Saukomisch und medienkritisch

Mit Männern, Make up und Medien kennt sich Andrea Hackenberg aus. | Foto: Michael Kleinespel
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  • Mit Männern, Make up und Medien kennt sich Andrea Hackenberg aus.
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Schreiben gehört für Journalisten zum Handwerk. Andrea Hackenberg belässt es in ihrer Zunft aber nicht beim Backen kleiner Brötchen, sondern hat jetzt ihre erste Torte geschafft: „Abgeferkelt“ heißt ihr Debüt-Roman.

Und er ist wirklich so saukomisch geworden, wie der Titel verheißt. Andrea Hackenberg nutzt ihren Liebesroman aber auch als Plattform für eine Kritik an den rasanten Entwicklungen in der Verlagslandschaft.

Was stecken Sie besser weg: Bei einer Reportage über einen Schweine-Züchter im Schlamm zu landen oder von einem missgelaunten Buchkritiker verrissen zu werden?
Andrea Hackenberg: „Da bevorzuge ich eindeutig den Schlamm. Auf Kritik ist man nicht so gut vorbereitet.“

Ist es für Sie als Romanautorin wichtig, auf persönliche Erfahrungen wie den Arbeitsalltag einer Journalistin zurückzugreifen? Oder wäre beispielsweise auch eine Astronautin statt einer jungen Lokaljournalistin für Sie als Heldin reizvoll?
„Da halte ich es mit persönlichen Erfahrungen und eigenen Recherchen, statt mit der blühenden Fantasie.“

Berufsnomadin mit Heimatbindung

Die Geschichte zwischen Kati und den anfangs so schwierigen Redaktionsleiter Jonas entwickelt sich doch recht vorhersehbar, und ich unterstelle Ihnen dabei Absicht. Spielen Sie gerne mit Klischees?
„Ich spiele wirklich gerne mit den Klischees von ,boy meets girl‘. Ich versuche auch, sie aus einem neuen Blickwinkel zu betrachten. ,Abgeferkelt‘ ist ein Liebesroman, und ich finde, der muss zwingend notwendig ein Happy End haben.“

Kati zieht von der Großstadt aufs Land, in die Lüneburger Heide. Anfangs - auch weil alleine lebend - hält sie das schlecht aus. Wie gehen Sie denn mit Heimweh um?
„Ich weiß, wie schwer das ist, denn ich musste oft umziehen. In acht Jahren hatte ich vier Arbeitgeber. Ich war so eine richtige Berufsnomadin. Man muss versuchen, reinzukommen in neue Gemeinschaften, Ich sehe mich noch auf der Bank an einem Spielplatz in Celle, so mit Anfang 30 und ganz alleine, neben einer Oma sitzen und mit ihr plaudern. Man muss auf die Menschen zugehen können.“

„Abgeferkelt“ ist eine sehr lustige Geschichte und verlangt danach, verfilmt zu werden. Gibt’s schon Angebote? Wer wäre Ihre Idealbesetzung für Kati und Jonas?
„Klar, täglich, die rennen mir die Bude ein. (Lacht.) Ich arbeite nach der Devise: Langsam mit den jungen Pferden. Vor 2014 gibt es kein zweites Buch. Aber eine Verfilmung von ,Abgeferkelt‘ ist eine hübsche Idee. Meine Idealbesetzung? Hm. Florian David Fitz aus , Die Vermessung der Welt‘ als Jonas und diese Blonde aus ,Doctor’s Diary‘, die hat ein sehr komödiantisches Talent.“

Als gelernte Kosmetikerin und Beauty-Redakteurin eines Frauenmagazins können Sie bestimmt die Frage beantworten, warum viele Männer im Badezimmer länger brauchen als manche noch so gut gestylte Damen?
„Das stimmt wirklich, oft. Ich glaube, es ist Eitelkeit, der Wunsch, optimal auszusehen. Ich finde es sehr lobenswert, wenn Männer sich pflegen und gut aussehen möchten. Sollen sie sich doch dafür mehr Zeit nehmen als Frauen. wenn sie die brauchen.“

Liebeserklärung an den Lokaljournalismus

Sie gehen in Ihrem Roman kenntnisreich wie kritisch auf die sich verschlechternden beruflichen Bedingungen im Journalismus ein. Wie ist Ihre Haltung: Durchhalten oder umsatteln?
„Ich habe umgesattelt und mich in den Fachjournalismus gerettet. Ich wollte mit dem Roman auch eine Liebeserklärung an den Lokaljournalismus schreiben. Aber die Verhältnisse sind nicht so. Der ganze Medienmarkt ist in Bewegung. Ich finde es einen Verlust für jede Stadt, wenn Lokalzeitungen sterben. Das ist entsetzlich. Lokaljournalist ist ein sehr ehrenwerter Beruf. Lokaljournalisten müssen der Politik und der Verwaltung auf die Finger schauen.“

Was verbindet Sie noch mit Ihrer Heimatstadt Marl?
„Alles. Meine Eltern, meine Freunde, viel Sentimentalität. Ich pflege regen Kontakt. Sieht man auch meiner offenen Facebook-Seite.“

Wie sieht für Sie in Ihrer neuen Heimat Frankfurt am Main ein perfekter freier Tag aus?
„Früh aufstehen, denn ich ich kann morgens einiges machen, zum Beispiel Sport. Dann halte ich Mittagsschlaf. Abends gehe ich gerne mit Freunden was essen oder sehe mir - gerne in der Originalfassung - alte Screwball-Komödien an, beispielsweise von Billy Wilder.“

Und wie sieht ein perfekter Tag in Marl aus?
„Den hatte ich jetzt, als ich den Roman vorgestellt habe. Ich bin vorher mit meinem Vater durch die Stadt getigert, habe viel fotografiert. Mittags habe ich mit meinen Eltern zusammen gegessen und dann abends in der Stadtbibliothek gelesen. Es war ein absolut perfekter Tag.“

Zur Person: Andrea Hackenberg, Jahrgang 1972, lebt in Frankfurt/Main und ist Redakteurin bei einem Fachmagazin. Geboren wurde die studierte Geisteswissenschaftlerin in Berlin. Andrea Hackenberg verbrachte ihre Kindheit und Jugend in Marl und absolvierte das Gymnasium im Loekamp. „Angeferkelt“ ist ihr erster Roman, den sie jetzt in der insel-Stadtbibliothek vorgestellt hat.

Autor:

Kerstin Halstenbach aus Emmerich am Rhein

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