Sturmtief Norbert fegt auch über den Kreis hinweg

Jubelstimmung bei Jens Geyer und den Genossen im Monheimer „Spielmann“.
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  • Jubelstimmung bei Jens Geyer und den Genossen im Monheimer „Spielmann“.
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Unterschiedlicher hätten die Gesichter am Sonntagabend wohl kaum sein können. Während bei den Christdemokraten des Südkreises Mettmann, die sich im Schießsportzentrum an der Langforter Straße zusammengefunden hatten, Tristesse und blankes Entsetzen herrschten, wurde in der Monheimer Altstadt freudig angestoßen und gefeiert. Dort verfolgten Jens Geyer und seine Monheimer Genossen bei zwei Fässchen Bier im „Spielmann“ den für sie so erfreulichen und obendrein auch noch hochspannenden Wahlabend. Nirgendwo im Kreis war es dramatischer. Denn nirgendwo war es enger. Und nirgendwo wurde länger gezählt.

Doch am Ende war es auch hier das gleich Ergebnis wie überall im Kreis. SPD-Kandidat Jens Geyer setzte sich gegen seinen CDU-Kontrahenten Hans-Dieter Clauser auch im Wahlkreis 36 (Monheim, Langenfeld und Hilden-Süd) bei den Erststimmen durch und zog für die Genossen damit direkt in den Düsseldorfer Landtag ein. Ganze 440 Stimmen mehr gaben zum Schluss den Ausschlag.
Beide Kontrahenten zeigten sich von diesem Ergebnis gleichermaßen überrascht. Hans-Dieter Clauser, 2010 noch klarer Sieger gegen die Hildener SPD-Kontrahentin Birgit Alkenings gab offen zu, mit diesem Ergebnis nicht gerechnet zu haben. Und auch der vor allem in Langenfeld und Hilden weitgehend unbekannte Jens Geyer, vor wenigen Monaten noch unter der Angabe von beruflichen Gründen aus dem Monheimer Stadtrat zurückgetreten, hatte im Vorfeld und auch noch am Wahlabend selbst immer wieder betont: „Es muss schon wirklich alles passen, wenn es klappen soll.“ Doch an diesem Abend passte tatsächlich alles! Geyer holte selbst in Hilden deutlich mehr Stimmen als Parteigenossin Birgit Alkenings vor wenigen Monaten bei ihrem Heimspiel. „Die Hildener haben auch nicht Jens Geyer gewählt“, wusste der Monheimer Betriebsratsvorsitzende beim Pharmakonzern UCB den Erfolg auch in der Stunde des Triumphs richtig einzuschätzen. „Die haben Kraft gewählt.“ So wie fast überall „Genosse Trend“ zuschlug und nicht nur den gesamten reis Mettmann von Schwarz auf Rot umkrempelte, sondern zum Beispiel auch die komplette Landehauptstadt. Auch in Düsseldorf holten die Sozialdemokraten alle vier Wahlkreismandate direkt. Einen davon übrigens auch die Monheimer Sozialbereichsleiterin Marion Warden bei einem echten Auswärtsspiel.

So gab es denn auch für Hans-Dieter Clauser, der den Südkreis Mettmann zuletzt sieben Jahre für die CDU im Landtag vertreten hatte, bei diesem Erdrutsch am Ende kein Halten mehr. In seiner Heimatbastion Langenfeld konnte der 61-jährige Wiescheider Ingenieur, der demnächst wieder weit mehr Zeit für sein Büro haben wird, zwar deutlich mehr Erststimmen, also Persönlichkeitsstimmen, holen, als Zweitstimmen auf seine Partei entfielen, holte hier sogar den Sieg, obwohl die SPD selbst im sonst so schwarzen Langenfeld mehr Parteistimmen als die CDU einheimste, doch in Monheim und dem Hildener Süden unterlag auch er Jens Geyer deutlich.

Geyer konnte am Sonntagabend erst gegen 22 Uhr endgültig befreit aufjubeln. Denn erst mit den letzten Briefwahlstimmen und der (zweiten!) Auszählung der Stimmen im Baumberger Bürgerhaus konnte sich der Monheimer seiner Sache sicher sein. Davor waren es lange Zeit nur ganz wenige Stimmen gewesen, die er in Front gelegen hatte. Letztlich holt er bei seinem Heimspiel aber tatsächlich in allen 23 Monheimer Wahlbezirken mehr Stimmen als sein Kontrahent. Die Kraft trug ihn am Ende also tatsächlich direkt nach Düsseldorf. Aber natürlich wusste auch Jens Geyer, dass er sich vor allem auch bei seinen vielen Parteigenossen, die mit ihm in den letzten Wochen tapfer auf der Straße um jede Stimme gekämpft hatten, zu bedanken hatte. Ihnen war es auch in Monheim, Langenfeld und Hilden gelungen, die positive Stimmung für Rot-Grün in zählbare Stimmen umzuwandeln. Sie alle konnten an diesem Abend ausgelassen ihren eigenen Wahlkreiskandidaten und neuen Mann in Düsseldorf und ihre so starke und so sympathisch rüberkommenden Spitzen-Kraft feiern. Und manch ein Genosse wird vielleicht auch nochmal dankbar auf den so übel gestrauchelten Norbert Röttgen angestoßen haben – den Mann, dem 17 Millionen Nordrhein-Westfalen nur im Falle eines Sieges gut genug gewesen wären, und der nun von diesen geteert und gefedert nach Berlin zurückgeschickt wurde. Auch die Monheimer, Langenfelder und Hildener wählten am Ende die, die NRW einfach glaubhafter im Herzen trägt – und sie stellten ihr diesmal auch noch ein ganz starkes Heer von Abgeordneten zur Seite. Jetzt kann, darf und muss Rot-Grün gestalten. Und für den Südkreis Mettmann wird Jens Geyer seine Stimme erheben.

So wählte der Südkreis Mettmann bei den Erststimmen:
Jens Geyer (SPD) 38,3 %
Hans-Dieter Clauser (CDU) 37,6 %
Helmut Konrad (Grüne) 9,8%
Volker John (Piraten) 7,6%
Frank Noack (FDP) 4,7 %
Ilona Küchler (Linke) 1,9 %

So wählte der Südkreis Mettmann bei den Zweitstimmen:
SPD 37,0 %
CDU 27,9 %
B90/Grüne 11,1 %
FDP 10,3 %
Piraten 7,5 %
Linke 2,0 %

Autor:

Thomas Spekowius aus Monheim am Rhein

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