"Freaks" sahen sich nach fast 50 Jahren wieder

Zwei Jahre lang „schraubten“ die beiden Initiatoren Udo Gernand (l.) und Heinrich Kampmann an dem Treffen.
2Bilder
  • Zwei Jahre lang „schraubten“ die beiden Initiatoren Udo Gernand (l.) und Heinrich Kampmann an dem Treffen.
  • hochgeladen von Holger Schmälzger

„Wer sich nicht wehrt, der lebt verkehrt“. Dieses Motto verinnerlichten in den 60er/70er Jahren auch viele Lüner. Es war die Zeit der Langhaarigen, Revoluzzer, Hippies, Gammler, Linken und allen, die anders leben wollten. Am Samstag trafen sich diese Lüner Spät-68er nach fast fünf Jahrzehnten wieder.

Zwei Jahre lang planten die beiden Initiatoren Udo Gernand und Heinrich „Heini“ Kampmann das Treffen. Und rund 60 Freunde kamen. Sogar aus Indien, Vietnam, Brasilien, Schweiz und ganz Deutschland reisten die Teilnehmer an.

In der damaligen Zeit herrschte Aufbruchsstimmung und auch Endzeitstimmung zugleich, wie sich einige Teilnehmer erinnerten. Kalter Krieg, drohender Atomschlag, Stationierung von Raketen in Europa, das alles erlebte man mit. Zeitgleich wollte man anders leben als die Eltern, hatte den Wunsch nach einem anderen Gesellschaftssystem und einem neuen Zusammengehörigkeitsgefühl. „Wir wollten die Welt verändern, vielleicht haben wir das ja auch zu einem kleinen Teil ein bisschen“, erinnert sich Gernand, der mittlerweile in Osnabrück lebt.

Viele Steinis waren beim Treffen dabei, aber auch viele andere fanden den Weg zum Wiedersehen, das somit viel mehr als nur ein Klassentreffen war. Damals traf man sich bei Tchibo oder im Judenpark, dem Tobiaspark. „Viele von uns haben über die Stränge geschlagen oder Grenzen überschritten, das gehörte damals wohl dazu. Heute nach fast 50 Jahren, vielleicht nicht mehr ganz so unbelastet wie früher, vielleicht selber Eltern oder sogar Großeltern geworden, erinnern wir uns an diese Wurzeln und können Kontakte erneuern“, begrüßte Gernand die „Freaks“ von damals. Denn so nannten viele selbst die damalige Truppe.

Dass sie in ihren heutigen Berufen landen würden, hätten sich auch die Initiatoren damals nicht gedacht. Gernand arbeitet im Bereich Immobilien und Logistik, Kampmann importiert Möbel aus Indonesien und Bali in seine Heimatstadt Rio des Janeiro. „Die Entwicklung lief so Stück für Stück ab, ich fühle mich jedenfalls wohl und bin sehr zufrieden“, sagt Kampmann. „Hätte ich schon damals gewusst, welche Vorzüge so ein Beruf mit sich bringt, hätte ich gewiss nicht nein gesagt“, sagt Gernand im Rückblick.

Aber egal welchen Weg jeder des Treffens eingeschlagen hat, die gemeinsame Vergangenheit hat sie alle geprägt. Deshalb verstand man sich auch nach langer Zeit wieder auf Anhieb. Obwohl man manchen Mitstreiter nicht sofort wiedererkannte. Aber da halfen ja die praktischen Namensschilder.

Zwei Jahre lang „schraubten“ die beiden Initiatoren Udo Gernand (l.) und Heinrich Kampmann an dem Treffen.
Rund 60 Freunde von damals trafen sich am Samstag. | Foto: Udo Gernand
Autor:

Holger Schmälzger aus Dortmund-Süd

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

13 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.