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Azimut & Entmagnetisierung bei Compact Cassetten Recordern

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Heute möchte ich einen Beitrag für eher wenige Leser veröffentlichen, es geht um den Kopfspalt und die Entmagnetisierung bei Compact Cassetten Recorder. Wir haben das Jahr 2012 und da fragen einige: Compact Cassetten Recorder? Was ist das? Brauch man heute noch einen Bericht über Azimut und Entmagnetisierung? Der Zulauf in der VHS für "Theorie und Praxis Compact Cassetten Recorder", den ich leite, zeigt deutlich, dass die Compact Cassette noch lange nicht am Ende ist. Bei jedem Treffen mit Lou Ottens verspreche ich ihm, dass ich alles tun werde, dass die Compact Cassette noch lange existieren werde. Demnächst erscheinen Bücher darüber, denn Theorie und Praxis müssen erklärt werden, damit unsere Enkel auch morgen noch wissen, wozu der Bleistift für einen Bandsalat benötigt wird?

Herr Stud. Dir. Wilhelm Vahland und ich haben da mal etwas vorbereitet:

Bevor wir zur Tonkopfeinstellung kommen, zuerst die Frage nach dem Magnetismus. Die ersten Compact Cassetten Recorder von PHILIPS EL 3300 hatten eher weniger mit magnetisch gewordenen Tonköpfen zu tun. Bei einem Frequenzbereich bis 6000 Hz wird von uns allen nichts wahrgenommen. Bei modernen Cassetten Decks, die auch bis über 20000 Hz aufnehmen und abspielen können, sieht das ganz anders aus. Die schmale Spur, die langsame Geschwindigkeit und weitere Faktoren, sowie der Service, sorgen für die Aufmagnetisierung der Köpfe und der Umgebung. Im ersten Teil dieser Serie haben einige Experten etwas dazu gesagt: 
https://www.lokalkompass.de/luenen/c-ratgeber/nakamichi-elac-azimut-compact-cassetten-entmagnetisierung_a112582?fbclid=IwAR0xSo0XhQp6hbSI1A62hgO1C4P5KE_ScU8drseGX6BgkcHWMgK5kHUtk_8
Nun kommt aber immer wieder die Frage nach Beweisen auf. Denn der Service kostet schließlich auch Geld. Und der Kunde fragt, ob er etwas hört vom Entmagnetisieren? Zunächst einmal, es gibt KEINEN Techniker, der das Entmagnetisieren leugnet. Ich selbst bin ja bei NAKAMICHI gewesen, dort ist diese Handarbeit Pflicht! Neben den Tests in den Berufsschulen Dortmund von Stud. Dir. Vahland über die Lissajous-Figuren (nur ganz neue Recorder schaffen den Strich der beiden Kanäle), gab es auch den Nachweis, dass es Aufmagnetisierung gibt.

Es gibt Messgeräte von List-Magnetik, die Magnetismus beweisen: 

Hier bei der Messung:

Mit diesem Magnetfeldmessgerät haben wir einen magnetisch gewordenen Kopf, aber auch die Umgebung bewiesen. 

Hier Daten: 
https://www.list-magnetik.com/download/DE_MP-800_Datenblatt.pdf

Die Magnetische Permeabilität ist eine Angabe, wie stark ein Stoff magnetisierbar ist. Sinnvoll ist die Aussage dort, wo eigentlich gar kein Magnetismus erwünscht ist, zum Beispiel bei Edelstahl.
Die Magnetische Permeabilität sollte man nicht mit der Remanenz bzw. dem Restmagnetismus verwechseln: Remanenz / Restmagnetismus sagt, wie stark ein Objekt magnetisiert ist, Permeabilität sagt, wie leicht man ihn magnetisieren könnte.

Auf dem Bild ist die Sonde zu erkennen, mit der wir genau den Magnetismus auf dem Kopf, um den Kopf und an allen Teilen im Recorder messen können.

Das bedeutet, dass es mindestens sinnvoll ist, VOR einer Messung zu Entmagnetisieren, sowie NACH der Messung/Reparatur IMMER! 

Informationen über Azimut, Aufnahme, Wiedergabe und so weiter:

AZIMUT(engl. AZIMUTH) bezeichnet den Winkel des Kopfspaltes zum Bandlauf. Er muss 90 Grad sein, um perfekt eingetaumelt zu sein.
Fertig! Wir können den Bericht beenden!

