Joseph Beuys und Paris

Joseph Beuys gilt als bedeutenster Künstler der Gegenwart und ist bis heute umstritten. Das Kunstmuseum eröffnet heute die Ausstellung „Joseph Beuys und Paris.“ Sie ist bist zum 25. August am Synagogenplatz zu sehen.

„Joseph Beuys ist einer der höflichsten und gut erzogensten Menschen gewesen, die ich je kennengelernt habe“, erzählt Axel Hinrich Meurken am Donnerstag während der Pressekonferenz im Kunstmuseum.
Meurken trifft Beuys 1968 zum ersten Mal. Zu dieser Zeit beginnt der promovierte Arzt seine Habilitation zur Geschichte der Medizin an der Universität Düsseldorf.

Boys und die Medizin

Der hochsensible Beuys, „ein unheimlicher Arbeiter“, sucht den Kontakt. Den Künstler interessieren medizinische Entwicklungen.
Doch für Meurken wird der Kontakt zu Beuys zum Drahtseilakt: „Wenn Beuys kommt, erhalten sie die fristlose Kündigung“, wird ihm bedeutet. Ein geplantes Interview findet daraufhin in Meurkens Wohnung gegenüber der Uni statt.
Meurken lässt sich nicht einschüchtern und hält weiterhin Kontakt. Er bleibt ein Weggefährte bis zum Tod des Künstlers im Januar 1986.

"Beuys sah die Welt aus ganzheitlicher Perspektive"

Der Mediziner stellt Sammlungen von Beuys zusammen, von denen eine jetzt im Mülheimer Museum zu sehen sind. „Beuys sah die Welt aus einer ganzheitlichen Perspektive. Die Gesellschaft nahm dies aber nicht wahr“, erinnert sich Meurken. In Frankreich sei man zu allen Zeiten offener gegenüber Neuem als in Deutschland gewesen.
Wer Beuys auf Details reduziere, treffe niemals die Intentionen des „komplexen globalen Denkers“, ist Meurken überzeugt. Nicht umsonst erweitert Beuys den Kunstbegriff, der darin gipfelt, dass „jeder Mensch ein Künstler ist“.

Doch wieder missverstehen die Zeitgenossen Beuys und reduzieren seine Ansicht auf bloße Malerei. Beuys hingegen meint die Kreativität des Individuums, die in jedem Bereich zur Verbesserung der Gesellschaft eingesetzt werden könne.

„Wir zeigen Werke, die in den späteren Jahren entstanden und Bezüge zu Paris haben“, erklärt Dr. Beate Reese. Die Direktorin des Kunstmuseums in der Alten Post sieht die Ausstellung als einen Einstieg ins Schaffen des Künstlers.

Beuys-Movies made in Mülheim

Dazu dienen auch die beiden Mülheimer Filme über Beuys: „Peggy und die anderen oder Wer trägt die Avantgarde“ von Werner Nekes und Doro O. sowie Nekes Film „Beuys“. Das Museum zeigt sie im Kontext der Ausstellung. Berichte und Fotos über Beuys ergänzen den Einstiegscharakter der Ausstellung.

Weggefährte berichtet über gemeinsame Zeit

Am Sonntag, 7. Juli, folgt ab 17 Uhr ein Gespräch mit Meurken, der 1979 das Grundlagenwerk „Beuys + die Medizin“ veröffentlichte. Beuys selbst redigierte das Buch und versah es mit einem Filzeinband.