an die LVR-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wenden. Wie beispielsweise bei Arztterminen von Mimi, da stehen sie ihm bei Verständigungsproblemen mit Rat und Tat zur Seite.

Autor:

Yvonne de Mür aus Kleve

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