„Wir leben von und mit Herausforderungen“ - Theater an der Ruhr mit Premieren bei der Premiere

Helmut Schäfer, Simone Thoma und Roberto Ciulli (v.l.) freuen sich auf die Premiere von „Heilig Abend“ am Freitag.
Foto: Reiner Terhorst
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„Dieser Autor ist ein Fressen fürs Theater.“ Regisseurin Simone Thoma blickt voller Vorfreude der Premiere von Daniel Kehrmanns Stück „Heilig Abend“ entgegen, die am Freitagabend für das Publikum im Theater an der Ruhr eine weitere Neuerung mit sich bringt.

Erstmals nutzt Thoma in ihrer Inszenierung die Möglichkeiten der neuen flexiblen Bestuhlung und der modifizierten Bühnentechnik. Kehrmanns Stück hat ein Verhör zwischen einem Polizisten (gespielt von Steffen Reuber) und einer Professorin für Philosophie (Dagmar Geppert) zum Inhalt hat. Die Thematik ist aktueller denn je. Es geht um Angst vor Terrorismus und vor allem darum, unschuldig in Verdacht zu kommen.

Das Ganze hat schon den Charakter einer Gerichtsverhandlung. Durch die neue U-förmige Bestuhlung um die in den Saal verlängerte Bühne herum folgen die Zuschauer dem Geschehen gewissermaßen als Geschworene, manche von ihnen mögen sich als Angeklagte fühlen, andere gar als Ankläger.

Vom Menschlichen und Unmenschlichen im Menschen

„Das war schon eine Herausforderung“, stellt Simone Thoma im Gespräch mit unserer Zeitung fest. „Aber“, so die Regisseurin, „das Theater an der Ruhr lebt von und vor allem mit Herausforderungen.“ Geprobt wurde „Heilig Abend“ genauso, wie der Theatersaal am Freitagabend und bei allen weiteren Vorstellungen des Theaterstücks von Daniel Kehrmann bestuhlt ist, authentisch mit dem Original-Bühnenbild der Thoma-Inszenierung.

Kehrmann, noch besser bekannt als erfolgreicher Roman-Autor, beschreibt das Unmenschliche und zugleich phasenweise Menschliche im Menschen in seinem Mülheimer Premierstück fast schon mit psychologischem Gespür. Das Theaterpublikum wird zudem mit Fragen konfrontiert, die heute und morgen, hier und überall, gestellt werden können: Haben wir etwas zu verbergen? Gelten unsere Gesetze auch für die, die nicht beachten? Wieso sind die Güter der Welt so ungerecht verteilt? Sind Sie schon mal unschuldig in Verdacht geraten? Was rechtfertigt die Anwendung von Gewalt, um Gutes zu erreichen?

Noch sind einige Premierenkarten für Freitag verfügbar

Es sind prickelnde Fragen und Gedanken, die am 22. September 90 Minuten lang über die Mülheimer Bühnenbretter gehen. Simone Thoma: „Es bleibt spannend bis zur letzten Minute.“ Man zeige auch und gerade in Mülheim halt stets und ständig auf eine Wunde, die bei den Leuten blutet, erläutern Roberto Ciulli und Helmut Schäfer von der künstlerischen Leitung. Das werde im Theater an der Ruhr praktiziert und geschätzt: „Theater ist Leben, Theater lebt Leben“.

Nach der Premiere von Woody Allens „Tod“ am vergangenen Freitag und den Specials über den amerikanischen Weltbürger am letzten Wochenende gibt es mit „Heilig Abend“ jetzt erneut eine Erstinszenierung, die die Gratwanderung zwischen Fiktion und Wirklichkeit meistert. Einige wenige Premierenkarten sind noch verfügbar.

Weitere Informationen hier

Autor:

Reiner Terhorst aus Duisburg

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