So steht's um die Barrierefreiheit in Marl
Läuft! Oder doch nicht?

Auf nach Marl! Aber wie weit ich mit den "Unterarmgehstützen" wohl komme? Foto: TS
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Endstation Marl Mitte. Wer hier mit der Bahn einfährt und auf Rollstuhl, Rollator oder - wie ich aktuell - auf Krücken angewiesen ist, hat keine Chance, die 39 Treppen hinauf zur Fußgängerbrücke Marler Stern zu überwinden. Noch nicht, denn immerhin sind die Bauarbeiten der Deutschen Bahn für einen Aufzug - nach längerer Verzögerung - im Gange. Und wie kommt man sonst in der Stadt mit einer Mobilitätseinschränkung, körperlich oder ganz einfach altersbedingt, vorwärts?

Einmal am Marler Stern angekommen bereiten mir die "Unterarmgehstützen", die mir aufgrund eines Fersenbeinbruchs vorübergehend verpasst wurden, kein Problem mehr.[/text_ohne] Das 1974 eröffnete Einkaufs- und Dienstleistungscenter trägt barrierefreien Anforderungen bei kleinen wie bei großen Maßnahmen bereits seit über 25 Jahren verstärkt Rechnung. Zwei Aufzugsanlagen verbinden die untere und obere Ladenstraße, alle Geschäfte sind stufenlos zu erreichen, zudem stehen behindertengerechte WC-Anlagen, eine Rollsteige, verbreiterte Eingangstüren und Rampen zur Verfügung. "Wir sind über jede konstruktive Idee dankbar und arbeiten ständig an Verbesserungen", verspricht Center Manager Olaf Magnusson. Aktuell würden neue technische Möglichkeiten im Eingangsbereich ausgelotet, wo automatische Schiebetür-Systeme bisher aus Wege-Bestimmungen, die sich aus dem Flucht- und Rettungsplan ergeben, leider nicht möglich waren.

Rathaus und Haltestellen im Umbau

"Als Kommune kommt uns eine generelle Kontrollfunktion zu und so haben wir stets ein wachsames Auge auf die Barrierefreiheit", spricht auch Stadtpressesprecher Daniel Rustemeyer dem Thema eine große Bedeutung zu. Paradebeispiel ist für ihn der brandaktuelle Rathausumbau. Das denkmalgeschützte Gebäude aus den 1960er Jahren soll in den kommenden Jahren umfänglich saniert werden. "Natürlich ergeben sich bei sämtlichen Neubauten oder Sanierungen von öffentlichen Gebäuden entsprechende Vorschriften zur Barrierefreiheit aus der Bauordnung", so Daniel Rustemeyer.

Aber auch in Sachen Mobilität tut sich gerade viel in Marl. Erst vergangenes Jahr konnten zwölf Bus-Haltestellen in Hüls-Süd barrierefrei umgebaut werden. Im Rahmen von Kanal- und Oberflächenerneuerung werden in den kommenden Wochen die Bushaltestellen an der Obersinsener Straße von der Vestischen barrierefrei umgestaltet; weitere folgen. Mehr als ein Drittel der gesamten Haltepunkte ist damit abgearbeitet. Die deutschen Kommunen sind per Personenbeförderungsgesetz verpflichtet, die Belange der in ihrer Mobilität oder Sensorik eingeschränkten Menschen bis zum 1. Januar 2022 zu berücksichtigen. Eine ambitionierte Aufgabe, die kaum eine Kommune bewältigt bekommt, dennoch ist die Stadt Marl diesbezüglich optimistisch. Das barrierefreie Ein- und Aussteigen kommt neben Fahrgästen mit Rollatoren und Gehbehinderungen natürlich auch zum Beispiel Familien mit Kinderwagen zugute.

Übrigens hat Barrierefreiheit nicht immer automatisch etwas mit dem Laufen zu tun, wie das digitale Update am Busbahnhof Marl Mitte vergangenes Jahr gezeigt hat: In Echtzeit laufen dort seit einigen Monaten Fahrgastinformationen übers Display, die für blinde oder sehbehinderte Menschen auch als Vorlesefunktion abrufbar sind.

So fahre ich schließlich mit einem insgesamt guten Gefühl heraus aus Marl. Diesmal lasse ich mich aber lieber mit dem Auto abholen, statt mich auf die Deutsche Bahn zu verlassen.

Autor:

Lokalkompass Marl aus Marl

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