Herzlichen Glückwunsch: Dr. Roberto Ciulli wird 80 Jahre alt

Feiert am kommenden Dienstag, 1. April, seinen Geburtstag: Dr. Roberto Ciulli. | Foto: H. Hoffmann
  • Feiert am kommenden Dienstag, 1. April, seinen Geburtstag: Dr. Roberto Ciulli.
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Roberto Ciulli, Theaterregisseur, Gründer und Künstlerischer Leiter des Theaters an der Ruhr, feiert am kommenden Dienstag, 1. April, seinen 80. Geburtstag. Der promovierte Philosoph lebt für das Theater und vor allem für das Theater an der Ruhr. Er gewährte der MW einen Einblick in sein bewegtes Leben.

Mülheimer Woche (MW): Herr Dr. Ciulli, woher stammt die Liebe zum Theater?
Dr. Roberto Ciulli: „Ich spürte sie schon sehr früh. Sie war verbunden mit der Utopie, durch Theater die Welt verändern zu können. Ich stellte fest, dass das Theater eine der besten Waffen dafür sein könnte.“

MW: Was bewog Sie, das Zelttheater in Mailand zu gründen?
„Die Gründung von Il Globo ist genau aus diesem Geist entstanden. Statt wie alle anderen Theater immer nur ein bürgerliches Publikum in der Mitte der Stadt anzusprechen, versuchten wir, ein neues Publikum in den Außenbezirken der Stadt Mailand zu erreichen.“

MW: Warum gingen Sie nach Deutschland?
„Als ich 29 Jahre als war, fühlte ich, dass ich am falschen Ort, in die falsche Gesellschaft geboren worden war. Die Emigration nahm ich als Chance, mich auf die Suche nach einer neuen Lebensweise, jenseits des dekadenten Mailänder Großbürgertums zu machen. Mit ihr begann eine Reise und eine Suche nach dem für mich besten aller möglichen Ort.“

MW: Warum folgte in Deutschland, z.B. an der Uni Göttingen, keine Habilitation mit anschließender Unikarriere?
„Ich habe mich direkt nach meiner Promotion im Fach Philosophie an der Universität Mailand gegen eine akademische Karriere entschieden.
In Deutschland angekommen, war ich zunächst eine Art privilegierter Gastarbeiter. Mein Ziel war immer das Theater. Und nachdem ich meinen Lebensunterhalt als Fabrikarbeiter und Lastwagenfahrer verdient habe, begann ich am Deutschen Theater in Göttingen als Beleuchter, Requisiteur und Regieassistent zu arbeiten. Dort bin ich dann wieder zu meinem Ausgangspunkt zurückgekehrt, als mich Heinz Hilpert und Günther Fleckenstein baten, Regie zu führen.“

MW: Wie war die Zeit in Göttingen – am Theater und in der Stadt?
„Es war eine bewegte Zeit - der Vorfrühling der 68er. Im Theater gab es große Veränderungen, der Geist der 68er eroberte das Theater. Die ersten kollektiven Künstlerischen Leitungen entstanden. Und so wurde ich Teil des ersten kollektiven Direktoriums am Schauspiel Köln. “

MW: Wie kam es zu der Idee, in Mülheim ein Theater zu gründen und warum Mülheim?
„Es waren die guten Bedingungen, die Nordrhein-Westfalen bot. Das Bundesland mit den meisten Theatern, aber davon viele ohne eigenes Ensemble. Da uns bewusst war, dass es schwierig werden würde, die Finanzierung zur Gründung eines neuen Theaters durchzusetzen, argumentierten wir damit, einen Großteil durch Gastspiele in anderen Städten selbst zu erwirtschaften. Der Kulturdezernent der Stadt Mülheim an der Ruhr, Helmut Meyer, war der schnellste.“

MW: Welche Erlebnisse haben Sie besonders geprägt/sind in der Erinnerung geblieben, a) vor Mülheim und b) während Ihrer Zeit in Mülheim?
„Mein Leben in Mülheim ist von so vielen Erlebnissen geprägt. Davon erzähle ich bei meiner monatlich im Theater an der Ruhr stattfindenden „Reise ins Theater“. Dort ist mehr Raum für all die Erinnerungen als hier. Ich lade Sie herzlich ein, zu kommen. Die vielen internationalen Theaterlandschaften, wie bereits erwähnt die Eingliederung des Roma Theater Pralipe und die Erfindung der „Weißen Nächte“, all dies sind schöne Erinnerungen.“

MW: Woher stammt der Wunsch, internationale Theaterverbindungen aufzubauen?
„Aus dem Gefühl, fremd im eigenen Land zu sein.“

MW: Wie gestaltete sich der Beginn der Beziehungen zum Iran unter dem „Gottesstaat“?
„Wir waren im richtigen Moment dort. Zur Zeit der Wahl von Mohammad Chatami. Wir spürten den Aufbruch und den Wunsch zur Veränderung, auch den Wunsch des Landes sich zu öffnen. Dies war eine glückliche Voraussetzung, den Theateraustausch zu beginnen.“

MW: Sind Sie in Mülheim heimisch geworden??
„Meine Heimat ist das Theater an der Ruhr. Und das ist in Mülheim.“

MW: Welche Ziele streben Sie in den kommenden Jahren an?
„Als Kartenabreißer im Theater habe ich das Ziel, dass so viel Publikum kommt, dass ich diese Aufgabe nicht mehr bewältige.“

MW: „Herr Dr. Ciulli vielen Dank für das Interview und weiterhin viel Erfolg.“

Zur Person

Geboren am 1. April 1934 in Mailand. Nach der Promotion in Mailand und Pavia gründet er 1960 das Zelttheater Il Globo am Stadtrand von Mailand.
 1965 bis1972 Regieassistent und später Regisseur am Deutschen Theater in Göttingen. 1972 wechselt er nach zum Schauspiel Köln.
 Von 1979 bis 1981 Regisseur am Schauspielhaus Düsseldorf. 1980 Gründung des Theaters an der Ruhr mit Helmut Schäfer und Gralf-Edzard Habben. Roberto Ciulli wurde mit zahlreichen Preisen geehrt: Er erhielt unter anderem den Polnischen Kulturorden, das Bundesverdienstkreuz, Preis des NRW-Kulturrats und den Staatspreis NRW. Dr. Ciulli ist verheiratet mit Simone Thoma.

Autor:

Dirk-R. Heuer aus Hilden

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