Mit 102 Bäumen ist das Obstbaummuseum komplett - Der Heimatverein feiert mit den Paten

So sehen zufriedene Paten aus!
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Bis auf den sprichwörtlich letzten Baum war das Obstbaummuseum des Heimatvereins bis zur PatenParty ausverkauft. „Wir hatten für exakt 101 Obstbäume Paten gefunden, ein einziger Baum war noch zu haben“, sagt ein sichtlich stolzer Hubert Schulte-Kemper, Vorsitzender des Marler Heimatvereins, „und dann hat sich ein Ehepaar spontan entschlossen, diesen allerletzten Baum unter seine Fittiche zu nehmen.“ Am vergangenen Freitag trafen sich die neuen Paten in der Anlage am Weierbach, um sich ihre Patenbäume anzusehen und erhielten vom Vorsitzenden die passende Urkunde dazu.

Eine Idee reift
Aus der Obstbaumallee am Weierbach ist ein Obstbaummuseum geworden. Nach den Pflanzungen im Frühjahr dieses Jahres ist die Zahl der Bäume auf 102 gestiegen. Damit ist die Kapazität der Fläche erschöpft, mehr Bäume finden dort keinen Platz mehr. Ein einziger Apfelbaum war noch auf der Suche nach einem Paten, der nun auch vergeben wurde.
„Aus der Idee einer Obstbaumallee hat sich das Konzept eines Obstbaummuseums entwickelt, das so vielen Menschen in Marl und Umgebung eine Riesenfreude gemacht hat“, blickt der Vorsitzende des Heimatvereins auf die Anfänge zurück. Geplant war, im Rahmen der Aufwertung des Weierbachs eine schöne, einladende Allee anzulegen, in deren Schatten sich die Menschen gern aufhalten. Der Heimatverein hatte sich gewünscht, dafür auf Obstsorten zurück zu greifen, die es auf den Märkten nicht mehr gibt. Spontan meldeten sich viele Marler Bürger als Paten und spendeten ab 2010 viele Bäume. „Die Liste der Paten war noch nicht abgearbeitet, da reifte schon die Idee, aus einer Allee eine größere Ansammlung von Bäumen zu pflanzen – zumal das Grundstück zwischen Weierbach und Kaspar-Grove-Straße dazu nachgerade einlädt“, erinnert sich Hubert Schulte-Kemper. Der Optiker Fielmann und die Sparkasse Vest Recklinghausen begeisterten sich für das kreisweit einmalige Vorhaben und haben die Initiative des Heimatvereins großzügig mit Patenschaften unterstützt.
Dank der Tatkraft der Mauerspechte – einer Gruppe von sachkundigen und zupackenden Männern im Heimatverein – wurden alle Obstbäume fachgerecht gepflanzt und gepflegt. In diesem Jahr klappte es mit dem Mähen der Wiese unter den Bäumen nicht. „Das freut die vielen Insekten und die kleinen Tiere, die hier auch eine Heimat gefunden haben“, sagt Hubert Schulte-Kemper.

Warum spenden Marler einen Obstbaum? – Jeder Baum hat eine interessante Geschichte
„So verschieden die Bäume, so unterschiedlich sind auch die Gründe, warum jemand einen Baum spendet“, weiß Hubert Schulte-Kemper. Er selber zum Beispiel hat Bäume anlässlich der Geburt seiner beiden Enkelkinder pflanzen lassen.
Es gibt aber auch Großeltern, die für jedes ihrer drei Enkelkinder einen Baum gespendet haben und für zwei weitere Kinder – die Ende dieses Jahres geboren werden – bereits Bäume reservierten.
Ein Baum schenkte der Heimatverein den Eheleuten Rosemarie und Dr. Frederico Engel. Die Eheleute Engel unterstützen die Heimatfreunde großzügig bei vielen Vorhaben und Investitionen. Der Verein möchte sich mit einer Cox Orange Queen bei den Keßler-Preisträgern für ihr Engagement bedanken.
Eine Patin gedenkt mit ihrem Apfelbaum ihres verstorbenen Lebensgefährten. „Er war so ein liebenswerter und hilfsbereiter Mensch, der stets für die Sorgen und Nöte seiner Mitmenschen Zeit und Rat fand. Ich hoffe, dass der Baum viele Jahrzehnte durch gute Erträge sein Andenken erhält und jeder geerntete Apfel an sein positives Wirken erinnert“, wünscht sich die Patin.
Ein Ehepaar ist Naturliebhaber, fühlt sich schlicht in Marl verwurzelt und möchte das mit einem Obstbaum zum Ausdruck bringen. Ein anderes Ehepaar hat sich mit einem Baum anlässlich ihres 40-jährigen Ehejubiläums eine Freude gemacht.

Umzug von Ratingen nach Marl
Sich selber eine Freude gemacht hat ein Ehepaar, das nach Marl zugezogen ist: „Wir sind im letzten Jahr von Ratingen nach Marl umgezogen und haben nur einen klitzekleinen Garten. Zu klein für einen Baum! Bei einer unserer Radtouren durch die Haard haben wir auch die Hochzeitsallee dort kennengelernt. Unser Hochzeitstag ist der 14. August und just zu dieser Zeit kam mein Mann auf die Idee, zu diesem Anlass einen Baum zu spenden. Um für die Hochzeitsallee zu spenden, hätten wir entweder noch mal heiraten oder noch zehn Jahre bis zur Silberhochzeit warten müssen. Darum haben wir nach einer anderen Möglichkeit gesucht und sind im Internet auf die Obstbaumwiese in Alt-Marl gestoßen. Wir haben uns einen ‚Westfälischen Frühapfel‘ ausgesucht, weil ich die Apfelblüten sehr schön finde, wir beide aus Westfalen stammen und unser Erstgeborener ein Januarkind ist und drei Wochen vor dem errechneten Termin auf die Welt kam. Wir sind voller Freude, wenn wir ‚unseren‘ Baum besuchen.“ Kann man noch bessere Argumente für eine Baumpatenschaft finden?

