Fotoausstellung "Die Frauen von Srebrenica"

Nur noch bis morgen ist diese Ausstellung grossformatiger Schwarzweiss-Fotos (1,20 x1) in der CUBUS Kunsthalle Duisburg zu sehen.

Nicht Schmerz und Verzweiflung sollen in diesen Bildern zum Ausdruck kommen,sondern Stärke und Zuversicht.

Das ist die Absicht des Fotografen Sead Husic,der 40 der Frauen porträtiert hat,deren Männer,Söhne,Väter und Brüder 1995 bei dem grössten Massaker auf Europäischem Boden nach dem Zweiten Weltkrieg ums Leben kamen.

Ihre Stärke haben diese Frauen bewiesen,als sie sich schon bald nach dem ungeheuren Geschehen zusammenschlossen,um die Gräber der Niedergemetzelten ausfindig und bekannt zu machen,so daß die Tat nicht mit den Opfern für immer und ewig begraben werden konnte.Das hatten die Täter beabsichtigt gehabt,indem sie die Toten ein zweites Mal an unterschiedlichen Stellen mit Baggern verscharrt hatten.Forensiker finden inzwischen zusammengehörige Gebeine auf mehrere Massengräber verteilt.

Im letzten Jahrhat sich Sead Husic auf den Weg gemacht um mit den Frauen zu sprechen und durch ihre Porträts das Bewusstsein um dieses Ereignis wachzuhalten.

Die Frau,deren Gesicht auf dem Ausstellungsplakat abgebildet ist,hat er dafür ausgewählt,weil er sie in ganz besonderer Erinnerung hat.Über siebzig ihrer männlichen Verwandten hat sie damals verloren.Und bei jedem erneuten Aufzählen fing sie mit einem anderen Namen an,um irgendwie zu versuchen jedem die gleiche Wichtigkeit zu geben.
Die Tränen,die natürlich auch geflossen sind,die Aufnahmen wurden zudem in der Halle gemacht ,in denen die Männer und Kinder zum Abtransport "gesammelt" wurden,möchte der Fotograf nicht zeigen und möchten auch die Frauen nicht in den Vordergrund stellen.Aus den Gesichtern,ihren Augen heraus soll sich dem Betrachter klar und deutlich die anklagenden Fragen aufdrängen "Wie konnte das sein?" "Wie konntet Ihr das zulassen?" Wie konntet Ihr bei soetwas etwas "zusehen"?

Denn das Furchtbare geschah unter den Augen der Weltöffentlichkeit.In einer - vermeindlichen - UN-Schutzzone,in der sich die Bevölkerung sicher wähnte.

Die politische Aufarbeitung,hat folgende Antworten in den Raum gestellt :"Die Situation damals wurde falsch eingeschätzt."Die Sichtweise der Weltgemeinschaft war einfach zu unbedarft."
Der Gerichtshof in Den Haag ordnet das Geschehen eindeutig als Kriegsverbrechen und Genozid ein.

Ob diese Antworten den Frauen genügen können? Ob sie uns genügen können?

So mag man ausser dem Mitgefühl für die Betroffenen vielleicht folgende Gedanken mit auf seinen Weg nehmen...

"Hätte ich,ausgestattet mit dem Wissen um die Geschehnisse im Dritten Reich,mit dem Wissen,was alles an scheinbar Undenkbarem doch möglich ist,tatsächlich anders gehandelt als 1995 die Blauhelm-Soldaten?"
" Wäre ich nicht auch den einfachsten Weg gegangen und hätte mich auf meine Friedensmission berufen,also keine Waffen eingesetzt (das war nur für den Fall der Gefährdung der eigenen Person vorgesehen) auch wenn ich dadurch die Ermordung Unschuldiger hätte verhindern können?"
"Hätte ich erkannt,daß es mit der Separieung der Männer mehr auf sich hatte als Wehrpflichtige herauszusuchen?"Es waren immerhin Jungen ab Zwölf dabei (vereinzelt ist sogar von Neun- und Siebenjährigen die Rede).Vielleicht war es aber ja auch gerade diese Tatsache,die nichts Schlimmes vermuten ließ.
"Und wenn mir etwas fragwürdig vorgekommen wäre,hätte ich meine Kamaraden davon überzeugen können etwas dagegen unternehmen zu müssen?
"Wie weit wäre mein Mut gegangen?"

Es ist wahrscheinlich garnicht möglich abschliessende Antworten darauf zu finden.Aber es ist auf jeden Fall möglich bei den Überlegungen ehrlich mit sich zu sein.

(Anm. in eigener Sache:Es ist davon auszugehen,daß es in allen Bevölkerungsgruppen,so auch der der Täter,unschuldige Opfer gegeben hat,die blindwütigem Hass und dem Grauen dieses Krieges anheim gefallen sind.Dieser Beitrag soll das nicht anzweifeln.)

Autor:

Silvia Eisold aus Lünen

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