Warum verstellt sich eigentlich der AZIMUT? Die Konstruktion von Lou Ottens gibt vor, dass der Tonkopf in die Cassette bewegt wird. Lou Ottens und sein Team entwickelten Anfang der 1960’er Jahre den weltersten Recorder PHILIPS EL 3300. Dieser wurde auf der Funkausstellung 1963 vorgestellt. SÜLTZ ELEKTRONIK war dabei.

Während Tonköpfe in Tonbandgeräten also bombenfest ihren Platz einnehmen, bewegen sich Tonköpfe eines Cassetten Recorders auf einem Schlitten. Dieser Schlitten kann sogar motorangetrieben ganz sanft für den Kopf/Band Kontakt sorgen… Bewegung bleibt! Ansonsten hätte NAKAMICHI nicht den DRAGON entwickelt. Je nach Phasenlage der Aufzeichnung justiert sich der Tonkopf ständig nach. Die Compact Cassetten sind nicht immer perfekt gegossen. Die Andruckrolle muss immer sauber sein. Und so könnte es weiter gehen. Alles muss addiert werden.

Die Aufnahme
Aus dem Tonkopf-Spalt treten magnetische Felder aus und magnetisieren das vorbeilaufende Band. Hier ist eine sehr vereinfachte Darstellung, denn man müsste noch auf weitere Faktoren, wie die Quermagnetisierung, die Wellenlänge usw., eingehen. Bewegt sich nun ein leeres Band am Tonkopf vorbei, so wird das Band mit der hier gezeigten Sinuswelle magnetisiert:

Hier 2 Signale:
Es handelt sich um eine MONO-Aufnahme einer Geige.

Ein weiteres Bild zeigt die Aufnahme eines 300 Hz-Testtones.

Die schwarzen Streifen stellen die magnetischen Nordpole dar und die weißen Streifen die magnetischen Südpole. Bei Wiedergabe wandelt der Tonkopf diese Nord/Süd-Magnetinformation in ein elektrisches Signal um… bis es schlussendlich als hörbaren Ton aus dem Lautsprecher erklingt.
Ein Geigenton besitzt zahlreiche Obertöne. Sie können bis über 20000 Hz reichen. Zu sehen sind schmale und breitere Streifen, das entspricht der Frequenz. Bei einem Sinuston von 300 Hz sind die Streifen gleich breit.
Würde nun ein Wiedergabekopf minimal schräg stehen und das Signal abtasten, heben sich Nord- und Südpole auf. Am Wiedergabekopf, besser gesagt am Wiedergabekopfspalt, wird kein Signal erzeugt.

Eingezeichnet ist ein Winkel von 90 Grad.
Alles ist in Ordnung! Compact Cassetten können nun mit Freunden und Nachbarn getauscht werden. Voraussetzung ist natürlich, dass jeder Musikliebhaber korrekt eingestellte Geräte besitzt.
Kommen wir nun zu einem verstellten Kopf:

Mehr an Informationen wird es in einer Buchreihe über DIE COMPACT CASSETTE geben!

Prüfung mit Azimut-Referenzkassette:

Referenzkassette mehrfach umspulen, damit sich die Bandwickel auf die korrekte Bandlaufposition im Gerät einstellen können.
Referenzkassette einlegen und Testsignal abspielen.
Ausgangssignal des rechten und linken Kanals mittels 2-Kanal-Oszilloskop im XY-Betrieb (als Lissajous Figur) darstellen.
Tonkopf so verstellen, dass der Pegel am stärksten ist und sich dann ein schräger Strich (von unten links nach oben rechts im Winkel von 45°) auf dem Bildschirm ergibt (Phasengleichheit der beiden Kanäle).
Nach der Einstellung die Stellschraube am Tonkopf mit Schraubensicherungslack fixieren.

Bemerkung zum Oszilloskop:
Zu höheren Frequenzen hin wird in der Darstellung am Oszilloskop aus einem "Strich" mehr und mehr ein ovaler Ellipsoid, der immer noch von links unten nach oben rechts im Winkel von 45° verläuft, aber sich mehr und mehr öffnet (sichtbarer Spurfehlwinkel).

Auf dem Millivoltmeter
Am Recorderausgang ist auf Spannungsmaximum einzustellen:

Mehr an Informationen wird es in einer Buchreihe über DIE COMPACT CASSETTE geben!

Viel Freude beim Hobby!
Wilhelm (Willi) Vahland & Uwe H. Sültz (der ELAC Opa)

https://www.youtube.com/watch?v=NdescjyNbIE
https://www.youtube.com/watch?v=LSVa_WEGRF4
https://www.youtube.com/watch?v=-qBPCRzI2Es

Autor:

Uwe H. Sültz aus Lünen

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