Aus der sächsischen Mundart übersetzt
Das Kaffeegespenst

Foto: Walter Rosch
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Lene Voigt (1891 - 1962 ) schrieb nicht nur  die Loreley-Persiflage (siehe mein Beitrag) , sondern eine ganze Reihe von Glanzstücken für Vortragskünstler in sächsischer Mundart.
Eines der bekanntesten Gedichte ist s'Gaffeegeschbänst, das Kaffeegespenst, das selbst in der Übertragung noch genug Komik behält.

Ich habe es hier mal für uns übersetzt und nur an einigen Stellen etwas angepasst. Der Lilienstein ist übrigens ein Tafelberg in der Sächsischen Schweiz.

Das Kaffeegespenst

Am Liliensteine um Mitternacht,
da latscht ein Gespenst durch den Felsenschacht,
das rasselt mit irgendwas furchtbar da rum,
die Leute, die flüstern: „Jetzt geht’s wieder um!“
Nun hätte ja mancher recht gerne erfahren,
was den Geist umtreibt, schon seit so viel Jahren.
Kein Mensch aus der Gegend konnt‘ sich das erklären,
worum in der Schlucht drin er tat sich scheren.
Bis endlich mal einer, Paul Borsig aus Herne,
sich ranschlich voll Mut und Vertraun zu seim Sterne.
Kaum dass es vom Kirchturm tat Mitternacht schlagen,
kam pünktlich ‘s Gespenst im Hemd ohne Kragen,
die knochigen Finger umgriffen ‘nen Topf,
einen Spirituskocher trug’s auf seinem Kopf.
Dann hockte sich’s hin untern Lilienstein
und braute sich Kaffee. Nein, roch der fein!
Befeuert vom Dufte der göttlichen Troppen
Fing Paul an zu blöken: „Ej, mir auch en Schoppen!“
Darauf gab’s einen Knall und der Geist war verschwunden.
Paul Borsig hat man am Morgen gefunden,
der saß schwer verbrüht in ‘ner Kaffeelache.
Das war dem gestörten Gespenst seine Rache.

Foto: Walter Rosch
Foto: Andreas Steinhoff
Autor:

Franz Bertram Firla aus Mülheim an der Ruhr

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