moers festival: Was geht denn hier ab? Fragen über Fragen

Wenig einladend: Eingang zur Geschäftsstelle der Moers Kultur GmbH. Ein Bild mit Symbolcharakter?!  Foto: Landgraf
  • Wenig einladend: Eingang zur Geschäftsstelle der Moers Kultur GmbH. Ein Bild mit Symbolcharakter?! Foto: Landgraf
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Das Hick-Hack um die Verantwortlichen des moers festivals wirft immer mehr Fragen auf. Zeit, ein wenig Licht ins Dunkel zu bringen. Das Wochen-Magazin Moers begibt sich auf die Suche nach mehr Transparenz.

Von Harald Landgraf
und Monika Meurs

Die Lobby ist groß, viele sind Fans des Festivals. Wer sich kritisch äußert, so ist in sozialen Medien zu erfahren, gilt sogar als „Kulturfeind“ – eine wenig euphemistische Bezeichnung für Menschen, die Antworten haben wollen. Und Fragen aufwerfen. Apropos: Fragen gibt es viele. Wie kann es sein, dass das wichtigste Prestige-Ding der Stadt mit derartigen Problemen zu kämpfen hat? Mit den Finanzen, Bilanzen und auch mit der verantwortlichen Führungskräften? Und welche Rolle spielt dabei der Aufsichtsrat?

Wir erfahren nichts zu den Gründen

Zu hören ist, Aufsichtsratsmitglieder dürfen sich öffentlich nicht äußern. Doch manchmal dringt doch etwas an die Öffentlichkeit. Wir fragen bei der Aufsichtsratsvorsitzenden Carmen Weist nach. Auch sie darf sich nur zu Dingen äußern, die bereits publik sind.
Am Donnerstag kam die Antwort von ihr persönlich, sie sei erst in der Lage, fünf Tage später auf unsere Nachfragen reagieren zu können. Aus was für Gründen, das erfahren wir nicht.

Ostring 9: Wenig einladend

Zurück zur moers kultur GmbH. Wir wollen wissen, wo sich das Festivalbüro befindet: Wir statten der Geschäftsstelle am Ostring 9 einen Besuch ab, Donnerstag gegen 12.30 Uhr. Von außen sind wenig verheißungsvolle Türschilder zu erkennen. Übervolle Mülltonnen stehen vor dem Eingang, eine Altpapiertonne unter dem Briefkasten. Schräg und unschick aufgebrachte Aufkleber weisen aber aufs moers festival hin. Zwei Schellen ohne Beschriftung, wir klingeln. Keine Reaktion. Nirgendwo ist Licht an in den Büros. Nichts weist darauf hin, dass hier große Lust besteht, das beste Festival der Stadt zu repräsentieren. Kein Wunder: Das alte Personal hat gekündigt, das neue, von Noch-Geschäftsführer Dirk Hohensträter eingestellte Personal musste auf Mehrheitsbeschluss des Aufsichtsrates gekündigt werden. Wegweisend: Vor der Haustür besteht eine große Baustelle. Sieht so aus, als ob es dahinter nicht anders wäre.

Außen pfui, innen auch? Website wird nicht gepflegt

Die Website des moers festivals weist zwar darauf hin, dass Pfingsten 2017 ein neues Festival stattfinden wird, aber die Seite wird nicht gepflegt, was Hohensträter auch bestätigen wird. Die bisherige Pressesprecherin teilt über ihre Mailbox mit, dass sie nicht länger zuständig sei. Und auch über die Festnetznummer ist nur eine Mailbox zu erreichen. Immerhin: Über die angegebene Handy-Nummer der Mailbox werden wir zur ENNI verbunden.

"Die Verantwortung liegt beim Aufsichtsrat"

Inzwischen ist Freitag. Telefonat mit Hohensträter. Er kann zur derzeitigen Situation wenig sagen: "Ich habe zurzeit keine Mitarbeiter mehr und kann nichts bewegen. Die Verantwortung liegt in der Hand des Aufsichtsrats. Es ist nicht mein Blues, einen Nachfolger zu suchen."
Wir stellen die Frage, wie die Übergabe an den Nachfolger funktionieren soll. "Es gibt ein Büro, da ist alles drin. Zu Fragen stehe ich danach zur Verfügung." Hohensträter räumt ein, dass wenn Menschen weggehen, natürlich auch Knowhow weggeht.

Ist das Modell Aufsichtsrat & GmbH noch zeitgemäß?

Ob er mit Herzblut bei der Sache war, wollen wir noch wissen. "100 Prozent Herzblut sind bei allen meinen Projekten dabei. Aber wenn etwas beendet ist, ist es beendet."
Wir hören aus dem Gespräch heraus, dass fast nichts ohne Aufsichtsratsbeschluss erfolgen kann, und ziehen in Zweifel, ob das Modell Aufsichtsrat & GmbH noch zeitgemäß ist fürs Festival und ob nächsten Sommer nicht wieder die gleichen Probleme auftreten. Der als Nachfolger für den künstlerischen Leiter Rainer Michalke hoch gehandelte Tim Isfort hat bereits angekündigt, dass er Personal bräuchte, um seine Arbeit zu realisieren. Wer hätte anderes erwartet.

Bürgermeister: "Der Großteil der Fragen ist noch intern zu klären"

Das sich drehende Personalkarussell scheint ohne Ende Kosten zu verursachen. Wir wollten vom Bürgermeister Fleischhauer, der verkündete, dass das Festival 2017 stattfindet, wissen, welche Kosten im Raum stehen. Und wieso ein "Zuschuss-Etat" rückwirkend bewilligt werden kann?
Freitag gegen Mittag: Der Bürgermeister, der ja Mitglied im Aufsichtsrat ist, bleibt Antworten schuldig und lässt mitteilen: "Der Großteil der gestellten Fragen ist noch intern in der Kultur GmbH zu klären, deshalb ist dazu keine Stellungnahme des Bürgermeisters möglich. Die personellen Aspekte möchte Bürgermeister Fleischhauer aktuell nicht kommentieren. Er bittet hierfür um Verständnis."

Carmen Weist antwortet doch noch

Montagabend, gestern: Kurz vor Redaktionsschluss gibt uns die Aufsichtsratsvorsitzende Carmen Weist kurz und bündig doch noch Auskünfte; ob zufriedenstellend sei dahingestellt. Die Frage zum Beispiel, wie sich die Rotation im Personalkarussell der Moers Kultur GmbH erklären lässt, beantwortet Weist so: "Der künstlerische Leiter hört am 31. Dezember 2016 auf, der Geschäftsführer spätestens zum 30. Juni 2017." Das erklärt natürlich alles...
Wir wollten unter anderem auch wissen, welche Rolle dabei die Zahlen und Bilanzen spielen. Die Antwort: "Keine Rolle." Und auf die Nachfrage, warum der 14-köpfige Aufsichtsrat nicht öffentlich tage, gibt es die Auskunft, dass dies laut Fachverwaltung im Rathaus, der Kämmerei, nicht möglich sei.

Mehr zum Thema von den letzten Tagen:

Artikel zum Thema "Wer ist Tim Isfort?"

Festival-Experte im Interview

Und ein Kommentar

Autor:

Lokalkompass Moers aus Moers

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