Verleihung des Bert-Donnepp-Preises beim "Bergfest“ im Grimme-Institut Marl

Lucia Eskes, die Leiterin des Grimme-Preises | Foto: Georg Jorczyk / Grimme-Institut
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Im Beisein von zahlreichen Gästen wurde das „Bergfest“ im Grimme-Institut gefeiert, das traditionell im Rahmen der Grimme-Preis-Jurywoche stattfindet. Eine Diskussionsrunde zur Zukunft des öffentlich-rechtlichen Rundfunks lieferte einen inhaltlichen Input; die Verleihung des Bert-Donnepp-Preises für Medienpublizistik sorgte für feierliche Momente – und viel Beifall.

Bert-Donnepp-Preis

Ein Höhepunkt des Bergfests war  die Verleihung des Bert-Donnepp-Preises, des Deutschen Preises für Medienpublizistik, der von den „Freunden des Adolf Grimme Preises“ gestiftet und verliehen wird. Er ging an Stefan Niggemeier und Boris Rosenkranz für das Portal Übermedien sowie an den Publizisten Georg Seeßlen. Die Besondere Ehrung erhielt Dunja Hayali.

#metoo, #nobillag und mehr

Lucia Eskes, die Leiterin des Grimme-Preises, sprach in ihrer Begrüßung der zweihundert Anwesenden über die derzeit aktuelle Debatte um den Hashtag #metoo. Diese werde zwar mit aller Emotionalität und manchmal auch fehlender Sachlichkeit und Ausgewogenheit geführt, verdeutliche aber, dass „wir in einer Gesellschaft leben wollen, in der jeder frei von sexueller Belästigung seinen Beruf und seine Profession ausüben kann“.
Die Geschichten von Frauen, denen dies widerfahre, auch aus anderen Teilen der Erde, würden nun endlich wahrgenommen.
Unabdingbar seien hierfür auch Produktionen, wie sie der Grimme-Preis alljährlich nominiert und auszeichnet, denn diese sorgten für Information, Aufklärung und Debatte. Darüber hinaus bräuchten wir, so Lucia Eskes, „gute fiktionale Stoffe, die uns auch auf emotionaler Ebene erreichen und in die Lage versetzen, Empathie zu entwickeln“.

Diskussion über Zukunft der Öffentlich-Rechtlichen

Im Anschluss moderierte Journalist Torsten Zarges, Jurymitglied seit 2004, eine Diskussionsrunde zur „Zukunft des öffentlich-rechtlichen Rundfunks“. An dieser nahmen teil: Claudia Tieschky, ebenfalls Jurymitglied und Medienredakteurin bei der Süddeutschen Zeitung, Nathalie Wappler Hagen, Programmdirektorin des MDR und Vorsitzende der ARD-Hörfunkkommission, Dr. Susanne Pfab, ARD-Generalsekretärin, und Prof. Dr. Christoph Bieber, Uni Duisburg-Essen, bis vor kurzem noch Mitglied des WDR-Rundfunkrats.

Sie sprachen weniger über die Lügenpressevorwürfe, welche die Legitimation vor allem des öffentlich-rechtlichen Mediensystems als solches in Zweifel ziehen. Es ging es vor allem um die in jüngster Zeit verstärkt geführte Diskussion, ob ein solches System überhaupt benötigt werde – besonders im Hinblick auf Fragen der Finanzierung.

In der Schweiz ließe sich beobachten, schilderte Nathalie Wappler, wie nach der Umstellung auf eine allgemeine Rundfunkabgabe nach deutschem Vorbild – die eigentlich eine Senkung der Gebühren nach sich gezogen hatte – mittlerweile mit der Initiative „No Billag“ eine Abschaffung der Gebühr angestrebt wird: Wenn dies gelinge, drohe dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk das wirtschaftliche Aus, so Wappler. Allerdings konnte sie berichten, dass mittlerweile die Dimension des damit einhergehenden Verlustes erkannt werde und sich eine Mehrheit für den Erhalt des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in der Schweiz formiere: „Viele haben mittlerweile verstanden, es geht um mehr als die Kritik an der einen oder anderen Unterhaltungssendung“, es gehe um eine gemeinsam geteilte Öffentlichkeit – die qua Volksabstimmung aktuell zur Disposition gestellt werde. Susanne Pfab verwies auf ähnliche Risiken in Bezug auf die Medienlandschaft in Deutschland.

Natürlich finde hier keine vergleichbare Volksabstimmung statt, aber Claudia Tieschky formulierte den Wunsch, dass sich die Öffentlich-Rechtlichen hierzulande für ihren Fortbestand in vergleichbarer Weise einsetzten. Die Haushaltsabgabe für alle bedeute eben immer noch nicht „Rundfunk für alle“ – ein Problem, sagte sie, dass „die Öffentlich-Rechtlichen allerdings nicht alleine lösen können“. Gleichzeitig wundere sie sich über das Beharrungsvermögen der Sender, die jahrelang gepflegte Strukturen erhalten wollten, während sich die Medien gerade tiefgreifend änderten.

Christoph Bieber brachte hier als Alternative ein geändertes Verständnis des Öffentlich-Rechtlichen ein: „Hinterm Content geht es weiter“, so Bieber, der für einen „public open space“ plädierte. Das öffentlich-rechtliche Jugendangebot „funk“ komme dieser Idee bereits nahe, so Bieber.

Bis zum Ende der Woche fallen die Entscheidungen für die diesjährigen Grimme-Preisträger, sie werden am 14. März 2018 im Essener Grillo Theater der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Preisverleihung findet am 13. April 2018 im Theater der Stadt Marl statt. 

Autor:

Siegfried Schönfeld aus Marl

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