Marler Zeitung
Leserbriefing statt Leserbrief

Blick auf die Grünfläche, die bebaut werden soll. Im Vordergrund das Bonhoeffer Denkmal.
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  • Blick auf die Grünfläche, die bebaut werden soll. Im Vordergrund das Bonhoeffer Denkmal.
  • hochgeladen von Britta Müller

In einem Artikel in der Marler Zeitung wurde unter der Überschrift „Nachhaltige Geschenke an Marler Bürger“ darüber berichtet, dass Hubert Schulte-Kemper 5.500 Bäume für die Stadt Marl stiften will. „Wieso ist Marl nicht grüner?“ habe sich der Investor während einer Bahnfahrt gefragt und entschlossen, eine stattliche Anzahl von Bäumen zu stiften.

Inzwischen sind mehrere Leserbriefe in Bezug auf diesen Artikel geschrieben worden, in denen der Erhalt des vorhandenen Grüns gefordert wird, insbesondere der Jahnstadionwald. Auch ich habe einen Leserbrief geschrieben und den Erhalt der Grünanlage am City-See gefordert. Mein Leserbrief wurde aber leider nicht abgedruckt.

Immerhin hat die Lokalredaktion meine Einsendung zum Anlass genommen, selbst zum Thema zu recherchieren und einen eigenen Artikel („Kreativität kennt keinen Lockdown“) sowie einen Videobeitrag veröffentlicht. Erstaunlicherweise kamen die erfahrenen Redakteure der Marler Zeitung zu einem völlig anderen Ergebnis als ich, nämlich dass die von mir angesprochenen Grünflächen von der geplanten Bebauung gar nicht betroffen seien. Das ist auch die Begründung dafür, dass man meinen Leserbrief nicht abdrucken möchte: Meine Tatsachenbehauptungen hätten einer Prüfung nicht standgehalten. Wenn dem so wäre, wäre ich zufrieden, aber so recht glaube ich nicht, dass ich mit meinen Befürchtungen völlig daneben liege.

Ich stelle daher meinen Leserbrief hier im Lokalkompass ein und verdeutliche meine Angaben mit Bildern und Quellenangaben (Hyperlinks) zum besseren Verständnis:

Leserbrief zu „Nachhaltige Geschenke an Marler Bürger“

„Wieso ist Marl nicht grüner?“ fragt sich Herr Schulte-Kemper und stellt in Aussicht 5500 Bäume zu stiften. Finde ich gut, auch wenn es mir unrealistisch erscheint, dass sich das überhaupt umsetzen lässt. Wie schon von Herrn Wagner in seinem Leserbrief bemerkt, könnte Herr Schulte-Kemper viel zu einem grünen Marl beitragen, indem er „dabei mithelfen würde, dass zu erhalten, was schon grün ist“.

Ich möchte hier die Grünanlage am City-See in die Waagschale werfen. Im Newsletter der Fakt AG vom März 2020 (online verfügbar) kann man unter der Schlagzeile „HSK zum Thema Stern: Informationen aus erster Hand“ lesen: „Angriffe anonymer Kritiker auf die Gastronomiepläne begegnete Schulte-Kemper mit der klaren Aussage, dass die Gastronomie nicht auf einer Grünfläche neben Wohnen West entstehen werde, sondern auf der gepflasterten Fläche am Rand des Creiler Platzes.“

Gut gebrüllt, Baulöwe, denn schaut man in die konkreten Planungsunterlagen der Stadt Marl vom 10.03.2021 (online im Rats- und Bürgerinformationssystem abrufbar), so stellt man fest, dass sowohl das See-Restaurant als auch die „Strandbar“ in genau der genannten Grünanlage geplant werden und keinesfalls auf der gepflasterten Fläche. Sieht ganz so aus, als hätten die anonymen Kritiker Recht behalten mit ihrer Befürchtung, dass die öffentliche Grünanlage für fragliche Gastronomiepläne geopfert werden soll.

Mancher Politiker mag nun einwenden, dass die Bürger sich doch so sehr Gastronomie an diesem Ort wünschen. Hierzu wende ich ein: Es ist bereits ein breites Gastronomieangebot vorhanden: das Restaurant Marlene mit täglichem Buffet und einem großen Biergarten, der neu eröffnete Schnellimbiss Rosto mit seinem Angebot von Pizza, Döner, Schlürfeis und Co, unweit die Bäckerei Malzers mit ihrem Angebot von Kaffee und Backwaren mit Tischen drinnen und draußen, und natürlich das neue Restaurant Noah's Place, in ca. 65 Meter Entfernung von der Seekante mit Innen- und Außengastronomie und der Möglichkeit zusätzlich ein großes Zelt vor dem Restaurant aufzustellen. Unmittelbar am City-See gibt es also bereits vier Gastronomieangebote.

Schauen wir in die untere Ladenzeile im Marler Stern, so finden wir dort noch zwei weitere Bäckereien mit Sitzgelegenheiten (Fischer, Backwerk), zwei Pommesbuden (Pommeskumpel, Frittenbude), einen Asia Bistro Express, das Brezel Corner und natürlich das gut besuchte Eiscafe Venezia. In Summe: Vier Angebote am City-See, sieben Angebote in der unteren Ladenzeile vom Stern. Die Behauptung, dass den Bürgern in der Stadtmitte die Gastronomie fehlt, lasse ich unter diesen Voraussetzungen nicht gelten.

Herr Schulte-Kemper, erinnern Sie sich an Ihre Worte, die Sie vor einem Jahr so vollmundig verbreitet haben und planen Sie die fünfte und sechste Gastronomie am City-See so, wie Sie es öffentlich angekündigt haben: auf den gepflasterten Flächen des Creiler Platzes. Nehmen Sie Abstand davon, weitere Grünflächen und das Gesamtkonzept des Erholungsraums City-See zu zerstören. Diese Anlage wurde umfangreich und gut durchdacht von einem Landschaftsarchitekten geplant: Mit Wasser, mit Bäumen und Sträuchern, mit Bänken und Skulpturen. Es ist ein Gesamt(kunst)werk. Das zu zerstören, empfinde ich als Frevel.

Vor allem mögen sich auch unsere Politiker und Stadtplaner damit angesprochen fühlen. Man kann eine Stadt sehr schnell kaputtplanen – und meistens ist das nicht mehr korrigierbar.

Britta Müller

Quellen:

Autor:

Britta Müller aus Marl

Webseite von Britta Müller
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