Akuter Handlungsbedarf: Moers könnte „voll laufen“

Was geschieht im „Falle eines Falles“? Darüber informierten zahlreiche Vertreter von Organisationen, die im Katastrophen- und Hochwasserschutz tätig sind. Links: Hans-Peter Feldmann von der Hochwasserschutzinitiative.   Foto: Heike Cervellera | Foto: Heike Cervellera
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  • Was geschieht im „Falle eines Falles“? Darüber informierten zahlreiche Vertreter von Organisationen, die im Katastrophen- und Hochwasserschutz tätig sind. Links: Hans-Peter Feldmann von der Hochwasserschutzinitiative. Foto: Heike Cervellera
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Zahlreiche Vertreter von Organisationen und Einrichtungen, die im Kreis Wesel für den Hochwasser- und Katastrophenschutz verantwortlich zeichnen, konnte Martin Kuster, Vorsitzender der VWG-Kreistagsfraktion, zum Bürgerinformationsabend in Moers-Asberg begrüßen.

Eingeladen hatten dazu neben der Kreistagsfraktion der Vereinigten Wählergemeinschaften die Unabhängige Wählergemeinschaft (UWG) Moers, vertreten durch das Ratsmitglied Herbert Meylahn, und die Hochwasserschutzinitiative am Niederrhein, vertreten durch Hans-Peter Feldmann.

Zunächst stellte Hochwassereinsatzleiter Ralf Kempken der LINEG die Aufgaben und Ziele der Entwässerungs-Genossenschaft vor. Sie sei insbesondere für Gewässerregulierungsmaßnahmen verantwortlich, die im Zuge der Bergbauabsenkungen von bis zu neun Metern notwendig geworden sind. Mithilfe von Steuerbrunnen, deren Pumpen bis zu 10.000 Liter Wasser pro Sekunde bewegen können, sei die LINEG in der Lage, auch bei großen Mengen von Drängewasser, die durch einen hohen Rheinwasserspiegel auftreten, den Grundwasserspiegel auszugleichen.

Allerdings machte er auch deutlich, dass im Falle einer Überschwemmung beispielsweise durch Deichbruch die Pumpen ihren Dienst nicht mehr verrichten könnten. Auf die Bürgeranfrage, wie lange die Gewässerregulierungsmaßnahmen notwendig seien, antwortete Kempken: „Solange, wie man am Niederrhein wohnen will.“ Über die Stiftung der RAG Deutsche Steinkohle, die übrigens der Veranstaltung eine Absage erteilte, solle die Finanzierung dauerhaft gesichert werden.

Deichgräf präsentierte Deichschutzmaßnahmen

Viktor Paessens, Deichgräf des Deichverbandes Orsoy, stellte die bislang erfolgten und noch geplanten Deichschutzmaßnahmen vor. So garantiere die Erhöhung der so genannten 3-Zonen-Deiche auf bis zu 14,10 Meter einen maximalen Schutz. Ein großes Ziel sei der Bau des Polders Orsoy-Land mittels einer zweiten Deichverteidigungslinie. Das nächste Projekt des Deichverbandes sei die Sanierung des dritten Bauabschnittes des Orsoy-Land.
Hans-Peter Feldmann von der Hochwasserschutzinitiative lobte ausdrücklich den guten Deichschutz, den der Deichverband Orsoy für seinen Rheinabschnitt sicherstelle. Er sieht allerdings große Gefahren durch Rheinabschnitte oberhalb von Moers. So sei der Sanierungsstand im Deichabschnitt Friemersheim noch längst nicht zufriedenstellend und das Risiko einer Deichüberschwemmung beziehungsweise eines Deichbruchs in diesem Bereich noch viel zu hoch. Von dort aus könne Moers durch Deichhinterströme „voll laufen“. Hier bestehe akuter Handlungsbedarf.
Überhaupt bemängelte er, dass gerade mal die Hälfte der Deiche im Regierungsbezirk Düsseldorf den gesetzlich vorgeschriebenen Standards entsprechen. Mit der Simulation eines Worst-Case-Falles konnten die Bürger mitverfolgen, wie innerhalb von drei Tagen große Bereiche am linken Niederrhein unter Wasser stehen könnten. In diesem Fall tritt der Kreis Wesel in Aktion, der für die Koordination der Gefahrenabwehr verantwortlich ist. Verwaltungsvorstandsmitglied Lars Rentmeister sowie Ulrich Rassier und Christiane Otto-Böhm erklärten, wie mithilfe des Sonderschutzplans „Rheinhochwasser“ das Leben der Bewohner geschützt werden soll. Gewarnt werden betroffene Bürger über Internet, Radio, Fernsehen und Sirenen.

Mangelndes Interesse
von Seiten der Bürger

Am Beispiel von Rheinberg stellte die Kreisverwaltung dar, dass mit Unterstützung dieser Berechnungen in Zusammenarbeit mit den Kommunen detaillierte Evakuierungsplanungen erfolgen können. Frederik Vongehr, Pressesprecher des THW Ortsverbandes Moers, begrüßte die Bemühungen des Kreises und seiner Kommunen, tat jedoch gleichzeitig seine Enttäuschung kund, dass gerade in Moers in dieser Hinsicht noch viel zu wenig geschehe.
Der einzige Wehrmutstropfen war die eher mäßige Zahl anwesender Bürger. Der Orsoyer Deichgräf Paessens hat ähnliche Erfahrungen mit eigenen Veranstaltungen gemacht: „Erst wenn der Katastrophenfall da ist, kommen die Bürger zu Tausenden!“

Das ergänzende Fazit zu dieser Veranstaltung von Hans-Peter Feldmann finden Sie hier:
http://www.lokalkompass.de/moers/ratgeber/hochwasserrisiko-ein-vernachlaessigtes-thema-d139587.html

Was geschieht im „Falle eines Falles“? Darüber informierten zahlreiche Vertreter von Organisationen, die im Katastrophen- und Hochwasserschutz tätig sind. Links: Hans-Peter Feldmann von der Hochwasserschutzinitiative.   Foto: Heike Cervellera | Foto: Heike Cervellera
Autor:

Monika Meurs aus Moers

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