Ein Baum als Ausgleich für beschriebenes Papier
Eine Patin wohnt jetzt in Dänemark und erzählt diese Geschichte: „Durch Zufall habe ich auf einem Heimaturlaub in Marl vom Obstbaummuseum erfahren. Da ich zu dem Zeitpunkt schon seit einiger Zeit den Plan hegte, in nächster Zeit einen Baum zu pflanzen, versuchte ich sogleich, mehr über die Obstbaumpatenschaft zu erfahren. Mein Beweggrund findet sich in den letzten drei Jahren, die ich im Studium an der süddänischen Universität in Sønderborg verbracht habe. In dieser Zeit habe ich so viel Papier verbraucht, wie manch eine Person in ihrem gesamten Leben. Deswegen wollte ich der Natur in irgendeiner Weise etwas zurückgeben und da kam die Obstbaumpatenschaft gerade richtig. Mit der Patenschaft hatte ich die Möglichkeit, der Natur einen neuen Baum zu schenken und gleichzeitig eine alte, vielleicht in Vergessenheit geratene Art am Leben zu erhalten!“

Ein Baum ohne Geschichte – aber mit Namen
Ein Baum hat keine Geschichte, nämlich diese: „Es gibt gar keine Geschichte zu meinem Baum. Ich wollte ‚einfach so‘ einen Apfelbaum und auf der Wiese ist er nicht alleine. Er wird dort gut gepflegt und alle dürfen von seinen Früchten naschen. Er hat aber schon einen Namen: Anton Apfelbaum!“

Ein Patenbaum als Vitaminspender
„Unser Neffe Lukas hat letztes Jahr die Schule gewechselt. Und so ein Wechsel von der Grundschule zur weiterführenden Schule ist schon ein einschneidendes Erlebnis für ein Kind. Wir haben echt lange überlegt, wie wir ihm den Schulwechsel etwas versüßen können. Denn der Wechsel von der Grundschule zu den Ursulinen in Dorsten ist doch ein großer Schritt und da fängt schon etwas der Ernst des Lebens an. Und wie kann man das Gehirn da besser fördern als mit frischen Vitaminen? Kurzerhand hat die ganze Familie gesammelt und so den Apfelbaum gesponsert. Zumal unser Neffe das Obstbaummuseum schon kannte, denn unser Enkel Jan hat ja auch schon einen Obstbaum dort. Und nach jeder Fahrradtour halten wir dort einmal an und schauen nach dem Rechten. Ab diesem Sommer betreuen wir dann also zwei Bäume, und die Kinder freuen sich schon darauf.“

Süßkirschen als Lieblingsobst
Eine Paten hat von August 1971 bis März 1991 als Dipl.-Sozialpädagogin an verschiedenen Schulen in Marl gearbeitet. Jetzt wohnt noch in Sinsen eine liebe Arbeitskollegin und Freundin und in Alt-Marl eine liebe Schulfreundin. „Mich verbindet nach wie vor also sehr viel mit Marl und deshalb habe ich mich spontan entschlossen, diese Süßkirsche zu stiften, weil Süßkirschen mein Lieblingsobst sind“, schreibt eine Obstliebhaberin aus Gelsenkirchen.

Alle Sorten tragen schöne Namen
So schön die Bäume sind, so schön sind auch ihre Namen: Ein Pilot und ein Eifeler Rambur finden sich ebenso im Obstbaummuseum wie die Süßkirschen Kordia und Regina, ein Roter Jonathan wächst im gleichen Boden wie Nela, und ein Allington Pepping lässt wie ein Westfälischer Frühapfel und eine Westfälische Tiefblüte sicherlich ebenso wohlschmeckende Früchte reifen wie ein Nelkenapfel und ein Topaz.

Neue Landschaft entsteht
Mit nunmehr 102 Bäumen ist das Museum bereits eine einmalige Einrichtung weit und breit. „Doch damit wird das Marler Obstbaummuseum noch lange nicht fertig gestellt sein“, blickt Hubert Schulte-Kemper schon auf die weitere Entwicklung. „Am Ende wird es an dieser Stelle ein völlig neues Landschaftsbild geben“, sagt der Vereinsvorsitzende. „Es ist noch Platz für eine neue Wegeführung, Ruhebänke, Wiesen für Insekten, Hinweistafeln und Raum für Vögel und Wassertiere.“ Für einige der Maßnahmen haben sich schon Sponsoren gemeldet, die von der Idee „Obstbaummuseum“ begeistert sind und sich gern an dem Projekt des Heimatvereins beteiligen möchten.

Ideen und Mitarbeiter sind willkommen
Das Obstbaummuseum ist Teil des Weierbach-Projekts des Heimatvereins Marl. Hier sind alle Interessierten, Anwohner und Anlieger aufgerufen, ihren Beitrag für ein entstehendes Naherholungsgebiet zu leisten. Eine Nordic-walking-Gruppe ist schon unterwegs, Wegeverbindungen rund um den Weierbach zu erkunden. Ein Wander- und Radwanderwegekonzept ist das Ziel. Es gibt noch viele Flächen, auf denen gepflanzt werden kann. Es sollen auch hier Paten für Gehölze gefunden werden. Jede Anregung, jede Idee soll helfen, am Weierbach einen Freizeitraum entstehen zu lassen. Über Ideen, Angebote zur Mitarbeit und Bewerbungen für Baumpatenschaften freut sich der Heimatverein unter heimatverein-marl@gmx.de

Autor:

Peter Hofmann aus Marl

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